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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Röttinger, Heinrich: Breu-Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0071
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Heinrich Röttinger.

Nobile rechts auf dem Bankette, den Schalksnarren dem Knechte 48. Die Diener im allgemeinen er-
innern an die Läufer der Schlittenfahrt, der mit dem Kruge zum Tische hinansteigende an den ersten
Läufer vorne, die Haare des Wein einschenkenden an die des Knechtes 24, die Profile der Knechte beider-
seits des Brunnens an die um den Hirschen kauernden Jäger auf dem Lazarusblatte von 1535. Die Hunde
vergleiche man mit den Hunden ebenda und auf dem Bankette. Die Architektur stimmt ihrem Charakter
nach zu der des Palastes rechts im Susannenblatte. Ebenda finden sich die Medaillons in den Zwickeln
des Bogens, unter dem der Prasser sitzt. Die vier Statuen des Brunnens gemahnen an die Göttinnen des
Parisurteiles. Die Bäume des Hintergrundes entsprechen den Bäumen des Parisblattes oder denen des
Bankettes rechts, die Blätter des Baumes im Gobelin hinter dem Tische des Prassers denen des Baumes

Fig. 22. Breu d. J., David und Bathseba.
Berlin, Hschw. 67.

in der Mitte des Bankettes, die Blätter in der Bordüre des Gobelins und in den Bogenzwickeln der Blatt-
pflanze hinter dem schlafenden Paris. Die Perspektive, die im Lazarus von 1535 sehr mangelhaft, wenig
besser im Susannenblatte von 1540 ist, weist im großen Lazarusblatte trotz der höchst komplizierten
architektonischen Konstruktionen störende Fehler nur in den Größenverhältnissen des Prasserkreises und
der vor ihm stehenden Diener auf. Der größeren Reife der Komposition zufolge ist der Schnitt jünger
als die zum Vergleiche herangezogenen und die Gruppe der den Hirsch ausweidenden Jäger eine Ent-
lehnung aus dem älteren Lazarusblatte.

Die Ubereinstimmungen des ebenfalls aus acht Blättern zusammengesetzten und ähnliche Dimen-
sionen aufweisenden, aber etwas nachlässigen Schnittes des Berliner Kabinettes, der die Geschichte des
David und der Bathseba (Hschw. 67, Fig. 22) behandelt,1 mit dem großen Lazarusblatte sind so

1 Nach Dodgsons freundlicher Mitteilung besitzt das British Museum von dem Blatte einen alten kolorierten Druck,
dem unten in acht Spalten ein deutsches Reimgedicht und die Adresse des Verlegers «Gedruckt zw Augsburg, durch Samson
De Necker, Formschneyder», angehängt ist. Dodgson vermutet in Samson einen Sohn Josts.
 
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