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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Fälschungen auf Dürers Namen aus der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0015
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Gustav Glück.

Miniatur- und Gummifarben war und den Albrecht Dürer so fleißig kopierte, daß viele seiner Arbeiten für
die Dürerschen Originalien verhandelt worden seien; er sei dann zu Kaiser Rudolf II. nach Prag gekom-
men. Dem vermögen wir aus urkundlichen Nachrichten1 hinzuzufügen, daß er auch in Ol gemalt hat und
tatsächlich von 1585 an bis zu seinem Todesjahre 1592 als Diener und Hofmaler Kaiser Rudolfs II.
erwähnt wird. Daß nun wirklich Hofmann der Maler unseres Bildes sein könnte, dafür spricht vor allem

der Umstand, daß alle Vorlagen,
die er zu dem Bilde gebraucht hat,
mit alleiniger Ausnahme des Heller-
schen Altars, in den achtziger Jah-
ren des XVI. Jahrhunderts in Prag
zusammen zu finden waren: hier
konnte er das Allerheiligenbild,
dessen Figuren auch in den Far-
ben getreu kopiert sind, das Rosen-
kranzbild und endlich die reiche
Kupferstich- und Holzschnittsamm-
lung des Kaisers benutzen. Von
dem Hellerschen Altar hatte er
vielleicht selbst einzelne Köpfe
schon früher kopiert; das Bild ist
auch im XVI. Jahrhundert schon
nachgezeichnet worden, wie eine
Nachzeichnung der ganzen Kompo-
sition in der Sammlung Bonnat in
Paris beweist (Lippmann Nr. 354),
die früher Dürer selbst zugeschrie-
ben worden ist.2

rDaß Hofmann wirklich ganz
tP Jb^Jm f *n dieser Weise gearbeitet hat, be-

^ •'"Tfei weist eine Zeichnung3 der Pester

Nationalgalerie (Fig. 4). Es ist der
Entwurf zu einem Bilde, das nach
einer Mitteilung Josef Meders vor
einigen Jahren im Wiener Verstei-
gerungsamte auftauchte, dessen
gegenwärtiger Aufbewahrungsort
uns aber unbekannt ist. Das Blatt
ist mit dem Monogramm des

Künstlers bezeichnet und stellt Christus unter den Schriftgelehrten vor. Die Komposition erinnert nicht
sehr an Dürers bekanntes Gemälde der Barberinischen Sammlung, sie scheint von Hofmann selbständig
entworfen zu sein und auch die meisten Köpfe der Schriftgelehrten haben keine Ähnlichkeit mit Dürer-
schen Typen. Auffallend ist aber bei diesem Entwürfe zu einem Gemälde, daß die Hauptfigur des Chri-
stus samt den Händen und Ärmeln wie auch die Hände des links sitzenden Schriftgelehrten nur in Um-
rißlinien gegeben sind, während die übrigen Figuren mit ziemlich eingehender Schraffierung ausge-
führt sind. Die Erklärung ist sehr einfach: Hofmann hat für die unausgeführten Partien Zeichnungen

Fig. 9. Maria mit dem Kinde.
Hamburg, Webersche Sammlung.

• Veröffentlicht in diesem Jahrbuch VII, S. CCXXII1 und CCXXIV.

2 Lippmanns Zweifeln hat sich hier auch Heinrich Wölfflin (Die Kunst Albrecht Dürers, S. 151, Anm. 1) angeschlossen.

• Zuerst veröffentlicht von Schönbrunner und Weder, Handzeichnungen aus der Albertina, Nr. 948.
 
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