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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 26.1906/​1907

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I. Theil: Abhandlungen
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Ebenstein, Ernst: Der Hofmaler Frans Luycx: Ein Beitrag zur Geschichte der Malerei am österreichischen Hofe
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https://doi.org/10.11588/diglit.5946#0193
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Ernst Ebensteiii.

er sicher der bedeutendste der eigentlichen angestellten Hofmaler war und die Darstellung seines Lebens
und seiner Arbeit implicite auch ein Bild der Hof kunst überhaupt geben dürfte. Über das Wesen der
Hofmaler sei hier nur das Notwendigste vorausgeschickt, das zum Verständnis der Stellung und Wirk-
samkeit dieser Künstler notwendig ist.

Die gedruckte Literatur über diesen Gegenstand ist eigentlich so ziemlich mit Schlagers «Mate-
rialien zur österreichischen Kunstgeschichte» im V. Bande des Archivs für Kunde österreichischer Ge-
schichtsquellen erschöpft. Dieser gibt eine Einteilung der Hofmaler in vier Kategorien, die ich, da sie
bis auf einen Punkt richtig ist, im Folgenden dem Sinne nach wiederhole. Die erste Kategorie umfaßt
solche, welche mit einer alljährlich gleichen Besoldung angestellt waren und die Verpflichtung hatten,
alle Aufträge ohne weitere Entlohnung auszuführen; die zweite jene Künstler, die neben ihrem Jahres-
gehalte auch für ihre einzelnen Werke besondere Bezahlung erhielten. Die Auszahlung erfolgte, so
lange die Hofkasse ausreichte, meist in monatlichen Raten; in den überaus häufigen Fällen jedoch, in
denen Rückstände eintraten und nur Abschlagszahlungen geleistet wurden, stellte das Zahlamt «Hof-
praetensionen» oder «Expectanzbriefe» aus, die verzinst und erst bei passender Gelegenheit honoriert
wurden.1 Eine dritte Art Künstler führte den Hoftitel nur auf Grund einer vorübergehenden Tätigkeit
für den Hof, ohne daß damit ein Anspruch auf Gehalt verbunden gewesen wäre; Raphael Donner z.B.
nennt sich öfter «Hof- und Galanteriebildhauer», obwohl sein Name in den Hofzahlamtsbüchern nicht
ein einziges Mal genannt wird. Diese übrigens erst später auftauchende Kategorie entspricht somit bei-
läufig den Kaufleuten, die heute rein formell mit dem Hoftitel beteilt werden. Die letzte Gattung wäre
nach Schlager die der «Kammerkünstler», die ihren Namen daher führten, weil sie aus der «geheimen
Kammer» des Kaisers ihren Gehalt bezogen hätten. Dies ist nicht richtig. «Kammerkünstler» war
gleichfalls ein bloßer Titel. Frans Luycx wird in den Büchern fast stets Kammermaler genannt, wäh-
rend sein Jahresgehalt und auch seine besonderen Bezahlungen in allen Rechnungen und Listen des
Hofzahlamtes ausgewiesen sind.

Von speziellen Verpflichtungen der mit einem Jahresgehalte Beteilten hören wir nichts; besondere
Bedingungen der Anstellung werden nur bei Johann Friedrich Fischer und Philipp Ferdinand Hamil-
ton erwähnt. Die Anstellungen erreichen mit dem Tode des Regenten ihr Ende; doch übernahm die
angestellten Künstler häufig der Nachfolger, indem er sie «konfirmierte».

Das Institut der Hofkünstler reicht natürlich in weit ältere Zeiten zurück. Die alten Wiener
Grundbücher nennen Namen, wie Heinrich Vaschang, Schilter Herzog Rudolfs (i36o); Henricus Stern-
seher, «pictor illustrissimi principis ducis Leopoldi» u. a. Mit förmlichen Anstellungsbriefen und Sold
angestellte Hof künstler treten jedoch erst im XVI. Jahrhundert auf. Von den heimischen Hofkünstlern
der ersten Zeit sind wenig mehr als die Namen und einige Zahlen überliefert; auf die Hofmaler Mat-
thias' II. und die übrigen der Zeit nach unserem Luycx vorangehenden Künstler soll hier nicht weiter
eingegangen werden, um späteren Untersuchungen, die vielleicht noch reiches Material über diese Zeit
zutage fördern können, nicht vorzugreifen.

1 Um ein Bild davon zu geben, in welcher finanziellen Notlage sich damals der Hof befand, sei hier die Einleitung einer
Schuldobligation Kaiser Ferdinands III. vom 15. Februar i63g aus den Akten des Hofkammerarchives in Wien mitgeteilt,

die noch auf die Regierung des Kaisers Matthias zurückgeht; sie lautet: «Wir Ferdinand III.....bekhennen für uns, unsere

erben und nachkhomben hiemit öffentlich und tun khund jedermeniglich. Demnach unser bürger alhie Niclass Lurnfelder
(ein Vorfahr unseres Malers, der in den Akten noch öfter begegnet) uns allerunterthenigist zu erkhennen gegeben, wasgestalten
bei uns er weegen seiner verstorbener hauswürthin Maria Jacobina Lurnfelderin unsern hochgeehrtisten herrn und vorfahrern
am reich, der in gott ruehenden kais. maj. Mathiae höchstseeligister gedechtnus, mit der leib- und mundwäsch verrichten
arbeith wie auch nit weniger weegen eines von weiland Conrad Merzen, gewesten hofrcontralorn, herrirhendn und ihme noch
schuldigen quartierzins, in allen zusambn benenntlichn 1925 fl. rechtmässig zu fordern und zu pratendirn habn,» etc. — Von
der Regierungskanzlei beglaubigte Abschrift vom 14. Juni 1652.
 
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