Aus Rubens' Zeit und Schule.
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Fig. 22. Jan Davidsz De Heem, Stilleben.
Paris, Louvre.
jener ersten Zeit seines Antwerpner Aufenthaltes vor uns, aus der Zeit, da Andreas Benedetti sein
Schüler war.
Wie groß die Verwandtschaft zwischen Lehrer und Schüler ist, das zeigt uns ein Vergleich dieses
Bildes De Heetns mit Benedettis Arbeiten in Wien und Pest. Nicht nur die Anordnung der Früchte
und Gerate auf dem Holztische ist außerordentlich ähnlich, sondern es kehren auch dieselben Gegen-
stände, die wir auf Benedettis Gemälden in Wien und Pest finden, hier wieder: der Buckelpokal mit
dem Vogelgriff, die schiefgestellte Delfter Schüssel, die angebrochene Pastete, die Laute, die grüne,
silbergestickte Decke mit dem Tischtuch darauf, die gerafften Vorhänge, der Kühleimer mit den bei-
den Flaschen und anderes mehr. Nur die malerische Behandlung des Bildes im Louvre ist feiner, die
Modellierung der einzelnen Gegenstände, besonders der Früchte, runder und weicher, das Ganze hat
mehr Kraft und Plastik als Benedettis Arbeiten.
Ganz ähnliche Eigenschaften erkennen wir in einem zweiten Bilde Jan De Heems, das, wenn
mich meine Erinnerung nicht täuscht, noch größer ist als das Gemälde des Louvre: es ist ein sehr
reiches Stilleben im Städtischen Museum zu Brüssel, wohin es aus der Wilsonschen Sammlung gelangt
ist. Die Bezeichnung des Meisters steht auf einem Notenblatt: Johannes de HeemFecitA0 1641. Nicht
nur das Datum, sondern auch der Stil verweist dieses Werk mit Sicherheit in dieselbe Zeit wie das von
1640 datierte Gemälde im Louvre. Manche Einzelheiten kehren auch hier wieder, wie z. B. die Laute,
der Globus, die Bücher und Noten, die Uhr mit dem blauen Bande u. s. f. In der malerischen Behandlung
steht aber dieses Werk Benedettis Arbeiten näher als das Stilleben des Louvre. Auch findet man hier
ein Motiv, das gerade auch auf dem Wiener Bilde Benedettis vorkommt: eine Schnecke, die, wie auf
dem Tischfuße des Wiener Stillebens, hier an einer Säule hinaufkriecht. Die Figur eines Negerknaben,
der die Säule umfaßt, könnte wohl von einem Antwerpner Maler aus Rubens' Schule herrühren.
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Fig. 22. Jan Davidsz De Heem, Stilleben.
Paris, Louvre.
jener ersten Zeit seines Antwerpner Aufenthaltes vor uns, aus der Zeit, da Andreas Benedetti sein
Schüler war.
Wie groß die Verwandtschaft zwischen Lehrer und Schüler ist, das zeigt uns ein Vergleich dieses
Bildes De Heetns mit Benedettis Arbeiten in Wien und Pest. Nicht nur die Anordnung der Früchte
und Gerate auf dem Holztische ist außerordentlich ähnlich, sondern es kehren auch dieselben Gegen-
stände, die wir auf Benedettis Gemälden in Wien und Pest finden, hier wieder: der Buckelpokal mit
dem Vogelgriff, die schiefgestellte Delfter Schüssel, die angebrochene Pastete, die Laute, die grüne,
silbergestickte Decke mit dem Tischtuch darauf, die gerafften Vorhänge, der Kühleimer mit den bei-
den Flaschen und anderes mehr. Nur die malerische Behandlung des Bildes im Louvre ist feiner, die
Modellierung der einzelnen Gegenstände, besonders der Früchte, runder und weicher, das Ganze hat
mehr Kraft und Plastik als Benedettis Arbeiten.
Ganz ähnliche Eigenschaften erkennen wir in einem zweiten Bilde Jan De Heems, das, wenn
mich meine Erinnerung nicht täuscht, noch größer ist als das Gemälde des Louvre: es ist ein sehr
reiches Stilleben im Städtischen Museum zu Brüssel, wohin es aus der Wilsonschen Sammlung gelangt
ist. Die Bezeichnung des Meisters steht auf einem Notenblatt: Johannes de HeemFecitA0 1641. Nicht
nur das Datum, sondern auch der Stil verweist dieses Werk mit Sicherheit in dieselbe Zeit wie das von
1640 datierte Gemälde im Louvre. Manche Einzelheiten kehren auch hier wieder, wie z. B. die Laute,
der Globus, die Bücher und Noten, die Uhr mit dem blauen Bande u. s. f. In der malerischen Behandlung
steht aber dieses Werk Benedettis Arbeiten näher als das Stilleben des Louvre. Auch findet man hier
ein Motiv, das gerade auch auf dem Wiener Bilde Benedettis vorkommt: eine Schnecke, die, wie auf
dem Tischfuße des Wiener Stillebens, hier an einer Säule hinaufkriecht. Die Figur eines Negerknaben,
der die Säule umfaßt, könnte wohl von einem Antwerpner Maler aus Rubens' Schule herrühren.