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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 22.1901

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I. Theil: Abhandlungen
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Modern, Heinrich: Geweihte Schwerter und Hüte in den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5948#0171
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Geweihte Schwerter und Hüte in den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses.

I65

theilungen der einzelnen Darstellungen, die Zeichnung der schlan-
ken, nackten, überlangen Frauenfiguren, deren Bewegungsmotive,
die charakteristischen Wellenlinien und Einzelheiten der Dar-
stellungen wie die bei Fideli immer wiederkehrenden antiken
Opferscenen, die verschlungenen Füllhörner. Man vergleiche das
Laubornament der beiden untersten Felder mit dem zweiten Felde
auf dem Schwerte Cesare Borgias (Yriarte Charles, Autour des
Borgia, Paris 1891, p. 180), die Opferscene mit der Zeichnung im
Berliner Kupferstichcabinet (ibidem 201) oder mit der Amordar-
stellung auf dem Degen Cesares (152), die eigenartige Tartschen-
form mit dem Bandwerk, mit dem völlig gleichen Schild auf der
Cinquedita des Markgrafen von Gonzaga im Louvre (Yriarte, 204).
Auch das Schwert des Ercole de Fideli stammt aus der Ambraser-
sammlung; so wie das vorige ist es eine Arbeit eines hervor-
ragenden italienischen Goldschmiedes; die späteren identischen
Ergänzungen von Knauf, Ansatz zur Hülse und Parirstange sind
dagegen deutsche Arbeiten aus der zweiten Hälfte des XVI. Jahr-
hunderts. Es kann fast mit Sicherheit angenommen werden, dass
Erzherzog Ferdinand diese Schwerter mit theilweise in Verlust
gerathener Fassung erhalten und deren Ergänzung in Innsbruck
veranlasst hat. Eine mehr als dreihundertjährige Patina hat sich
wohlthätig auf diese Restaurationen gebreitet und sie bisher der
Erkenntnis entzogen. Zu beiden Schwertern befinden sich in den
kaiserlichen Sammlungen glatte, unverzierte alte Lederscheiden;
dass es die ursprünglichen sind, kann weder verneint noch be-
hauptet werden. Ich glaube aber nicht, dass für solche Schwerter
derartige Scheiden angefertigt wurden. Gewiss gehört nicht zu
dem Schwerte Julius' II. das Wehrgehenk aus violettem Sammte
mit geätzten und vergoldeten Schnallen und Beschlägen deutscher
Arbeit, das der Katalog ihm zuweist. Erstere tragen die Feuer-
eisen des goldenen Vliesses wie die deutsche Knabenrüstung
Philipps des Schönen. Der violette Sammt ist eine Unterlage der
durchbrochenen vergoldeten Streifen dieser Rüstung, das Schwert
aber hat rothe Sammtunterlage; zu dieser Rüstung gehört das
Wehrgehenk, dessen Beschläge in der Aetzung ziemlich roh, auch
nicht von dem Meister der Rüstung gearbeitet sind.

Bei einzelnen Abweichungen — die Aetzungen Ercole de
Fidelis sind nicht vergoldet, päpstliche Insignien sind nicht an-
gebracht _ trafen beide Schwerter einen gleichen Charakter.

Eine Analogie mit geweihten Schwertern ist nicht zu verkennen,
wurde auch von Sacken und Böheim hervorgehoben. Man ist des-

(Saal XXVII, Nr. 252 und 277), beide von Yriarte (a. a. 0.) nach Hinweis des
Directors der Antikensammlungen Dr. v. Schneider erwähnt. Ueber Ercole de
Fideli bringt bisher übersehenes archivalisches Material: Bertolotti A., Artisti in
relazione coi Gonzaga duchi di Mantova nei secoli XVI e XVII (Atti e memorie
delle R. Deputazioni di storia Patria per le provincie Modenesi et Parmensi, Serie III,
vol. III, Modena [Vincenzi] 1885, p. 88 f.) Der dort erwähnte Goldschmied ist
Ercole de Fideli (nicht Ercole Panizzato) und aus den Documenten kann mit
ziemlicher Sicherheit sein Ableben in die Zeit zwischen September 1518 und
März 1519 verlegt werden.

Fig. 10. Aetzungen auf der Klinge des
Schwertes vom Meister Ercole de Fideli.
 
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