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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 22.1901

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I. Theil: Abhandlungen
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List, Camillo: Wendelin Boeheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.5948#0253
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WENDELIN BOEHEIM.

»

M

it ihm ist ein Mann von nicht geringer Bedeutung in der historischen Kunstwissenschaft da-
hingegangen, ein Pfadfinder, der, begeistert von seinem Vaterlande, als einer der ersten
ein umfassendes Bild des kunstfreudigen Wirkens unseres erhabenen Herrscherhauses ent-
rollt hat.« Mit diesen Worten hat Boeheim in seinem Nachrufe Ilgs im XIX. Bande dieses

Jahrbuches unbewusst fast seine eigene Charakteristik gegeben. Denn auch er war der Pfadfinder
eines neuen Zweiges der Culturgeschichte, der historischen WafFenkunde, geworden und glühte von
Loyalität und edlem Patriotismus.

Wendelin Boeheim ward am 17. September i832 als zweiter Sohn des Ferdinand Karl Boeheim
und seiner Frau Katharina, geb. Pesshönnig, in Wiener-Neustadt geboren.

Sein Vater, ein gebürtiger Znaimer, hatte sich ursprünglich den Studien gewidmet; durch unglück-
liche Vermögensverhältnisse jedoch gezwungen, musste er dem Studium entsagen und kam kurz vor Be-
ginn der Zwanzigerjahre als Amtsschreiber nach Hörnstein, von dort im Jahre 1821 als Magistrats-
kanzlist nach Wiener-Neustadt, wo er sich als Registrant (seit 12. Juni 1829) grosse Verdienste um die
Registratur und das Archiv durch deren Neuordnung erwarb.

In die früheste Kindheit Wendelins fällt der Tod seiner Mutter (f 2. Juni i834). Seinen Vater,
der nach diesem fürchterlichen Schlage kaum seine Fassung wieder gewonnen hatte, traf durch den
grossen Brand von Wiener-Neustadt (8. September 1834) ein neues grosses Unglück, indem seine ge-
sammte geringe Habe, darunter auch seine wissenschaftlichen Arbeiten, ein Raub der Flammen wurde.
Ja noch mehr! Durch seine dienstliche Anwesenheit bei den Demolierungen der Trümmer holte er
sich den Todeskeim, indem seine ohnehin schwächliche Lunge durch das fortwäh rende Einathmen des
gebrannten Kalkstaubes, so arg mitgenommen wurde, dass er am 3o. Mai 1835, erst 40 Jahre alt, seiner
geliebten Gattin nachfolgte.

xxii. 35
 
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