Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Glück, Gustav: Fälschungen auf Dürers Namen aus der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0018
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Fälschungen auf Dürers Namen aus der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms.

frühreifen Schaffens, hat in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts ein liebevolles Interesse erweckt,
wie alle Erinnerungen an den großen verstorbenen Künstler. Ein Beweis dieses Interesses ist eine Kopie
dieses Blattes, die sich im Britischen Museum befindet (Fig. 8) und auf die wir von unserem Kollegen
Dr. Weixlgärtner freundlichst aufmerksam gemacht worden sind. Der unbekannte Kopist, der wohl im
Kreise der rudolfinischen Künstler zu suchen ist, hat darunter geschrieben: «Anno 1576 am 4. Februari
machet ich diss Conterfect von dem ab,
welches der weitberümbt Albrecht Dürrer
mit aigner hanndt gemacht dartzu er Selb-
sten geschrieben Also: Das habe ich aus
einem Spiegel nach mir selbst conterfet
in 1484 Jar da ich noch ein kind war.
Albrecht Dürer.»

Daß jenes Aquarell der Madonna
wirklich von Daniel Fröschel herrührt,
beweist außer der alten Inschrift ein
Aquarell mit der Darstellung des Sünden-
falles in der Albertina,1 das von Josef Me-
der zuerst mit vollem Recht dem Meister
zugeschrieben worden ist und neben den
Anfangsbuchstaben des Namens und der
Jahreszahl 1604 auch das redende Zeichen
des Künstlers, einen Frosch, enthält. In
der technischen Behandlung des Aqua-
rells ist das Blatt der Madonna sehr nahe
verwandt. Von den übrigen Arbeiten Frö-
scheis läßt sich heute nur noch eine
nachweisen. Zur Zeit seines Lebens galt
er als besonders geschickt in der Darstel-
lung von Tieren, Blumen und Pflanzen
und es ist recht wahrscheinlich, daß er
auf diesem Gebiete sich besonders auf
die Nachahmung der Dürerschen Aqua-
rellstudien geworfen habe. Auch als Bild-
nismaler war Fröschel tätig. Seinen kai-
serlichen Herrn hat er mehrere Male
gemalt: eines von diesen Bildnissen Ru-
dolfs IL, auf Atlas gemalt, war in Phi-
lipp Hainhofers Stammbuch, ein zweites auf Pergament in der Sammlung Karls I. von England.2 Das
zuletzt genannte, ein Rundbild von sieben Zoll Durchmesser, ist noch heute im königlichen Schlosse
Hampton Court (Nr. 63o) erhalten.

Um wieder zur Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms zurückzukehren, so finden wir hier noch
eine Madonna, die als Kopie nach Albrecht Dürer beschrieben wird: «Ein Stückhel von Ohlfarb, auf
Holcz, warin vnser liebe Fraw mit dem Kindl auf ihrem rechten Armb, welches einen Apfel mit bee-

Fig. 12. Maria mit dem Kinde.
London, Kunsthandel.

1 Abgebildet bei Schönbrunner und Meder, Handzeichnungen aus der Albertina, Nr. 1200.

2 Vgl. Vertue, A Catalogue and Description of King Charles the First's Capital Collection, London 1757, p. 3g: «Done
by Mr. Frossley the Emperor Rodolph's Limner. Another limned picture . . . of the Emperor Rodolphus the second, painted
upon parchment, being transparent to be seen on both sides holding against the sky; given to the King by his Majesty's
apothecary Mr. John Wolfrumlar.» Aus Fröscheis Nachlaß scheint Karl I. für seine Sammlung dreiundzwanzig Gemälde ita-
lienischer Meister erworben zu haben, von denen einige noch heute erhalten sind.

2*
 
Annotationen