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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Aus Rubens' Zeit und Schule: Bemerkungen zu einigen Gemälden der kaiserlichen Galerie in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0045
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Aus Rubens' Zeit und Schule.

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(Nr. n36, gegenwärtig Jan Philips Van Thielen zugeschrieben),1 ferner das grau in Grau gemalte
Damenbildnis (Nr. 1095, gegenwärtig Jan Anton Van der Baren zugeschrieben, Fig. 27),2 wozu später
ein zweites Stück von ganz ähnlichem Gegenstande und ähnlicher Behandlung (Nr. 1096) gekommen
ist, das, obwohl von derselben Hand, doch nach der ganz verschiedenen Form der Cartouche nicht als
ursprüngliches Gegenstück dazu betrachtet werden kann, und endlich von den Blumenumrahmungen
die zu Lievens' Bildnisse Rem-
brandts. Offenbar von dem-
selben Künstler rühren die bis-
her Abraham Mignon zuge-
schriebenen Früchte in einer
Schale (Nr. 1624) her, ein Bild,
das sich erst im Kunstbesitze
Karls VI. nachweisen läßt.

Der Maler dieser Werke
erscheint uns als ein Nach-
folger Daniel Seghers' und zu-
gleich als von Jan De Heem
beeinflußt. Unter den Blumen-
und Früchtenmalern der jün-
geren Generation ist er ohne
Zweifel einer der vorzüglich-
sten. Von Daniel Seghers hat
er wohl die geschickte und an-
mutige Gruppierung, wenn er
auch dessen freien und großen
Schwung nicht ganz erreicht.
Seine Malweise ist dagegen
noch leichter und flüssiger als

Wer ist nun der Maler «von Eckh» oder «Johann von den Eckh»? Theodor von Frimmel, der
auf den Künstler zuerst aufmerksam gemacht hat (Kleine Galeriestudien, neue Folge II, S. 69), wollte
in ihm einen am Hofe Erzherzog Leopold Wilhelms tätigen Dilettanten erkennen. Dazu verführte
ihn der Umstand, daß der Maler an einer Stelle des Inventars Leopold Wilhelms als «Capitain» be-
zeichnet wird. Doch konnte auch ein Berufsmaler diesen Titel führen, wenn er, wie z. B. Peter Van
Avont, Kapitän der Bürgerwehr war. Auch die malerischen Vorzüge der von uns besprochenen Bilder
lassen kaum an einen Dilettanten denken. Nun gibt es in der Tat einen Antwerpner Künstler, den De

von von Eckh zu Brüessel.> Diese Identifikation hat schon Th. von Frimmel (Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen I,
S. 623) mit Recht vorgenommen.

1 «233. Ein Stückhel von Öhlfarb auff Holcz, warin ein Tisch, darauff ein Gläszel stehet mitt acht offnen Näglen. In
einer schwartzen Ramen, hoch 2 Span 6 Finger, braidt 2 Span i Finger. Original von Capitain von Eckh.»

2 «96. Ein Contrafait in einem Schildt von Öhlfarb auff Leinwarth graw in graw einer Damen, untenahn ein Feston
von Blumen vnndt Früchten. In einer schwartz eben Ramen, hoch 3 Spann 8 Finger, vnndt 3 Spann 2 Finger braidt. Original
von" von Eckh.»

3 Von Van der Baren rühren folgende aus der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms stammende Bilder der kaiser-
lichen Galerie her: Die Bronzestatue der Madonna in einem Blumenkranze (Nr. 1107, L. W. 218), die heilige Hostie in einem
Blumenkranze (Nr. 1145, L. W. 47, gegenwärtig Daniel Seghers zugeschrieben, vgl. oben, S. 2), ein Fruchtstück mit der Aus-
sicht auf Schloß und Garten (gegenwärtig im Vorrate der Galerie, L. W. 161). Diesen Werken schließt sich ein bisher der
vlämischen Schule des XVII. Jahrhunderts zugeteiltes großes Stilleben (Nr. i3j6) an, dessen Herkunft nicht bekannt ist. Andere
Arbeiten des Künstlers sind uns durch Reproduktionen in Storffers Miniaturwerk und in Stamparts und Prcnners Prodromus
bekannt. — Nicht von Van der Baren ist das irrtümlich als Gegenstück zur Madonna (Nr. 1107) bezeichnete Bild Christi an
der Säule in einem Blumenkranze (Nr. 1109); nach Angabe des Inventars Erzherzog Leopold Wilhelms (Nr. 221) rührt hier
die Blumenumrahmung von Frans Ykens, die Figur des Heilands aber von Jan Van den Hoecke her.

Fig. 28.

Jan Van den Hecke, Originalradierung.

die Seghers'. Er liebt eine
Zusammenstellung von hellen
und kühlen Farben, die er oft
durch den warmen Goldton
eines aufgebrochenen Pfirsichs,
einer Apfelsine, eines Zweig-
leins von Goldlack u. dgl. un-
terbricht. Gerade im Kolorit
unterscheidet er sich in vor-
teilhafter Weise von dem
dunkeln, schweren Gesamt-
tone, der den Blumenstücken
seiner Zeitgenossen Jan An-
ton Van der Baren3 und
Frans Ykens eigen ist. Am
glücklichsten ist er in der
Wiedergabe des durchsichti-
gen Glanzes der Früchte, wie
Weintrauben, Johannisbeeren,
Weichsein u.dgl.; er übertrifft
darin fast noch Jan De Heem,
der ihm wohl hier als Vorbild
gedient haben dürfte.
 
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