Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 26.1906/​1907

DOI Heft:
II. Theil: Quellen zur Geschichte der kaiserlichen Haussammlungen und der Kunstbestrebungen des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses
DOI Artikel:
Köhler, Wilhelm: Aktenstücke zur Geschichte der Wiener Kunstkammer in der herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5946#0442
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Geschichte der Wiener Kunstkammer.

iii

Von den hier nicht wiedergegebenen Blättern ge-
hören die von einer Hand beschriebenen Seiten 8q— qo
und 0,3—g4 zusammen; %um Schlüsse werden die ge-
schätzten Gegenstände mit 54.558 fl. bewertet. Die
Nummern sind nicht verzeichnet und die Objektbeschrei-
bung ist so knapp gehalten, daß eine Wiedergabe un-
nötig erscheint.

Man wird berechtigt sein, mit diesen Listen einen
Brief Ferdinands II. vom 10. Juli 161g in Verbindung
-u bringen, in dem er von seinem Vetter, dem Erzherzog
Albrecht, Statthalter der Niederlande, die Zustimmung
Zum Versatz von Kleinodien aus Matthias' Nachlaß
erbittet, um mit dem Erlös das Drängen seiner Söldner
ZU beschwichtigen. Am 3. August bedankt er sich für
Albrechts Einwilligung.1

F. Nr. 370, fol. [)5—g6.

Laut Überschrift faßt die Liste die Objekte zu-
sammen, die aus Matthias' Hinterlassenschaft ausge-
schieden wurden; die voranstehenden Nummmern be-
ziehen sich auf die Nummerierung des Gesamtinventars
A, dem auch die Besclireibung der Objekte entlehnt ist.

Sachlich haben die oben schon erwähnten Rand-
notizen in A und B als Grundlage für F gedient; selb-
ständig ist F nur in zwei Nachrichten vom 20. Septem-
ber, wo beidemal erwähnt wird, daß ihr hochfürstliche
durchlauchten Gegenstände (Nr. 173 und 33g) genom-
men habe, und in den Angaben am Schlüsse, wo es sich
um unnummerierte Objekte handelt.

Da die Randnotizen in A und B jedoch noch nach-
trägliche Entnahmen verzeichnen, so werden danach
beim Abdruck von F dessen Angaben mit Quellennach-
weis vervollständigt werden, so daß man auf diese Weise
unter F vereinigt findet, was überhaupt aus der Masse
des Erblasses in verschiedene Hände übergegangen ist.

Schon die Gruppe E führte in die Kämpfe ein, die
Ferdinand II. um das angetretene Erbe führen mußte.

Das Verzeichnis F spiegelt die politischen Ver-
wicklungen dieser für Österreich so schweren Zeit wieder.
Über ähnliche pekuniäre Verlegenheiten sollte wohl der
Versatz von allerlei Geschirr und Kunstgegenständen
aus Edelmetall hinweghelfen, den F anmerkt, leider
ohne eine Datierung z" geben. Am it. Juli 161g reist
Ferdinand von Wien ab, um sich in Frankfurt um die
Kaiserkrone zu bewerben. Sein Bruder, Erzherzog
Leopold, führt bis -j; seiner Rückkehr im folgenden
Winter die Statthalterschaft; Leopold, neben Albrecht
und Ferdinand der einzige Teilhaber am Erbe, ist die
hochfürstliche durchlaucht, die im Verzeichnis am
häufigsten als Empfänger von ausscheidenden Stücken
genannt wird.

Am 28. August wird Ferdinand atum Kaiser ge-
wählt und für die am ig. September erfolgte feierliche
Krönung waren wohl die Schmuckgegenstände bestimmt,
die in F mit der Bemerkung zur erbhuldigung und dem
Datum 7. und g. September versehen sind.

