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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Aus Rubens' Zeit und Schule: Bemerkungen zu einigen Gemälden der kaiserlichen Galerie in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0047
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Aus Rubens' Zeit und Schule.

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Privatsammlungen des XVII. Jahrhunderts vor und wurden damals ähnlichen Arbeiten Jan De Heems
gleichgestellt.1 Heute sind nur mehr wenige Gemälde bekannt, die von Jan Van den Hecke herrühren:
eine große Darstellung eines Jahrmarkts mit vielen kleinen Figuren, die Van den Branden, dem wir eine
ausführliche Beschreibung des Bildes verdanken (a. a. O., p. 1016), an Teniers erinnert haben, bei Baron
Frederik de Gilman in Antwerpen (bezeichnet J. V. Hecke Fecit); ein vortreffliches Tierstück, drei
Hunde, die Jagdbeute und Jagdgeräte bewachen, in der königlichen Galerie zu Schleißheim (Nr. 345,
Fig. 29, bezeichnet I. VHECKE A° 1658) und endlich ein paar Bildchen auf Gonzales Coques' ge-
malter Galerie im Haag (Nr. 328). Von seiner Tätigkeit als Originalradierer zeugen eine Folge von
zwölf Tierdarstellungen, die er 1656 radiert und dem Herzog Paolo Giordano Bracciano gewidmet
hat, und eine Reihe von kleinen Figurenstudien, von denen wir eine hier wiedergeben (Fig. 28).
Endlich hat Theodor Van Kessel 1654 eine Folge von 18 Tierdarstellungen nach Zeichnungen Jan
Van den Heckes gestochen.

Diesen Werken schließen sich nun die obengenannten Gemälde der kaiserlichen Galerie an, die uns
eine lebendige Vorstellung von der in den alten Quellen gerühmten Kunst des Meisters im Malen von
Blumen und Früchten geben. Wer noch daran zweifeln könnte, daß der «von Eckh» unseres alten
Inventars mit Jan Van den Hecke ein und dieselbe Person ist, den wird ein Vergleich des Köpfchens
des grau in Grau gemalten Damenbildnisses (Fig. 27) mit dem der Frau auf der hier (Fig. 28) ab-
gebildeten Originalradierung Jan Van den Heckes sicherlich überzeugen: der Typus des Kopfes und
die zeichnerische Behandlung besonders der Haare stimmen völlig überein.

Wann die für Erzherzog Leopold Wilhelm gemalten Stücke entstanden sein mögen, dies läßt
sich mit einiger Sicherheit bestimmen. Wie wir oben gesehen haben, dürfte Jan Van den Hecke in
den Jahren 1644 bis 165g von Antwerpen abwesend gewesen sein. In diese Zeit mag ein Teil seiner
Reisen in Italien, Frankreich und Deutschland fallen, von denen De Bie spricht (p. 401), und jedenfalls
auch ein Aufenthalt in Brüssel, der Residenz Leopold Wilhelms. Die letztere Annahme wird bewiesen
durch die im Inventar des Erzherzogs erwähnte Ansicht der Stadt Grävelingen, die die Initialen Leopold
Wilhelms trug und 1652 gemalt war. Ebenso spricht dafür, daß Theodor Van Kessel, der 1654, wie
wir gesehen haben, eine Folge von Blättern nach Jan Van den Heckes Zeichnungen stach, sich damals
in Brüssel aufhielt, was aus seiner Mitarbeiterschaft an Teniers' Theatrum pictorium hervorgeht. Wenn
Jan Van den Hecke in den Fünfzigerjahren in Brüssel ansässig war, so könnte er auch hier Hauptmann
der Bürgerwehr geworden sein, was den Titel «Capitain», der im Inventar Leopold Wilhelms vorkommt,
erklären würde; dazu würde es passen, daß Jan Van den Hecke sich, nach Antwerpen zurückgekehrt,
weigert, in die Bürgerwehr einzutreten (Van den Branden, a. a. O., p. 1018), vielleicht gerade deshalb,
weil er in Brüssel schon die Würde eines Kapitäns bekleidet hatte.

Die Stücke, die er mit Jan Lievens gemeinsam gemalt hat, unser Bildnis des jungen Rembrandt und
die verschollene Landschaft des Inventars Leopold Wilhelms, müssen vor dieser Zeit, und zwar spätestens
1644 entstanden sein, weil beide Künstler in diesem Jahre Antwerpen verlassen haben und es sich kaum
annehmen läßt, daß sie sich später an einem anderen Orte wieder getroffen hätten. Jan Van den Hecke hat
wohl die beiden Bilder nach Brüssel mitgebracht und sie hier dem kunstsinnigen Erzherzog verkauft.

Der Name Jan Van den Heckes ist mit Unrecht in unserem Jahrhundert der Vergessenheit
anheimgefallen. Als Maler von Früchten und Blumen, wie wir ihn in der kaiserlichen Galerie kennen
lernen, verdient er wirklich neben Daniel Seghers und Jan De Heem den Platz, den ihm seine Zeit-
genossen angewiesen haben. In der Vielseitigkeit seines Schaffens erinnert er an David Teniers den
Jüngeren, in der Art und dem Umfange seines Stoffkreises an einen anderen Landsmann, an Peter
Gijsels, dem er aber an malerischem Geschick überlegen ist.

1 Ein «Topf mit Blumen» («Eenen bloempot, van van Ecke») wird i663 in einer Antwerpner Privatsammlung neben
Werken von Lievens, Brouwer und Teniers erwähnt (Antwerpsch Archievenblad XXI, p. 452). Ein kleines Holzbild, Blumen
und Früchte darstellend, wurde von Jan Erasmus Quellinus auf 150 Gulden geschätzt, ein Preis, der damals auch für ähn-
liche Werke Jan De Heems gezahlt wurde (Van den Branden, Geschiedenis der Antwerpsche Schilderschool, p. 1015).

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