Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Glück, Gustav: Aus Rubens' Zeit und Schule: Bemerkungen zu einigen Gemälden der kaiserlichen Galerie in Wien
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0007
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AUS RUBENS' ZEIT UND SCHULE.

BEMERKUNGEN ZU EINIGEN GEMÄLDEN DER KAISERLICHEN GALERIE IN WIEN.

Von

Gustav Glück.

ie folgenden kleinen Einzelstudien wollen nicht mehr sein als Bausteine, die ein-
mal zum Aufbau einer Geschichte der vlämischen Malerei im XVII. Jahrhunderte
dienen könnten. Will man Rubens' ungeheurer Bedeutung für alle Gebiete des
vlämischen Kunstschaffens auch im einzelnen gerecht werden, so wird es not-
wendig sein, daß auch die Künstler seiner Zeit, denen man heute wenig Interesse
entgegenbringt, näher und eindringlicher studiert werden. Dasselbe, was die Kunst-
wissenschaft der letzten Jahre für die Nachfolger und Schüler der Holländer Hals

und Rembrandt geleistet hat, wird auch für die des Vlamen Rubens geschehen müssen, dessen Ein-
fluß auf seine Landsleute noch viel mächtiger und andauernder gewesen ist als der jener holländischen
Künstler auf die ihrigen. Ja man kann so weit gehen zu sagen, daß es unmöglich sei, Rubens selbst
zu kennen, ohne die Kunst seiner Zeit und seiner Schule aufs genaueste zu kennen. Seine Einwirkung
ist fast allgegenwärtig; selbst auf den Gebieten, die ihm wenig nahe lagen wie etwa das kleinfigurige
Sittenbild und das Stilleben, kann sie dem aufmerksamen Beobachter nicht verborgen bleiben. Endlich
ist es fast überflüssig zu erwähnen, daß das Studium der eigentlichen Schüler des großen Rubens schon
darum ein dringendes Bedürfnis ist, weil nur, wer die Eigenart jedes einzelnen von ihnen auf das be-
stimmteste erfaßt hat, einmal imstande sein wird, die schwierige Frage nach der Beteiligung von
Schülerhänden an allen großen Unternehmungen des Künstlers endgültig zu lösen. Doch so weit sind
wir heute noch lange nicht.

Von so wichtigen Fragen, die das allgemeinste Interesse erwecken müßten, kann im folgenden
noch nicht die Rede sein. Die Bestimmungen der Gemälde aus Rubens' Zeit und Schule in den meisten
Galerien ruhen auf einer so unsicheren Grundlage, daß es notwendig ist, jede einzelne dieser Bestim-
mungen einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Nicht aus einem persönlichen Grunde möchte ich
hier versuchen, mit der Untersuchung der Gemälde der Wiener Galerie zu beginnen; diese Wahl ist
vielmehr deshalb getroffen worden, weil ich glaube, daß es gerade bei der Wiener Galerie am ehesten
möglich sein wird, die Bestimmungen mit urkundlicher Sicherheit zu verbessern. Keine andere Galerie
der Welt verfügt für diesen Zweck über eine so vorzügliche und so zuverlässige Quelle, wie sie die
kaiserliche Gemäldegalerie an dem (mit Ausnahme einiger weniger späterer Zusätze) im Jahre 1659 ver-
faßten Inventar der Kunstsammlungen des feinsinnigen Statthalters der Niederlande Erzherzog Leo-
pold Wilhelm (1614—1662) besitzt. Dieses wertvolle Schriftstück, das im I. Bande dieses Jahrbuches
veröffentlicht worden ist, kann als das erste mit wissenschaftlicher Genauigkeit verfaßte Verzeichnis
einer großen Kunstsammlung gelten. Die Beschreibungen der Gemälde sind zwar kurz, aber dabei
doch so prägnant, daß die einzelnen Werke ohne große Mühe heute wiedererkannt werden können;

XXIV. 1
 
Annotationen