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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Fälschungen auf Dürers Namen aus der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0037
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3o

Arpad Weixlgärtner. Zu Dürers Anbetung der Könige in den Uffizien.

für Fabers Quelle wenigstens als möglich zuzugeben wäre. Tatsächlich erweist sich bei näherer Prü-
fung die scheinbar so exakte Beschreibung auch sonst nicht als durchaus zuverlässig. So heißt es, der
älteste der drei Könige sei «mit einem güldenen Ober-Kleide angethan»; das ist nicht richtig, denn er
hat einen roten, pelzverbrämten Mantel um, der bloß über der Brust ein Stück des goldenen Unter-
gewandes sehen läßt. Es heißt ferner von dem Kästchen, das jener König darbringt, daß «darinne gül-
dene Geschenke sich praesentirten»; das ist wieder nicht richtig, weil das Kästchen geschlossen ist und
man seinen Inhalt gar nicht sehen kann. Weiter heißt es: «Zu denen Füßen Mariä stund des Mahlers
Nähme auf einem viereckigten Plätzgen, durch den Anfangs-Buchstaben A. angezeiget»; auch das ist nicht
ganz richtig, denn Dürers Signatur ist natürlich das Monogramm A. D. und dieses steht samt der Jahres-
zahl 1504 auf einem vom Bildrand überschnittenen Haustein. Diese Ungenauigkeiten drängen einen
dazu, es für ganz wohl denkbar zu halten, daß der heil. Josef bei Faber nicht der Beobachtung, sondern
der allzu eilfertigen Einbildungskraft oder dem gewohnheitsmäßigen Schlendrian des Beschreibers sein
Dasein verdankt. Die aus der Luft gegriffene Zutat würde übrigens durch die Auslassung des Mohren-
sklaven mit der großen Reisetasche rechts, der doch wahrlich auffallend und sonderbar genug ist, ge-
wissermaßen an Wahrscheinlichkeit gewinnen.

Kann ich selbst aber mir schließlich kaum vorstellen, wo der heil. Josef auf dem Florentiner
Bilde jenseits Mariae eigentlich Platz finden sollte, so meine ich doch, daß das letzte, entscheidende
Wort über Glücks interessante Hypothese einem erfahrenen Restaurator zusteht, der das Original gründ-
lich untersucht; denn Fabers dezidierte Postierung des heil. Josef an eine Stelle, wo er auf allen anderen
Dürerschen Darstellungen desselben Gegenstandes auch wirklich vorkommt, gibt auf jeden Fall zu
denken.
 
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