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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Diez, Ernst: Der Hofmaler Bartholomäus Spranger
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0105
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Ernst Diez.

Beim Nachtessen fragt ihn der von Oppersdorf, ob er mit Spranger bei Hof oder in seiner Behau-
sung gegessen habe. Als er sagte, zu Hause, meinte O., es werde eine gute Gesellschaft bei einander
gewesen sein. Kraft antwortet, nur einer seiner Bekannten, seine Frau und er seien bei Tisch gewesen.
O. fragt: «-was hatt er euch dan uf sein beruffen für ehr erzaigt?» Da ich dariber sagte «.mer wöder
ich mich nitt versehen hett», sagte O. zum Medicus: «Er wir dt den Krafft gewiß in ir majestät kunst-
zimer gefüert haben. Weil er Spranger mir ein solches zuo sagen verboten, gab ich ein schlechte ant-
worte O. setzt stark zu, endlich bestätigt Krafft dies. «.Wolan, Krafft, erwiederte O., ir mögt euch
dössen riemen, ir hapt gesehen, so vil graven und herren nitt kan zu tail werden. Sy wolten ein
stattlich panquet zallen», wenn sie auch hätten dabei sein können.

Im folgenden Jahre dürfte Spranger in sein eigenes Haus übersiedelt sein, das er am 5. Dezember
1585 in der Thungasse auf der Kleinseite ankaufte und durch zwei zugekaufte Nachbarhäuser erwei-
terte.1 Wir müssen auch annehmen, daß Spranger dieses Haus mit jener Fassadenmalerei geschmückt
hat, von der van Mander eine ausführliche Beschreibung liefert und die er als das erste große Werk be-
zeichnet, das der Maler in Prag ausgeführt hat. Als im Jahre 1588 sein Schwiegervater Nikolaus Müller
starb, erbte er auch dessen Wohnhaus in der Sporngasse auf der Kleinseite.2

Im Jahre 1588 belohnte der Kaiser Spranger für seine treuen Dienste, indem er ihm und seinen
beiden Brüdern Matthias und Quirinus ein Wappen mit dem Lehenmannstitel erteilte. Der Wappen-
brief, datiert vom 24. Mai 1588, gibt eine Beschreibung des Wappens und hebt die getreuen Dienste
hervor, die Spranger Kaiser Maximilian II. und Rudolf erwiesen habe und samt seinen Brüdern, die
wahrscheinlich Kaufieute waren (über deren Beschäftigung wir jedoch nichts wissen), in Zukunft erwei-
sen wolle. Am 28. September 1595 erfolgt über Ansuchen des Malers eine WTappenbesserung und die
Erhebung in den erblichen Adelstand für ihn und seine Brüder.3 Spranger führte von nun an das Adels-
prädikat «van den Schilde», ein Zuname, den seine Vorfahren vor vielen Jahren zu führen pflegten, und
wurde bei einem Bankett vom Kaiser mit einer dreifachen goldenen Kette beschenkt.

Van Mander berichtet auch, daß Spranger Frau und Kinder frühzeitig durch den Tod entrissen
wurden. Seine Frau muß noch vor dem Jahre 1600 gestorben sein, da wir aus diesem Jahre einen
Kupferstich von Aegydius Sadeler nach einer Zeichnung des Meisters besitzen, auf dem die Porträte der
beiden mit auf den Tod der Frau bezüglichen allegorischen Figuren dargestellt sind (Fig. 2).

Im Jahre 1602 unternahm Spranger eine Reise nach den Niederlanden, wobei er Amsterdam, Haar-
lem und Antwerpen berührte und in diesen Städten ehrenvoll empfangen und bewirtet wurde. Van
Mander sah ihn bei dieser Gelegenheit in Haarlem zum letzten Male.

Der Künstler starb im Jahre 1611. Er schrieb sein Testament am ig. Jänner dieses Jahres und
testierte sein Vermögen, da seine Frau und Kinder bereits gestorben waren, seinen Verwandten, beson-
ders seinen Brüdern Matthias und Quirinus.4 Da das Testament am 27. September 16 n vom Kleinseitner
Magistrat kundgemacht und bestätigt wurde, dürfte Spranger einige Wochen vorher gestorben sein.5
Der Künstler wurde in der Matthiaskapelle in der Obore (Tiergarten; ursprünglich ein Dorf, jetzt zur
Kleinseite gehörig) begraben. Auch Sadeler, Heinz, der Bildhauer Quitainer und andere Prager Künst-
ler wurden dort beigesetzt. Die Kirche wurde im Jahre 1784 aufgehoben und nach kurzer Zeit de-
moliert.6

T Ruth, Kronika kräl. Prahy, S. 1046. und J. Herain, Store" Praha, S. 174 (laut Landtafel Kontraktbuch 5. S. J. 10 u.
6. S. D. 20). — Vgl. Anhang, Nr. 14 und 18.

2 Ruth a. a. O., S. 789, und Ottuo Nafiduf Slovme (Ottos Konversationslex.) XX, S. 416 (Jos. Teige, Beschreibung von
Prag). Ich verdanke diese Mitteilungen Herrn k. k. Gymnasialdirektor Fr. Ruth in Raudnitz.

3 Vgl. Anhang, Nr. 16 und 19.

4 Vgl. Anhang, Nr. 32.

5 Damit ist die bisher offene Streitfrage über das Todesjahr Sprangers erledigt. Die letzte archivalische Nachricht
über ihn (Besoldungsrückstand) ist datiert vom 17. Juni 1610 (k. und k. Reichsfinanzarchiv, fol. R. 627, fol. 161'). In M. Eck-
hardts Hofstatt (k. k. Hofbibliothek, Ms. 14724), der die «Contrafetter und Maler , zur Todeszeit Rudolfs II. (1612) anführt,
fehlt Spranger bereits.

* Herain, Store Praha, S. 174.
 
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