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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Stiassny, Robert: Altsalzburger Tafelbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0055
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ALTSALZBURGER TAFELBILDER.

Von

Robert Stiassny.
I.

wischen Donau und Isar, zwischen Salzach und Inn hat sich im späteren Mittel-
alter ein beachtenswertes Kunstleben abgespielt, über das uns die im Zuge be-
findliche Denkmäler-Inventarisation des Königreiches Bayern in immer weiterem
Umfange aufklärt. Sein Hauptsitz war freilich nicht mehr wie in vorromanischer
und romanischer Zeit das alte Kulturzentrum des deutschen Südostens, das erz-
bischöfliche Salzburg. Der Salzburger Gotik fehlte ein größerer Dombau als Aus-
gangs- und Mittelpunkt und der Kunstpflege des geistlichen Hofes fehlte die
Grundlage des kräftigen Bürgertums, dem das andere «deutsche Rom», Köln, und die oberdeutschen
Reichsstädte ihre Kunstblüte verdankten. Immerhin war das XV. Jahrhundert auch für das Erzstift
eine Periode wirtschaftlichen Aufschwunges. Tauernhandel und Bergsegen hoben den Wohlstand der
Bevölkerung und dieser wieder weckte einen vorher unerhörten Baueifer. An anderthalbhundert spät-
gotischer Kirchen und Kirchlein sind im Laufe des Jahrhunderts im Salzburger Lande entstanden,
das sich als selbständiges Territorium bekanntlich noch weiter in das heute bayerische Grenzgebiet
vorschob. Wohl sind die meisten einfache Landkirchen, alpine Bauten von schlichter Werktüchtig-
keit. Daß es aber für eine höhere Entfaltung der Architektur nur am günstigen Boden, nicht an den
Talenten mangelte, beweist die Herkunft eines der bedeutendsten süddeutschen Gotiker aus dieser
Gegend. Gemeint ist Hans Stettheimer, der 1432 verstorbene Gründer der angesehenen Landshuter
Bauhütte, der Erbauer von St. Martin in Landshut und des Chores der Salzburger Franziskanerkirche.
Stettheimer stammte aus Burghausen a. d. Salzach, dem Hauptorte der freilich 1164 schon an Bayern
gefallenen gleichnamigen Grafschaft. Nach dem Brauche der Zeit waren die Steinmetzen dieser Region
häufig zugleich tüchtige Bildhauer und bewährten sich als solche in den vielen über das Land zerstreu-
ten Grabmonumenten, darunter Meisterwerken der deutsch-gotischen Plastik, wie den Denksteinen der
Fürstpröpste in der Stiftskirche zu Berchtesgaden. Gefördert durch die reichen Marmorbrüche des
Gebirges, ging die Steinskulptur überhaupt führend voran in der Kunstproduktion der Salzachstädte
und des Innviertels. Noch allgemeiner verbreitet war die Bildschnitzerei in dem unerschöpflichen Holz-
lande. Gerade ihre Volkstümlichkeit aber und der gewerbsmäßige Betrieb als Hausindustrie scheint
hier wie anderwärts — im Grödener Tale, im Berner Oberlande und auf den friesischen Inseln — eine
Schranke des künstlerischen Fortschrittes gebildet zu haben. Wenigstens überwiegen handwerkliche
Leistungen auffällig im ehemaligen Stiftslande und in der von Salzburg abhängigen bayerischen Nach-
barschaft bis an den Inn und Hausruckwald. Die besseren Schnitzwerke tragen zudem mehr den
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