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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 22.1901

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I. Theil: Abhandlungen
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Modern, Heinrich: Geweihte Schwerter und Hüte in den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5948#0149
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Geweihte Schwerter und Hüte in den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses.

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forder solch schwert unserm gnedigsten herrn (Albrecht v. Br.) in annehmung des cardinalats voreret.«
Albrecht von Brandenburg erhielt auf dem Reichstage zu Augsburg 1518 den Cardinalshut, der Kaiser
unmittelbar vorher Schwert und Hut.

Als Päpste, die Kaiser Max I. Schwert und Hut verliehen haben konnten, kommen noch Sixtus IV.,
Innocenz VIII., Alexander VI. und Julius II. in Betracht. Ein Auszug des Breves, mit welchem Alexan-
derVI. diese Geschenke am 6. März
1494 an den Kaiser schickte, ist
unter den Regesten des I. Bandes
dieses Jahrbuches Nr. ig3 abge-
druckt.

Von Gregorovius (Ge-
schichte der Stadt Rom II, 3oi)
wird die Schwertweihe auf Papst
Paul I., der Pipin nebst anderen
Geschenken einen köstlichen De-
gen schickte, zurückgeführt.1 Fast
alle Schriftsteller aber, die sich
mit dieser Ceremonie befasst ha-
ben, geben die Legende, dass Papst
Alexander III. dem Dogen Se-
bastiano Ziani vor seinem Aus-
zuge zur Seeschlacht gegen Otto,
Kaiser Friedrichs I. Sohn, ein
Schwert verliehen habe, als erstes
Beispiel dieser Ceremonie an. Ich
hätte nach dem Vorausgeschickten
wohl kaum noch nöthig, hierauf
zurückzukommen, wenn diese
Legende in der Geschichte der
italienischen Kunst nicht eine
hervorragende Rolle spielte. Be-
kanntlich wurde der Geschichtsmythus vom Papst Alexander III. und dem Dogen Sebastiano Ziani in
vielen Bildern im Saale des grossen Rathes des Dogenpalastes in drei verschiedenen Epochen verherr-
licht: zuerst in 22 Fresken von Guariento, Gentile da Fabriano, Pisanello und Antonio Veneziano in
der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts (zwischen 1365 und 1382); dann, als diese Bilder ihrer Zer-
störung entgegengingen, in ebenso vielen Gemälden, die von den grössten Venezianer Meistern der
Renaissancezeit, von Gentile und Giovanni Bellini, Carpaccio, Alvise Vivarini, Tizian, Veronese und
Tintoretto, gemalt und über die Fresken der Trecentomeister gehängt wurden; als ein Brand im Jahre
1577 den grossen Saal und seine Decoration zerstörte, wurden zwölf dieser Darstellungen erneuert,
die Schwertübergabe insbesondere durch Francesco Bassano.2 So wie die Venezianer zum Ruhme

Fig. 2. Papst Alexander III. verleiht dem Dogen Sebastiano Ziani
ein geweihtes Schwert.
Nach einer Photographie von Anderson in Rom.

kam der Halle'sche Domschatz zum Theile nach Mainz und wurde in den Revolutionskriegen in alle Welt zerstreut. Das
Schwert Max I. befand sich aber nicht mehr unter den 1540 nach Mainz überschickten kirchlichen Kleinodien des Halle'schen
Domschatzes sondern gehörte offenbar zu jenen Reliquien, die Albrecht schon früher in Nürnberg veräussern musste (Bosch
Hans, Die kirchlichen Kleinodien des Cardinais Albrecht: Anzeiger des germanischen Nationalmuseums II, I23f.). Im Jahre
1889 war, wie Müntz berichtet (Revue de l'art chretien 1895, P- 492)> auf der Weltausstellung in Paris eine Schwertklinge
mit dem Wappen Leos X. ausgestellt, vielleicht (?) der letzte, schlecht erhaltene Rest dieses reichen Schwertes.

1 Vgl. E. Müntz, Revue de l'art chretien 1901, p. 252'.

2 Eine erschöpfende Darstellung der Geschichte der beiden ersten Bildercyklen im Saale des grossen Rathes gibt Franz
Wickhoff' im VI. Bande des Repertoriums für Kunstwissenschaft. Dort ist auch eine in der Albertina zu Wien befindliche
Copie Rcmbrandts nach einer Skizze Gentile Bellinis zu seinem nun verlorenen Bilde »Die Schwertverleihung« reproducirt.

XXII. 20
 
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