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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 22.1901

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I. Theil: Abhandlungen
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Modern, Heinrich: Geweihte Schwerter und Hüte in den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5948#0157
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Geweihte Schwerter und Hüte in den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses.

Als Nachfolger seines Schwagers, des unglücklichen Ludwig IL, des einzigen Sohnes Wladislaus II.,
hat der Kaiser dieses Schwert im Erbwege überkommen.

Verliehen hat Papst Julius II. Schwert und Hut aus den
Jahren: 1503 Philipp dem Schönen von Spanien, 1.504 Heinrich VII.
von England, 1505 Ludwig XII. von Frankreich, 1506 Jakob IV.
von Schottland, 1507 Karl III. von Savoyen (Breve vom 28. Jänner
1508), 1509 Wladislaus II. von Ungarn und Böhmen, 1510 der
Schweizer Eidgenossenschaft, 1511 Raymund de Cardona, Vice-
könig von Neapel. Es fehlt nur der Schwertempfänger vom Jahre
1508. Zu Weihnachten 1512 lag Julius II. todkrank zu Bette und
bereitete sich auf den Tod vor. Von den verliehenen Schwertern
sind nebst dem Wiener das bereits erwähnte im Schweizerischen
Landesmuseum in Zürich1 (Fig. 3) und das dem König Jakob IV.
von Schottland übersendete im Museum von Edinburg erhalten.
Das Züricher Schwert, minder kostspielig als das Wiener — die
Scheide und ein Theil des Griffes sind aus vergoldetem Kupfer
—, ist auch nur zum Theile ein Werk des Domenico de Sutri.
Nach den Rechnungen der päpstlichen Kammer erhielt Domenico
100 fl. für das Silber und Macherlohn, der Scheidenmacher
Pietro Mancino 9 fl. 17 bol. für die Scheide und das Futter und
Bernardo Ser Silvano2 12 fl. 14 bol. für den Gürtel des
Schwertes. Da die Scheiden aller erhaltenen drei Schwerter in
der Ornamentik sich sehr gleichen und nur unwesentliche Ab-
weichungen aufweisen, muss Pietro Mancino die Scheide nach'
den Vorlagen des Domenico de Sutri in Kupfer getrieben haben.
So nahe verwandt diese drei Schwerter sind, so verschieden hat
die Unbill verflossener Zeiten ihnen mitgespielt. Weitaus am
besten ist das Wiener Schwert erhalten. Die Klinge des Schwertes
Jakobs IV. ist an der Stelle, wo das Pontificatsjahr geätzt war, ge-
brochen, dort zusammengeschweisst; so ist die Jahreszahl ver-
schwunden; doch wissen wir aus zeitgenössischen Berichten, dass
das Schwert im Jahre 1507 in der Kirche zu Holyrood übergeben
wurde; der Knauf, arg entstellt, hat seine runde Form verloren,
die Delphine der Parirstange wurden schon 1516 von einem
englischen (?) Goldschmiede Matthew Auchinleck erneuert; die
Taschen, abgebrochen und beschädigt, wurden später wieder an-
gelöthet. Die Silberbleche und Emails der Scheide sind theilweise

verloren und beschädigt.3 Wohlerhalten sind die Beschläge des Gurtbandes (Schnalle und Endbeschlag);
auch sie zeigen, sowie das Züricher Schwert, gothische Formen in Filigrantechnik. Gleichen sich diese Be-
schläge an allen drei Wehrgehenken in Stil und Technik, so weisen sie doch in der Ornamentik und An-
ordnung wesentliche Unterschiede auf. Das Wehrgehenk ist in der Zeichnung an allen drei Schwertern
gleich; doch scheint das des schottischen Schwertes nach der Schilderung um eine Farbennuance
(braun) reicher zu sein. Dem Züricher Schwert, sonst gut erhalten, fehlt ein Ende der Parirstange.

Fig. 3. Geweihtes Schwert,
von Julius II. der Schweizer Eidgenossen-
schaft 15 t 1 verliehen.

1 Wir verdanken die Photographie, die das Schwert stärker verkleinert als die Scheide, und einige Angaben über den
Zustand des Schwertes in Zürich der liebenswürdigen Bereitwilligkeit des Directors des Schweizerischen Landesmuseums in
Zürich, Herrn Heinrich Angst.

2 Dieser ist also der ausgezeichnete Meister, der die Gurtbänder zu den Schwertern Julius' II. gewebt hat.

3 Alexander J. S.Brook, Technical description of the Regalia of Scotland: Proceedings of the society of antiquaries
of Scotland, Vol. XXIV (p. 105—114)-

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