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Heinrich Modern.
Fig. 9. Aetzungen auf der Klinge des
Schwertes vom Meister Ercole de Fideli.
und empfingen vom Papste Gegengeschenke. So erhielt der drei-
zehnjährige Dom Sebastian von Pius V. Schwert und Hut, so
mag Julius II. dem Erzherzog Karl das Schwert geschenkt haben,
dessen Symbolik nun klar wird. Der Doppeladler des zukünf-
tigen Kaisers (Philipp der Schöne war 1506 verschieden) leistet
der Tiara Obedienz, die Engel des Himmels beschützen dafür
seinen Schild und die Füllhörner des Ueberflusses geleiten ihn.
Ein »geweihtes Schwert« ist das vorliegende schon deshalb nicht,
weil die gänzlich unversehrte Klinge die typische Decoration
nicht trägt.
In einer Beziehung noch interessanter ist das nahverwandte
wenig ältere Schwert (Fig. 8, Saal XXV, Nr. 276), das bisher trotz
seiner künstlerischen Qualitäten keine Beachtung gefunden hat.
Der Griff ist in gleicher Weise wie der des eben geschilderten
später ergänzt worden. Der Knauf ist genau gleich dem eben ge-
schilderten, ja ist aus derselben Form gegossen. Die (echte) Hülse
ist hier nicht mit Sammt sondern mit färbigem Leder unterlegt,
das anorganisch angefügte Hülsenstück ganz glatt aus schlechtem
Messing, das Silberfiligran mit dem ä jour-Email ist völlig aus-
gebrochen, nur der klaffende Spalt verräth seine vormalige Existenz.
Die Klinge ist 86 Cm. lang, gleichfalls mit dem feinen vergoldeten
Lorbeerblattornament, jedoch nur bis zur halben Länge in den
Blutrinnen geziert; dieses Ornament lief einst bis zur Parirstange
und musste theilweise den Aetzungen eines hervorragenden
Künstlers weichen. Der Schwertfeger hat auch hier, wie aus der
Abbildung ersichtlich ist, etwa 3 Cm. über dem Medaillon seine
Marke JJJ eingeschlagen.1 Die Parirstange aus geschwärztem
Eisen ist nur am Dorne vergoldet.
Die Aetzungen (Fig. 9 und 10), in drei Felder getheilt,
weisen zu unterst Laubornament, unter welchem Putti spielen
hierauf eine antike Opferscene, zum Schlüsse ein rundes Me-
daillon, beiderseits von Laubwerk umgeben, auf. Im Medaillon
halten Putti eine Tartsche, auf deren Feld ein steigender Löwe.
Die Wappenfigur ist auf beiden Klingenflächen durch eine nach-
träglich ins Gesenke geschlagene gekrönte Säule fast unkenntlich
gemacht.2
Der Künstler dieses Schwertes ist Ercole de Fideli;3 dies
beweist die Raumeintheilung der verzierten Fläche, die Ab-
1 Aelmliche Marken abgebildet bei Böheim, Waffenkunde, S. 676, als un-
bekanntes, vermuthlich Brescianer Klingenschmiedzeichen, und bei M. v.
Ehrenthal, Führer durch das königliche historische Museum zu Dresden (1899),
S. 8 und 290, als Belluneser Marke.
3 Möglicher Weise kam das Schwert Fidelis in den Besitz Karls V. und
wurde dann mit einer gekrönten Säule bezeichnet, deren zwei Karl V. im
Wappen führte. Der Gustosadjunct der kunsthistorischen Sammlungen, Herr
Dr. H. J. Herrmann, hat für die gekrönte Säule auch an die Familie Colonna
erinnert; in jedem Falle ist aber die Säule später eingeschlagen worden.
3 Von Ercole de Fideli, dem durch das Schwert Cesare Borgias berühmt
gewordenen Goldschmiede, der vor seiner Taufe Salamone da Sesso, Ebreo, hiess,
besitzt die kaiserliche Sammlung zwei Waffen, eine lingua dea, eine ganz herr-
liche Arbeit, und ein dem oben geschilderten nahe verwandtes Breitschwert
Heinrich Modern.
