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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Röttinger, Heinrich: Breu-Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0059
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52

Heinrich Röttinger.

Im wesentlichen behalten die Merkmale Breuschen Stiles, die Dörnhöffer hauptsächlich auf Grund
der für den Kaiser Maximilian verfertigten Scheibenrisse zusammengestellt hatte, auch für die Schnitte
der Dreißigerjahre ihre Gültigkeit, wenn auch das allmähliche Altern der Hand ihres Erzeugers in
gewissen früher nicht so bemerklichen Eigentümlichkeiten sich fühlbar macht. Dazu rechne ich die zu-
nehmende Plumpheit der menschlichen Gestalten, die Unbeholfenheit der Bewegung und die Verarmung
an individuellen Typen. Breu findet nun fast mit zweien sein Auslangen, einem bartlosen Rundkopf
mit kurzem Haare und einem langbärtigen Typus. Bärte und Kopfhaare zeigen lange, nur aus wenigen
gedrehten Haaren bestehende Büschel. Besonders häufig verwendet er nun eine dünne, lang herab-

Fig. l3. Breu d. J., Attalus läßt seine Mutter und seine Gemahlin erschlagen. Aus den Historien des Justinus, 15 31.

Hschw. S.

hängende Nasenspitze. Bei dem Vergleiche der Schnitte des Vaters mit denen des Sohnes sehe ich von
ihren großfigurigen Einzelblättern ab. Das engbegrenzte Stoffgebiet des Sohnes läßt von den mit seinen
Bilderreihen ungefähr gleichzeitig entstandenen Illustrationsserien des Vaters als am geeignetsten die
Schnitte zu der 1536 von Steiner gedruckten Neuausgabe der Chronik des Konstanzer Konzils von
Ulrich von Rychenthal erscheinen.1 Da fällt vor allem auf, daß die Figuren des Sohnes wesentlich
schlanker und kleinköpfiger sind als die des Vaters. Dementsprechend sind die Gesichtszüge der Figuren
nicht so reich detailliert, wie sie der Vater zu gestalten liebte; trotzdem ist die Gelegenheit zu einer
weniger umständlichen, aber deshalb nicht weniger eindringlichen Charakteristik, wie die Slawen- und
Türkentypen des Barlatius beweisen, nicht außeracht gelassen. Auch in der Gewandung macht sich die
glattere Formgebung des Sohnes geltend. Wesentlich verschieden sind die Pferde des jungen Breu von
denen des Vaters. Dieser schildert das schwerfällige kräftige Streitroß, jener Tiere einer graziöseren und

1 Repertorium XXVI (igo3), S. 133. Der Plan zu einer Neuausgabe des sehr beliebten Konzilsbuches war Steiner durch
den Verweis des Reichstagsabschiedes von 1530 auf ein künftiges Konzil nahegelegt worden, auf den er in der Vorrede deutlich
anspielt. Den Hauptteil der Schnitte scheint Breu gegen 1533 gezeichnet zu haben, was daraus hervorgeht, daß die Gestalt
des Königs fol. J34 des Teütsch Cicero (Rep. XIX, S. 286, und XXXI, S. 53. Der Schnitt fol. l36' dieses Buches trägt die
Jahreszahl 1533) mit den vielen Figuren des Kaisers im Konzilsbuche sich vollkommen deckt.
 
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