Unterdessen droht im Osten von neuem die türki-
sche Gefahr; Bethlen Gabor gewinnt im September Diak
Mehmet, Pascha von Temesvdr, z"r Unterstützung seiner
weitreichenden Pläne. Der Vesier Caracasz Mehmet,
Pascha von Ofen, soll in die Unternehmung hinein-

1 Jahrbuch VII, Reg. 4711, und XX, Reg. 17410 u. 17411.

gezogen werden, hält aber —■ wenigstens scheinbar —
an seiner Neutralität fest.1 Das hat ihm wohl das Ge-
schenk aus Matthias' Nachlaß eingetragen, das F unter
dem 12. September verzeichnet.

Die übrigen Ausscheidungen sind durch Vorgänge
mehr privaten Charakters veranlaßt. AuJJer verschiede-
nen Schenkungen an Glieder des Adels bei Hofe kom-
men vor allem wertvolle Objekte als Erbgut an den
schon erwähnten Erzherzog Albrecht; ein anderer Teil
wird z><r Hinterlassenschaft des Erzherzogs Maximilian
(f 161S) geschlagen, wozu die Liste, die unter L behan-
delt wird, zu vergleichen ist.

Die bisher behandelten Gruppen beschäftigen sich
sämtlich mit ein und derselben Masse von Objekten,
einem bestimmten Teile von Matthias' NachlaJJ. In den
folgenden handelt es sich um Gegenstände, die in A
— der Grundlage der Gruppen B bis F — nicht vor-
kommen.

G. Nr. 370, fol. 153—160.

Laut Überschrift ein Verzeichnis des kaiserlichen
Bilderbesitzes, soweit er sich in der Neuen Burg in
Wien befand, jedoch auch einige plastische Arbeiten,
Stickereien etc. enthaltend; sorgfältig von einer Hand
geschrieben, die in beiden Faszikeln nicht wiederkehrt.
Eine Datierung fehlt.

H. Nr. 371, fol. 133—ig8.

Die Gruppe zerfällt in jpi>e; Lagen, deren erste
durch fol. 153—158 gebildet wird. Der Inhalt dieser
ersten Lage ist kein einheitlicher. Auf fol. i53 stehen
oben die groß und kräftig gescliriebenen Worte: Ver-
zaichnus aller und jeder ■—; dann folgt bis fol. i54'
unten das Resultat offenbar einer Inventuraufnahme in
den kaiserlichen Privatgemächern, das mit den Worten
schließt: Neue türgische erkaufte teppich, (so) dem
tappezier überantwortet seien worden laut schein den
28. juni 1619.2 Auf fol. i55 oben beginnt dann ohne jede
nähere Bezeichnung, ohne Absatz, yv'e es ■sc'le'"' von
derselben Hand herrührend, ein Verzeichnis von Bildern
und einigen plastischen und gestickten Arbeiten mit fort-
laufenden Nummern. Unter diesen Umständen er-
scheint es statthaft, die Notiz mit dem Datum 161g
auch für die Datierung des Bilderverzeichnisses zlt ver-
wenden. Der Schreiber von H hat große Stücke von A
geschrieben.

Man glaubte früher ein Inventar der Rudolfini-
schen Kunstkammer aus dem Anfang des XVII. Jahr-
hunderts z" besitzen, das auch die Bildersammlung
umfaßte. In diesem Jahrbuch, Bd. XXV, S. XXff.,
wurde es zum ersten Male vollständig von Zimmermann
publiziert, zugleich aber von ihm ein datiertes ^weites
Exemplar herangezogen, nach dem es zwar den Präger
Bestand an Kostbarkeiten verzeichnet, aber erst aus dem
Jahre 1621 stammt. Nun finden sich in den im XX. Band
dieses Jahrbuches veröffentlichten Regesten aus dem
k. u. />-. Haus-, Hof- und Staatsarchive gelegentlich
Nachrichten über Ankaufsverhandlungen von Bildern,
die Rudolf IL durch seine Agenten im Auslande führen
ließ. Aus ihnen geht hervor, daß eine Anzahl von

1 Khevenhiller, Atmales Ferdinandei, IX. Theü, Sp. 7/6.

2 Der Schein hat sich in den Wolfenbüttler Faszikeln erhalten
und wird unter Gruppe M behandelt werden.

a *
 
Annotationen