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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

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I. Theil: Abhandlungen
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Gruenwald, Alois: Über das Schicksal des Ilioneus
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https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0165
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Über die Schicksale des Ilioneus.

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bewahren. Er machte sich durch ein Spottbild auf Papst Clemens VIT in FIn

i53o aus seiner Vaterstadt flüchten. Ungefähr um diese Zeit, vielleicht noch eTwasfrun! ^ ^
seine Antikensammlung verkauft haben, wobei ein Teil derselben an Monsignore ■Gadd^' 7 ^
unter das von Vasari ausdrücklich erwähnte Lette! di Polycleto. 3 1 §S angte' dar"

Diese Veräußerung an Gaddi, einen gebürtigen Florentiner, der aber die WiirrU • v, ■
der apostolischen Kammer beklei-
dete, ist für uns besonders des-
wegen wichtig, weil sie erklärt,
wie Antiken Lorenzo Ghibertis
ihren Weg nach Rom nahmen.

Noch 1550, also acht Jahre
nach Giovanni Gaddis Tode, sah
Aldroandi in dessen Hause auf
Monte Citorio eine ganz stattliche
Zahl von Antiken; doch dürften
diese nur den Rest der Sammlung
darstellen, die der kunstfreund-
liche Mann während seines Le-
bens erworben hatte. Die übrigen
Stücke scheinen damals schon in
den Besitz römischer Sammler
übergegangen zu sein.

Läßt uns die Überlieferung
auch hinsichtlich des Schicksals
der meisten von ihnen im Stiche,
so gibt sie uns doch wenigstens
einen Fingerzeig. Ligorio berich-
tet nämlich in seinem Nachlaß
(letztes Viertel des XVI. Jahrhun-
derts), ein Letto di Polycleto sei
aus dem Besitze Gaddis nach des-
sen Tode in die Sammlung Kar-
dinal Ridolfo Pios da Carpi ge-
langt, von diesem hätte es sein
Bruder geerbt, der es später Her-
zog Alfons II. von Ferrara über-
lassen habe.1 Nun wissen wir
durch Vasari, daß sich Gaddi un-
zweifelhaft im Besitze eines Letto befand, und zwar desjenigen aus Ca Ch'

aber durch einen Brief Alessandro Grandis an Herzog AIfons&fest daßT ^ 3ndererSeitS Steht

Letto aus dem Besitze des Bruders und Erben Ridolfo Pios 1 ~ ' • * as von Llgorio beschriebene

Fig. 2.

Bronzeplaquette Ulocrinos (vergrößert).
Berlin, Kaiser Friedrich-Museum.

ing.2 Inwie-

'ios da Carpi an den Herzog übergi
weit Ligorio, dem eine Reihe von Fälschungen auf Papier und Stein nachgewiesen sind,3 an der von
uns herangezogenen Stelle sonst seiner Phantasie die Zügel schießen ließ, ist für vorliegende Unter-
suchung ohne Belang. Denn auf jeden Fall läßt sich durch Gaddi ein Zusammenhang zwischen der Samm-
lung Ghibertis und jener des Kardinals Carpi herstellen. Und dies ist für
da im Besitze desselben Kunstfreundes auch der Ilioneus auftaucht

uns von höchster Bedeutung

1 Die Stelle ist abgedruckt bei Schlosser, a. a. 0., S. 129.

2 Der Brief ist abgedruckt bei Schlosser, S. i3i;

3 Vgl. Schlosser, a. a. O., S. 128, Anm. 2.

; wir zitieren ihn auf S. 159, Anm.

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