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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 22.1901

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I. Theil: Abhandlungen
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Modern, Heinrich: Geweihte Schwerter und Hüte in den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5948#0168
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IÖ2

Heinrich Modern.

19. Gregor XIII, P.A. ? (nicht 11) 1581 an Ferdinand von Tirol. Kunsthistorische Sammlungen

des Allerhöchsten Kaiserhauses: Abbildungen wie bei Nr. 11 mit Ausnahme der letzten.

20. Gregor XIV. P. A. 1 (1590) an Prinz Philipp, nachmals Philipp III. Armeria zu Madrid.

21. Clemens VIII. P. A. 2 (1593) an Philipp II. Armeria zu Madrid.

22. Paul V. P. A. 11 (1618) an Philipp IV. » » »

23. Alexander VIII. P. A. 1 (1689) an Francesco Morosini Peloponnesiaco. Venedig, Schatz

von San Marco: Molinier E., Venise, Paris 1889, p. 123.

24. Benedict XIII. Anno Jubilaei( 1725) an Prinz Friedrich August von Sachsen, nachmals August III.

Königl. historisches Museum zu Dresden: Rade, Königl. historisches Museum zu Dresden II, 29.

25. Clemens XIV. A. P. 5 (1773) an F"rancesco Ximenes de Texada di Navarra, Grossmeister

des Malteserordens (f 1775). Paris, Musee de Cluny 5575, Legat des Labouchere (1867),
gilt dort als Schwert eines päpstlichen Leibgardisten! (Photographie.)

Im Anschlüsse sind noch zwei Schwerter der Waffensammlung der kunsthistorischen Sammlungen
zu betrachten, sicherlich päpstliche, geweihte Geschenke, doch keine geweihten Schwerter im fest-
gestellten ritualen Sinne. Das erste (Saal XXVII, Kasten III, Nr. 275) galt und gilt als ein Schwert
Philipps des Schönen. In der Ambraser Inventur vom Jahre 1596 (fol. 319, Jahrbuch, Bd. VII,
p. CCLXXII) wird es einer Rüstung Philipps des Schönen (Saal XXV, Nr. 66) zugezählt, mit der es
nichts zu schaffen hat (»darbei ain schwert in ainer lidern schaiden«). Die Rüstung ist deutsche
Arbeit um 1490; das Schwert italienische Arbeit vom Beginne des XVI. Jahrhunderts.

Die Abbildungen des Griffes (Fig. 5) und der vergoldeten Aetzungen der Klinge (Fig. 6 und 7)
überheben mich einer ausführlichen Beschreibung. Die Klinge ist 74 Cm. lang, das feine geätzte und ver-
goldete Lorbeerblattornament in den Blutrinnen läuft bis zur Spitze; daneben hat der Schwertfeger seine
Marke S| eingeschlagen. Das Schwert präsentirt sich heute nicht mehr in der ursprünglichen Form.
Die offenbar einst kostbarere Fassung ist zum grossen Theile seit Langem verschwunden. Der Knopf,
der daran sich schliessende obere Theil der Hülse und die Parirstange sind neueren Ursprungs. Der
Knopf, aus vergoldetem Messing gegossen, hat die Form einer Cartouche aus der zweiten Hälfte des
XVI. Jahrhunderts und ist deutsche Arbeit,1 das gänzlich unpassende obere Hülsenstück ahmt die
einfachen verschlungenen Linien des Ornaments der echten Hülse nach; auch die Parirstange scheint
späteren Ursprungs zu sein und ist der Form nach vollständig gleich der reich ciselirten und ver-
goldeten Parirstange des unten (Anm. 1) erwähnten Nürnberger Degens aus dem Besitze des E. de
Beaumont im Clunymuseum. Die Ornamente der alten durchbrochenen, ungewöhnlicher Weise concav
eingezogenen Hülse sind aus vergoldeter Bronze geschnitten und liegen auf rothem Sammt auf; an den
Schmalseiten ziehen .sich Filigranornamente in Silber, die mit leuchtendem transluciden blauen ä jour-
Email2 ausgefüllt sind. Diese prächtige Decoration in einer kunstvollen Technik, von welcher so
überaus wenige Stücke auf uns gekommen sind, dass man diese durch Cellinis Beschreibung bekannte
Technik überhaupt angezweifelt hat, ist nur an einer Seite erhalten und erlaubt einen Rückschluss auf
die ursprüngliche Gestaltung des Knopfes.

Das Schwert stammt aus der Ambrasersammlung und galt dort, wie erwähnt wurde, als Schwert
Philipps des Schönen. Der jüngst verstorbene Director der Waffensammlung Wendelin Böheim,3 eine

1 Aehnliche und fast gleiche Formen von Schwertknöpfen finden wir an Degen im königl. historischen Museum zu
Dresden (Rade, Dresden 188 3, Tafel 21a), im Clunymuseum einst in der Sammlung E. de Beaumont (E. de Beaumont,
Fleur des belies epees, Paris 1885, Degen des Nürnbergers Kressenstein, abgebildet auch bei Maindron Maurice, Les armes,
Paris [Quentin], p. 229) und in der Eremitage zu St. Petersburg, einst in der Sammlung des Sir Samuel Meyrick zu Good-
rick Court und in dessen Katalog abgebildet. Alle gelten als deutsche Arbeiten aus dem XVI. und XVII. Jahrhundert.

2 Ueber diese Technik vergleiche man Cellini Benvenuto, Trattati dell' Oreficeria e della Scultura, deutsch von Justus
Brinckmann, Leipzig (Seemann) 1867: Email mit Filigranarbeit, S. 5 6 f.

3 Böheim hat dieses Schwert in seiner Waffenkunde, Leipzig (Seemann) 1890, S. 248, und im Album II, Tafel XVII/2,
abgebildet.
 
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