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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Fälschungen auf Dürers Namen aus der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0011
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Gustav Glück.

vnnser liebe Fraw siezt mit dem Jesuskindl auf dem Schosz, vnndt der heyl. Joseph auff dem Tisch ligt
vnndt schlafft, darbey die Englen musicieren. Mit der Federn auf Papier gerissen vnndt mitt vnder-
schiedtlichen Farben schattiert. Original von Albrecht Dürer.» (Vertzaichnusz der Zaichnungen vnd
Handtrüsz Nr. 336.) Dieses Blatt ist ohne Zweifel mit der herrlichen Zeichnung identisch, die — wir
wissen nicht, auf welchem Wege — in die Kunstsammlung zu Basel gekommen ist.1

Das zweite Original, ebenfalls eine Handzeichnung, befindet sich heute, stark vergilbt, in der
Sammlung Blasius in Braunschweig (Lippmann Nr. 144); es wird im alten Inventare folgendermaßen
beschrieben: «Ein Stückhel, warin eines alten, melancolischen Weibs Prustpildt vnndt ober ihrem Kopf

Fig. 4. Hanns Hofmann, Christus unter den Schriftgelehrten.
Zeichnung in der Budapester Nationalgalerie.

ein rechte Hand mit einem Pixl. Auf weisz Papier mit der Feder gerissen. Von Albrecht Dürer.» (Ver-
tzaichnusz der Zaichnungen vnd Handtrüsz Nr. 318.) Hier ist die Urheberschaft Dürers von Friedrich
Lippmann bezweifelt worden, doch möchten wir das Blatt wohl als eine frühe, wenn auch nicht be-
sonders hervorragende Arbeit des Meisters anerkennen.

Im übrigen sucht man unter den erhaltenen Werken der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms
vergebens nach Originalen von Dürer. Auch eigentliche Kopien kommen nur ganz wenige vor. Unter
diesen ist vor allem das Bildnis eines etwa zwölf-bis vierzehnjährigen Mädchens zu nennen: «Ein Contra-
fait von Öhlfarb auff Holcz eines jungen Mägdels mitt einem rothen Kappel auf dem Haubt, daran ein
Kleinodt von Robin mit einen Perl hängt . . . Copia nach Albrecht Dürer.» (Mahlerey von teütsch
vnndt niderländischen Mahleren Nr. 741.) Diese Kopie war noch im Anfange des XVIII. Jahrhunderts

1 Abgebildet bei Anton Springer, Albrecht Dürer, Berlin 1892, S. 90.
 
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