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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Aus Rubens' Zeit und Schule: Bemerkungen zu einigen Gemälden der kaiserlichen Galerie in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0018
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Gustav Glück.

Fig. 4. Frans Wouters, Heilige Familie mit dem heil. Antonius von Padua.
Wien, kais. Gemäldegalerie.

solchen, die damals als Werke Tizians galten, radiert. Man braucht kaum daran zu erinnern, daß
Rubens eine sehr große Anzahl von Bildern des großen Venezianers kopiert hat und selbst bis an sein
Lebensende der glückliche Besitzer einiger Werke Tizians war. Tizian spielt in seinem Leben
und Schaffen eine große Rolle und gerade die Werke seiner spätesten Zeit, an die sich die Bilder an-
schließen, von denen hier die Rede ist, zeugen sowohl in der Wahl der Gegenstände als auch in der
Auffassung des landschaftlichen Beiwerks und selbst in der Farbe davon, daß Rubens sich vorgesetzt
hatte, ähnliche Wirkungen zu erreichen, wie sie Tizian schon ein Jahrhundert vorher gelungen waren.
Daß trotz dieses Bestrebens völlig neue und individuelle Schöpfungen zutage traten, ist bei Rubens
selbstverständlich, der wohl manchmal Anregungen empfing, niemals aber Nachahmer war.

Die vier bisher Gerard Zegers zugeschriebenen Gemälde, an denen vielleicht noch die außer-
ordentlich feine Durchbildung des Beiwerks von Früchten und Gerät hätte gerühmt werden sollen,
rühren nun nach allem, was bisher gesagt worden ist, von einem vlämischen Künstler her, der unter
Rubens' Einflüsse in Antwerpen gewirkt hat. Nach dem Stil läßt sich die Zeit ihrer Entstehung etwa
in die vierziger Jahre des XVI. Jahrhunderts ansetzen. Wer ist nun der Maler? Unter den bekannteren
Schülern und Nachfolgern Rubens' sucht man ihn vergebens. Das Inventar der Kunstsammlungen Erz-
herzog Leopold Wilhelms gibt jedoch auf diese Frage eine Antwort, die wir als völlig zuverlässig aner-
kennen müssen. Der Maler heißt hier Frans Wouters. Eduard von Engerth hatte schon bemerkt, daß die
beiden Waldlandschaften mit der heiligen Familie und Hagar in der Wüste im Inventar Erzherzog
Leopold Wilhelms unter diesem Namen, nicht unter dem Zegers' vorkommen.1 Doch haben sowohl
Engerth selbst als auch Theodor von Frimmel in seiner Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen (I,

1 «200 vnd 201. Zwey Landtschafften einer Grössen von Öhlfarh auff Leinwath, in der ersten die Historia von Agar
vnndt in der anderen vnnser liebe Fraw siezet in einem Waldt bey einem Prunnen mit dem Christkhindlein auf ihrem Schosz,
vor welchem der heyl. Anthonius de Padua khniedt, vnd auf der Seithen stehet St. Joseph. In gantz vergulden Ramen min
Oxenaugen, auszgeschnitten, jede 5 Spann hoch vnd 7 Span 3 Finger braidt. Beede Originalia von Francisco Wouters,
 
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