Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Glück, Gustav: Fälschungen auf Dürers Namen aus der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0013
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

Gustav Glück.

Eine andere noch ziemlich frühe Nachahmung, die mit Sicherheit als Fälschung betrachtet werden
kann, ist folgendermaßen im Inventar der Sammlung beschrieben: «Ein Stückhel auf Glasz geschrieben,
da Christus der Herr nach der Abnehmbung vom Creutz auf der Erden ligt vnndt der heyl. Johannes ihn
beym Leib haltet, auch vnser liebe Fraw mitt zusamben geschlagenen Händten vor ihm khniet, darbey

auch 2 andere heyl. Frawen stehen.
Mit vergulden Pley eingefasst . . .
Von Albrecht Dürer Original.»
(Mahlerey von teütsch vnndt nie-
derländischen Mahleren Nr. 776.)
Dieses Glasbild, auf einem Täfel-
chen mit dem Monogramm Dürers
und der Jahreszahl 1504 bezeich-
net, befindet sich heute in der
kunstgewerblichen Sammlung des
Hofmuseums (Taf. II). Dürers Bio-
graph Moritz Thausing hat es noch
für echt gehalten. Später wurde
es von der öffentlichen Ausstel-
lung ausgeschlossen, weil es frag-
lich schien, ob es sich nicht um
eine moderne Fälschung handle.
Dieser Ursprung wird aber ausge-
schlossen durch den Nachweis der
Herkunft des Glasbildes aus der
Sammlung des Erzherzogs Leo-
pold Wilhelm. Es wurde aller-
dings erst im Laufe des XIX. Jahr-
hunderts im Wiener Kunsthandel
für die kaiserliche Sammlung er-
worben, doch scheint uns die
Identität mit dem Stücke der erz-
herzoglichen Sammlung sicher,
zumal ja so viele Kunstwerke aus
der kaiserlichen Sammlung beson-
ders im XVIII. Jahrhundert in pri-
vate Hände gekommen sind. Daß
diese Glastafel nicht von Dürer
herrühren kann, beweisen, trotz
der sehr geschickten Nachahmung
der Helldunkeltechnik des Mei-
sters, die Formen, die nur ganz
im allgemeinen Dürers Stile fol-
gen, keineswegs aber in das Jahr 1504 passen würden. Doch steht hier noch manches Dürers Empfin-
dung so nahe, daß wir eine verhältnismäßig frühe Entstehung, nicht sehr lange nach Dürers Tode,
annehmen dürfen.

Ebenfalls noch zu den frühen Nachahmungen gehört eine Nummer, die ganz kurz beschrieben ist:
«Ein Holczschnidt eines Contrafait. Von Albrecht Dürer Original.» (Verzaichnusz der stainenen, me-
tallenen Statuen, anderer Antiquitäten vndt Figuren Nr. i83.) Hier ist offenbar nicht nach dem heuti-
gen Sprachgebrauch ein Abdruck eines Holzschnittes sondern der Holzstock selbst zu verstehen, von

Fig. 8. Kopie nach Dürers Selbstbildnis vom Jahre 1484.
London, Britisches Museum.
 
Annotationen