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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 22.1901

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I. Theil: Abhandlungen
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Modern, Heinrich: Geweihte Schwerter und Hüte in den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5948#0161
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Geweihte Schwerter und Hüte in den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses.

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päpstlichen Hofes Flaminio de Gatto (in den Mandaten 1565—1567,
fol. 185, und 1567—1571, fol. 6, Magistro Flaminio de Gantis [Ghan-
tis] de Casali Montis Ferrati, anderwärts auch Flaminio Gatto ge-
nannt), vielleicht, wie viele Seidensticker in Rom, ein Niederländer
aus Gent, erhält am 5. December für die Anfertigung des Hutes
63 scudi in Gold = 72 sc. 45 in Silber. Auch Flaminio de Gatto
bezog, wie Communello, einen fixen Gehalt von monatlichen 6 scudi
seit 1. November 1566. Sein Vorgänger auf dem Posten des Stickers
des Papstes war Johann Petrus de Piccinis de Narnia, der am
27. Jänner 1567 als todt erwähnt wird und mit dem Flaminio de
Gatto associirt war (Rom, Archivio di stato, Mandate 1566—1568,
Mandata extra ordinaria, fol. 290' und 302'). Die Ausgaben für die
verwendeten Materialien, Perlen und Sammt sind in den uns er-
haltenen Mandaten nicht angeführt.1

Schwert und Hut des Erzherzogs Ferdinand von Tirol kamen
aus der Ambrasersammlung nach Wien. Im Inventare vom Jahre
1596 sind sie (a. a. O., fol. CCCIV, 447') folgendermaassen be-
schrieben: »Mer ain stackho (stocco) oder schwert sambt ainem
herzoghuet, wellicher den vorbeschribenen (Schwertern Julius' II.
und Gregors XIII.) durchaus gleich ist, allain die hermblen aus-
schleg am huet und das fueter inwendig herausdrennt, die schaiden
alles von silber, durchsichtig (durchbrochen) und vergult, am knöpf
zu baiden selten des bapsts wappen, an der schaiden zu baiden
Seiten sanct Peter und sanct Pauls bildnus, mer des bapsts auf
baiden seiten bildnus und namen; die gürtl von aim gewurkhten
gülden porten, hat 11 vergulte resl, ain vergulten ringen (Schnalle),
am ort ein vergults beschlecht und zu etlichen maln des bapsts
Wappen darauf gestickt (eine Verwechslung mit dem Gurtbande des
Schwertes Gregors XIII.; auf dem Gurtbande des Schwertes Pius' V.

ist das Wappen eingewebt). Solliches schwert und huet hat irer fürstlich durchlaucht erzherzogen
Ferdinand etc. babst Pius der Fünfft presentiren lassen.« Wie hieraus ersichtlich ist, haben die Her-
melinverbrämung und das Futter schon 1596 gefehlt; sonst ist der Hut gut erhalten; nur der Flor des
Sammtes ist stellenweise ausgegangen.

Im Jänner 1568 sandte Pius V. durch den Kämmerer Camillo Capilupo dem Erzherzog Schwert
und Hut.2 Ersterer erhielt aber noch einige mündliche Aufträge an den Erzherzog, um deren wohl-

Fig. 4. Geweihtes Schwert Benedicts XIII.
vom Jahre 1725.

1 Nebst den chronologisch geordneten Mandaten für diese Jahre sind im römischen Staatsarchive auch nach Materien
systematisch geordnete Mandate desselben Inhalts erhalten. Die auf das Schwert und den Hut vom Jahre 1567 bezüglichen
Daten sind aus diesen systematischen Mandaten, die nach Ansicht Dr. Pogatschers später aus den chronologisch geord-
neten zusammengestellt wurden, bereits einmal publicirt worden, und zwar von Mac Swiney de Mashanaglass, Cameriere
segreto di cappa e di spada, in seiner mehrfach citirten Schrift. Hier ist aber dem gelehrten Herrn ein Versehen unter-
laufen. Er wollte die Rechnung für Hut und Schwert publiciren, die Pius V. mit Breve vom 10. September 1567 an Dom
Sebastian, König von Portugal, schickte, und hat die Rechnungen für Schwert und Hut des Erzherzogs Ferdinand veröffentlicht.
Das zweite Pontificatsjahr Pius' V. (am 7. Jänner 1566 gewählt, am 17. Jänner 1566 gekrönt) läuft vom 17. Jänner 1567 bis
16. Jänner 1568. Das dem Erzherzog Ferdinand verliehene Schwert muss also am 24. December 1567 geweiht und im Laufe
des Jahres 1567 angefertigt worden sein. In den Zahlungsanweisungen heisst es auch am 28. Mai 1567 »für die zu machen-
den Auslagen«, am 11. December 1567 »für den nächstens kommenden heiligen Abend« etc. Das Schwert aber, das Pius V.
dem Dom Sebastian schenkte und am 10. September 1567 überschickte, muss zu Weihnachten 1566 geweiht worden
sein und trug sicherlich die Inschrift »Pontificatus Anno I«.

2 Auch die Sendung Capilupos hat in den Mandaten ihre Spur hinterlassen: »Ad exitum. [ Vitellotius, camerarius, |
magnifico domino Joanni Baptistae de Altovitis, pecuniarum camerae apostolicae generali depositario. De mandato etc. et
auctoritate etc. tenore praesentium committimus et mandamus, ut de dictis pecuniis ponas et describas ad exitum ipsius
 
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