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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Aus Rubens' Zeit und Schule: Bemerkungen zu einigen Gemälden der kaiserlichen Galerie in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0034
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28

Gustav Glück.

ziehten und etwa einen Hummer
statt in kräftigem Zinnober in mat-
tem Rosenrot zu malen. Auch in
seinen kleineren und gegenständ-
lich ärmeren Stilleben, von denen
die kaiserliche Galerie ein beson-
ders schönes Beispiel (Nr. i38g,
Engerth 677, Fig. 18) besitzt, wie
auch in seinen am meisten bekann-
ten Fischbänken und den weniger
häufigen Seestücken geht erauf ähn-
liche malerische Wirkungen aus.

Von alledem sieht man nichts
auf dem Stilleben, das uns hier be-
schäftigt. Dem Maler, der es ge-
malt hat, merkt man förmlich die
Lust am Gegenständlichen an; die
Lokalfarben sind ebenso kräftig als
richtig und der malerische Reiz
des Ganzen liegt hauptsächlich in
der sehr geschickten Gruppierung,
die von einem glücklichen dekora-
tiven Geschmack zeugt. Blickt man
nun zurück auf die Entwicklung,
die das vlämische Stilleben unter
dem Einflüsse Rubens' und seines
Mitarbeiters Frans Snyders ge-
nommen hat, so wird man auch
den Maler dieses Bildes derselben
Schule zuschreiben müssen. Da
aber der Einfluß Jan De Heems,
der seit i636 in Antwerpen tätig war, in unserem Stilleben, wie wir gesehen haben, deutlich zutage
tritt, so wird die Annahme höchst wahrscheinlich, daß ein Antwerpner Schüler Jan De Heems
der Maler des Bildes ist.

Doch sucht man ihn unter den bekannten Schülern De Heems vergeblich. Das Inventar Leopold
Wilhelms hilft uns auch hier wiederum aus der Verlegenheit und nennt den bisher unbekannten
Namen des Meisters: «Benedetti von Antorff».1

In den Listen der Antwerpner Lucasgilde begegnet uns nur ein Künstler mit diesem fremd klin-
genden Namen: Andries oder Andreas Benedetti tritt 1636/37 bei dem Maler Vincent Cernevael als
Lehrjunge ein, wird 1640/41 Freimeister und nimmt 1649/50 selbst einen Lehrling, Jan Baptist Lust
mit Namen, auf (Rombouts en Van Lerius, De Liggeren der Antwerpsche Sint Lucas Gilde II, S. 86,
114, 121 und 209). Wichtiger als diese Nachrichten, die die Lebenszeit des Künstlers ungefähr be-
stimmen, ist eine offenbar aus urkundlichen Quellen geschöpfte Mitteilung J. Van den Brandens (Ge-

Fig. 18. Abraham Van Beyeren, Stilleben.
Wien, kais. Gemäldegaleric.

1 «No. 55. Ein grosses Stuckh von Öhlfarb auf Leinwat, warin ein Tisch: darüber ein grüner sammether Döpich mitt
silberen Fraunczen vnd mitt Silber gestickht, darauf!" ein Porcelanaschüessel mit vnderschiedtlichen Früchten, ein grosser
Mechrkreps, ein Lauthen vnndt ein verguldter Pecher, auff der Seithen ein Stuel, darauff eine kleine Schüessel mit drey
Stückhel Schunckhen. In einer schwartzen Ramen, das innere Leistel verguldt, hoch 7 Span 1 Finger vnndt 8 Spann 7 Fin-
ger bräidt. Original von Benedetti von Antorff.» Die kleine Ungenauigkeit am Schlüsse dieser Beschreibung kommt gegen-
über der sonstigen Obereinstimmung, auch in den Maßen, nicht in Betracht.
 
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