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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Röttinger, Heinrich: Breu-Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0064
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Breu-Studien. ^ y

Eine höhere Stufe gemeinsamer Arbeit, die Teilung in einen Auftrag, läßt sich für eine etwas frühere
Zeit an dem Anteile der Werkstätte an den 50 Landsknechten erweisen, die David de Negker in
den Neunzigerjahren aus dem Nachlasse seines Vaters in Wien herausgab.1 Daß die Breusche Werkstätte
an der Folge mitgearbeitet hatte, versichert das Vorwort. H.A. Schmid, Stiaßny, W. Schmidt und Dörn-
höffer versuchten den Anteil der Werkstätte auszuscheiden, umschrieben ihn jedoch zu enge, da sie, denen
Breu der Sohn noch lediglich ein Name war, ihn in einer stilistisch einheitlichen Gruppe erkennen
zu müssen glaubten. Tatsächlich haben in einer solchen W. Schmidt und mit einer einzigen Abwei-
chung2 Dörnhöffer als Werk des Vaters den gesamten, 12 Blätter zählenden Anteil des jungen Breu, die
Schnitte 18 (Fig. 16), 21, 22, 24, 28, 3o, 32, 43, 46, 47, 48 und 4g, zusammengefaßt. Dazu kommen nun
noch die vom Vater gelieferten 17 Blätter, welche die Nummern 1, 8, i3, 14, 16, 19, 25, 27, 29, 35, 3g,

Fig. 18. Breu d. J., Schlittenfahrt Kaiser Karls V.
Wien, k. k. Hofbibliothek, Hschw. 64 (rechte Hälfte).

40, 41, 42, 44, 45 und 50 tragen. Des mir obliegenden Nachweises der stilistischen Zusammengehörigkeit
der Blätter dieser zweiten Gruppe überhebt mich W. Schmidts Urteil, der sie als Werk eines Künstlers
bestimmte, in dem er Christoph Amberger erkennen wollte.3 Ich habe also zunächst zu zeigen, daß sie
nicht von Amberger herrühren können. Das wird bei der Art der auf uns gekommenen Hinterlassenschaft
des Porträtmalers seine Schwierigkeit haben.4 Am besten eignen sich für die Zwecke unseres Vergleiches

mehr sehr groß gewesen sein. Daß die Herausgabe des Schnittes einem Anschlage auf Ferdinands Tasche gleichkam, erhellt
aus dem dem Schneider des Blattes Stephan Ganseder von Nürnberg gegebenen Versprechen eines Trinkgeldes, sofern Ferdinand
Tirol seiner Arbeit halber gnädiglich begaben werde (Essenwein, S. 3). In dem J, das neben dem Zeichen der Breuschen
Werkstätte erscheint, kann ich nicht eine Andeutung des Namens des Johann Tirol erblicken, sondern allein eine Abkürzung
des Namens Jörg. Ich glaube nämlich nicht daran, daß das Breusche Zeichen aus einer Vereinigung der Buchstaben J und B
bestehe, sondern erblicke darin lediglich ein b, dessen Hals mit einem Querbalken gestrichen ist zu dem Zwecke, den Buch-
staben mit dem Kreuzeszeichen zu versehen, ein Vorgang, dem ähnliche genug zur Seite zu stellen wären.

1 Vgl. dazu C. Dodgsons durch den Abdruck der alten Vorrede und eine übersichtliche Tabelle wertvollen Artikel im
Repertorium XXVI, S. 117 fr. Daselbst ist auch die gesamte Literatur aufgeführt. Sämtliche Schnitte sind getreu reproduziert
im zweiten Teile von Graf Breunner-Enkevoerths Kriegsvölkern im Zeitalter der Landsknechte, Wien 1883.

2 Blatt 48 hatte wohl W. Schmidt, nicht aber Dörnhöffer als Breu anerkannt.

3 H. A. Schmid (Kunstchronik, N. F. V [1894], Sp. 56) hatte ihm außer den 17 Blättern noch die stilistisch abweichen-
den Nummern 6, 23, 38 und 48 zugeschrieben.

4 Vgl. E. Haaslers Heidelberger Diss. Chr. Amberger, S. 126 ff.
 
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