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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 22.1901

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I. Theil: Abhandlungen
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Modern, Heinrich: Geweihte Schwerter und Hüte in den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5948#0164
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Heinrich Modern.

und huet der bapst Gregorius der i3. ir fürstlich durchlaucht den
9. maii anno 1582 durch den Bischof Sporeno presentiren lassen.«
Die Worte: »Der huet ist sonst von schwarzen perlen« sind ein
lapsus calami; es sollte heissen: »von schwarzem Sammt«. Das
Wort Perlen geht voraus und folgt im Satze; daher dürfte der
Fehler stammen. Nicht eine schwarze Perle ist auf diesem Hute.
Dagegen sind auf demselben drei Knöpfe aus Perlen gestickt,
nicht einer, wie es oben heisst. »Die drei Knöpfe auf der Schnuer«
waren wohl nie vorhanden. Das päpstliche Verleihungsbreve ist
weder im Innsbrucker Statthaltereiarchive erhalten noch waren
Herrn Dr. Pogatschers Bemühungen, in Rom eine Abschrift auf-
zufinden, von Erfolg.

Ueberreicht wurden Schwert und Hut durch den erzherzog-
lichen Gesandten in Rom, Bischof von Säben, Franz von Sporeno
am 9. Mai. Der Dankbrief Ferdinands ist datirt: »Oeniponti die
trigesima mensis Maji anno 1582.«1 Also im Monate Mai 1582
erhielt der Erzherzog Schwert und Hut, das stimmt aber keines-
wegs mit der auf Schnalle und Endbeschlag des Gurtbandes ein-
gravirten Inschrift: »Gregorius Decimus Tertius PontifexMaximus
Anno XI.« Papst Gregors XIII. (gewählt i3. Mai 1572, gekrönt
25. Mai 1572) 11. Pontificatsjahr fällt zwischen den 25. Mai 1582
und 24. Mai 1583. Schwert und Hut, die am 9. Mai 1582 in Inns-
bruck übergeben wurden, können bestenfalls aus dem 10. Ponti-
ficatsjahre stammen. Ich erkläre mir das A. XI so, dass das Schwert
ein aufgearbeitetes vom Jahre IX war, dass der Graveur der
Schnalle »IX« und »XI« irrthümlich oder aus Unwissenheit ver-
wechselte. Die Schwertklinge selbst halte ich für ein Erzeugnis
des eben verflossenen Jahrhunderts. Auf den vielfachen Wan-
derungen der Ambrasersammlung zur Zeit der Franzosenkriege
mag die echte Klinge in Verlust gerathen oder gebrochen worden
und durch eine moderne, nur zu kurz gerathene Nachahmung
ohne Inschrift und Ornamentation ersetzt worden sein.

Der Meister des Schwertes ist der Goldschmied des Papstes
Giovanni Paolo Cechino. Die ersten geweihten Schwerter und
goldenen Rosen unter dem Pontificate Gregors XIII. bis 1577
arbeitete Luca Cechino; im Jahre 1577 tritt der eben genannte
Giovanni Paolo Cechino an seine Stelle. Am 23. Juni 1582 erhält
Giovanbattista Cechino für Anfertigung von Rose und Schwert
dieses Jahres die Bezahlung. Giovannbattista dürfte mit Giovanni
Paolo identisch sein. Weder in den Mandaten noch in den Re-
gistri della depositeria generale dieser Zeit ist eine Aufzeichnung
über die Schwerter vom Jahre 1578 ab bis zur eben erwähnten
Zahlung im Jahre 1582 erhalten. Die Bemühung Dr. Pogatschers,
dem ich diese urkundlich belegten Angaben verdanke, blieben
diesbezüglich resultatlos. Dagegen gelang es ihm, den Sticker des
Papstes, der den geweihten Hut anfertigte, in der Person des

1 Vgl. Theiner Augustinus, Annales ecclesiastici contin., Romae 1856 f.
III, 3l3. Die Jahreszahl 1582 ist mit Unrecht bezweifelt worden.
 
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