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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 22.1901

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I. Theil: Abhandlungen
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Modern, Heinrich: Geweihte Schwerter und Hüte in den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5948#0163
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Geweihte Schwerter und Hüte in den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses.

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köpf, der sich durch bessere Modellirung von dem vorbeschriebenen auszeichnet, an beiden Seiten die
vollrunden Halbfiguren des Drachen, in denen sich die Nachahmung des Schwertknaufes Pius' V. deut-
lich zeigt: bei den seitlichen Drachenfiguren laufen innerhalb der Flügel, wie oben bei den Sirenen,
Zöpfe mit Quasten, an welchen die abschliessenden Rosenguirlanden hängen. Die Hülse, übermässig
in die Länge gezogen, ist wie dort mit Blättern schuppenförmig bedeckt, die beiden Theile sind un-
gleich, der obere grösser, der trennende Ring noch schmäler geworden. Die Parirstange ist der des
Schwertes Pius' V. völlig gleich. Die zweischneidige Klinge ist glatt, ohne Inschrift und Orna-
mentation, 112 Cm. lang, etwas über ein Viertel der Klinge glänzend vergoldet. Zuverlässig ist dies
nicht die Klinge, die ursprünglich zum Schwerte gehört hatte. Dies beweisen schon folgende Dimen-
sionen: bei dem Schwerte Julius' II. misst die Klinge in Centimetern 107, die Scheide 112; bei dem
Schwerte Pius'V. die Klinge 121, die Scheide 128; bei dem Schwerte Gre-
gors XIII. die Klinge 112, die Scheide i3o-5. Die Klinge ist also für die
Scheide zu kurz, was auch in der Abbildung sofort ins Auge fällt, ganz ab-
gesehen davon, dass im Verhältnisse zum Schwerte Pius' V. der Griff von 47-5
auf 54-5 gewachsen, die Klinge aber von 121 auf 112 zurückgegangen
wäre. Die Scheide selbst ist genau so gearbeitet wie die beiden anderen, die
Silberbleche sind noch dünner geworden, weisen dagegän im Ornamente
wieder die Richtung gegen die Spitze auf. Die Ornamente sind durch drei
Medaillons mit dem Wappen des Papstes durchbrochen, über dem mittleren
Medaillon getrieben in Silberblech Tiara und Schlüssel; auf dem Ortbande,
solid gegossen, kehrt das Hauswappen ein viertes Mal wieder. Der Schluss-
knopf hat die Form des Triregnums.

Im Allgemeinen steht dieses Schwert trotz einzelner verbesserter Details
an künstlerischer Durchführung und Feinheit der Ciselirung dem vorher-
geschilderten nach. Das Gurtband (168 Cm. lang, 5 Cm. breit) ist mit roth
contourirtem Ornament auf Goldgrund und durch vier farbig in Flachstickerei
mit Unterlage gearbeitete päpstliche Hauswappen geschmückt. Der Drache
ist in Gold, Blau und Roth, die Edelsteine der Tiara in Blau und Roth, deren
Futter in Blau, beide Schlüssel in Silber ausgeführt. Die Wappenfigur des
Papstes weist also nicht die heraldisch richtigen Tincturen auf. Der Schnallen-
bügel setzt an eine viereckige Platte an, die vorne mit der Inschrift: Gre-
gorius | Decimus Tertius | Pontifex | Maximus | A XI | gravirt ist. Ganz
ähnlich ist der Beschlag am Ende des Gurtbandes ausgestattet.

Der geweihte Hut (auf Tafel XXIII in Seitenansicht aufgenommen) ist
33 Cm. hoch, die herabhängenden Bänder sind 25 Cm., deren goldene Fransen
7 Cm. lang. Auch hier ist in den Nimbus der Taube ein in Gold gestickter

Dreipass eingefügt. Die Kreisausschnitte sind roth, die Füsse der Taube gelb gestickt, das Auge be-
steht aus einem mugeligen Granaten. Im Vergleiche zu dem Hute vom Jahre 1567 sind die Perlen
bedeutend kleiner, der gerippte gelbe Seidengrund der Stickerei-Unterlage tritt deutlich hervor. Der
Sammt ist auch hier schwarz.

Schwert und Hut stammen aus der Ambrasersammlung. Im Inventare vom Jahre 1596 (a. a. O.,
fol. CCCIII, 447) sind sie folgendermaassen beschrieben: »Abermal ain vergulter stackho sambt dem
herzoghuet, so obenheer mit ainem gülden stern, darzwischen guldine flammen mit perl gestickht; der
huet ist sonst von schwarzen perlen (sie) darauf ist der Heilig Geist von perl gestickht, umb den huet
herumb ain guldiner porten, daran hangen 2 Stölln; auf der schnuer sein 3 knöpf, auf dem huet auch
ain knöpf von perl gestickht, der stulph von hörmblen und der huet inwendig auch von hörmblein ge-
rieten; die schaid durchaus silbern und vergult, auf dem köpf ist zu baiden Seiten des bapsts wappen;
die gürtl von ainem gülden porten mit aim vergulten ringen und auf dem ort ain vergults beschlecht,
in der mite 3 guldine resl und 4 mal des bapsts wappen darauf gestickht; und hat solliches schwert

Fig. 5. Schwert
des Erzherzogs Karl,
nachmals Karls V.
 
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