Fig. 9. Aetzungen auf der Klinge des
Schwertes vom Meister Ercole de Fideli.
und empfingen vom Papste Gegengeschenke. So erhielt der drei-
zehnjährige Dom Sebastian von Pius V. Schwert und Hut, so
mag Julius II. dem Erzherzog Karl das Schwert geschenkt haben,
dessen Symbolik nun klar wird. Der Doppeladler des zukünf-
tigen Kaisers (Philipp der Schöne war 1506 verschieden) leistet
der Tiara Obedienz, die Engel des Himmels beschützen dafür
seinen Schild und die Füllhörner des Ueberflusses geleiten ihn.
Ein »geweihtes Schwert« ist das vorliegende schon deshalb nicht,
weil die gänzlich unversehrte Klinge die typische Decoration
nicht trägt.
In einer Beziehung noch interessanter ist das nahverwandte
wenig ältere Schwert (Fig. 8, Saal XXV, Nr. 276), das bisher trotz
seiner künstlerischen Qualitäten keine Beachtung gefunden hat.
Der Griff ist in gleicher Weise wie der des eben geschilderten
später ergänzt worden. Der Knauf ist genau gleich dem eben ge-
schilderten, ja ist aus derselben Form gegossen. Die (echte) Hülse
ist hier nicht mit Sammt sondern mit färbigem Leder unterlegt,
das anorganisch angefügte Hülsenstück ganz glatt aus schlechtem
Messing, das Silberfiligran mit dem ä jour-Email ist völlig aus-
gebrochen, nur der klaffende Spalt verräth seine vormalige Existenz.
Die Klinge ist 86 Cm. lang, gleichfalls mit dem feinen vergoldeten
Lorbeerblattornament, jedoch nur bis zur halben Länge in den
Blutrinnen geziert; dieses Ornament lief einst bis zur Parirstange
und musste theilweise den Aetzungen eines hervorragenden
Künstlers weichen. Der Schwertfeger hat auch hier, wie aus der
Abbildung ersichtlich ist, etwa 3 Cm. über dem Medaillon seine
Marke JJJ eingeschlagen.1 Die Parirstange aus geschwärztem
Eisen ist nur am Dorne vergoldet.
Die Aetzungen (Fig. 9 und 10), in drei Felder getheilt,
weisen zu unterst Laubornament, unter welchem Putti spielen
hierauf eine antike Opferscene, zum Schlüsse ein rundes Me-
daillon, beiderseits von Laubwerk umgeben, auf. Im Medaillon
halten Putti eine Tartsche, auf deren Feld ein steigender Löwe.
Die Wappenfigur ist auf beiden Klingenflächen durch eine nach-
träglich ins Gesenke geschlagene gekrönte Säule fast unkenntlich
gemacht.2
Der Künstler dieses Schwertes ist Ercole de Fideli;3 dies
beweist die Raumeintheilung der verzierten Fläche, die Ab-
1 Aelmliche Marken abgebildet bei Böheim, Waffenkunde, S. 676, als un-
bekanntes, vermuthlich Brescianer Klingenschmiedzeichen, und bei M. v.
Ehrenthal, Führer durch das königliche historische Museum zu Dresden (1899),
S. 8 und 290, als Belluneser Marke.
3 Möglicher Weise kam das Schwert Fidelis in den Besitz Karls V. und
wurde dann mit einer gekrönten Säule bezeichnet, deren zwei Karl V. im
Wappen führte. Der Gustosadjunct der kunsthistorischen Sammlungen, Herr
Dr. H. J. Herrmann, hat für die gekrönte Säule auch an die Familie Colonna
erinnert; in jedem Falle ist aber die Säule später eingeschlagen worden.
3 Von Ercole de Fideli, dem durch das Schwert Cesare Borgias berühmt
gewordenen Goldschmiede, der vor seiner Taufe Salamone da Sesso, Ebreo, hiess,
besitzt die kaiserliche Sammlung zwei Waffen, eine lingua dea, eine ganz herr-
liche Arbeit, und ein dem oben geschilderten nahe verwandtes Breitschwert