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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Röttinger, Heinrich: Breu-Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0042
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Heinrich Rüttinger.

Koloristisch vermitteln sie tatsächlich zwischen den kleinen Orgelflügeln und der Kaufmannschen Ma-
donna von 1521. Die Buntheit hat abgenommen und mittels der tiefen und breiten Schatten, die im
Fleische zuweilen ins Grüne gehen, scheint der Maler eine Einheitlichkeit der Stimmung angestrebt zu

haben, ähnlich der, die er im
Kaufmannschen Bilde durch den
Lasurton selbst erreichte.

Kurze Zeit vor den kleinen
Orgelflügeln dürfte das Samson-
bild der Öffentlichen Kunstsamm-
lung in Basel1 gemalt worden
sein. Es hat mit jenen die derbe
Formgebung und das Schwelgen
in Renaissancemotiven gemein,
steht jedoch, was ihre perspek-
tivische Wiedergabe betrifft, hin-
ter den Orgelflügeln zurück.
Niellen oder ähnliche Erzeugnisse
des italienischen Stiches, wie Breu
sie für die Dekoration des Sam-
sonbildes benutzte, hatte er in
den 1515 entworfenen Zeichnun-
gen für das Gebetbuch des Kai-
sers Maximilian reichlich verwer-
tet. Er greift auch noch später
auf sie zurück, wenn er unver-
fälschte Antike geben will (Lu-
cretia). Mit dem Goliath des Ge-
betbuches (Tafel gi der Ausgabe
Giehlows) vergleiche man den zu
Boden geschlagenen behelmten
Philister vorne im Bilde, mit dem
Kopfe rechts unten in der Ecke
die Typen der beiden bartlosen
Männer auf der Innenseite des
rechten kleinen Orgelflügels.

Bisher waren wir nur auf
Reste Breuscher Altäre gestoßen.
Ein bis auf die Staffel vollständiger ist uns im Ursulaaltare der Dresdener Galerie erhalten.2 Gelegent-
lich wurde die Bemerkung gemacht, die Form der Schiffe auf der Haupttafel bekunde die persönliche

Fig. 2. Nicoletto da Modena, Stich (B. 62) nach Dürer (B. 75).
Wien, Hofbibliothek.

dem anderen Bilde, der die Kleidung trägt, in der ihn Breu auf einem der Münchener Scheibenrisse (Tafel 17 bei Dörnhöfifer)
und früher noch der alte Holbein auf der Silberstiftskizze des Berliner Kabinettes gezeichnet hatte, gewährt keinen Anhalts-
punkt, da der Kaiser vor wie nach seinem Tode auf augsburgischen Bildern eine Rolle spielte (vgl. Burgkmairs Sebastiansbild
im Germanischen Museum in Nürnberg, das Meitingsche Epitaph Breus, Ambergers Dombild in Augsburg). Am ehesten könnte
zur ungefähren Datierung der Mann mit dem Kinde links in der Ecke des Flügels mit der Himmelfahrt Mariae dienen, wenn
sich, was wahrscheinlich ist, in diesen Figuren nach Holbeins Vorgange auf der Paulusbasilika Breu selbst mit seinem Sohne
dargestellt hat. War der junge Breu, wie Dörnhöffer (S. 16) annimmt, 1520 acht- bis zehnjährig, so müßte die Vorzeichnung
für den Orgelflügel einige Jahre vor 1520 gemacht worden sein, da der kleine Breu darauf höchstens sechs Jahre zählen
kann. Das nur so nebenbei; eine genaue Datierung ist darauf nicht zu basieren.

1 Photographie von A. Höflinger in Basel.

2 Aufnahmen von R. Tamme in Dresden.
 
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