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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Diez, Ernst: Der Hofmaler Bartholomäus Spranger
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0125
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Der Hofmaler Bartholomäus Spranger.

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aus der die Gefahr — offenbar in Gestalt des herannahenden Vulkan — droht. Mars läßt sich in seinen
Liebkosungen noch nicht stören. Uberaus reizvoll wirkt die posierende Stellung des im süßen Bewußt-
sein getaner Pflicht schlafenden Kupplers Amor, mit dem ein ungewohnter intimer Zug in die Darstellung
kommt. Die ornamentale Tiermaske am Bettfuß ist ein charakteristisches Beispiel für die schon ange-
deutete anthropomorphisierende
Richtung der Ornamentik des aus-
gehenden XVI. Jahrhunderts, die
sie als Fortsetzung der spätgoti-
schen erscheinen läßt. Die Eigen-
heiten der spätgotischen Orna-
mentik, ihre mehr gefühlsmäßigen
als konstruierten Gebilde mit ent-
schiedener Betonung der Innen-
form, bewegter sich windender
Zeichnung und kontrastierender
Beleuchtung treten jetzt wieder
auf.1 Dieses neuerliche Erstarken
gotischer Formenideale scheint
auch in die nordische Malerei an
der Wende vom XVI. zum XVII.
Jahrhundert einzugreifen, obwohl
gerade hier die italianisierenden
Bestrebungen im starken Gegen-
satze dazu stehen. Die bei Spran-
ger häufig bemerkbare ornamen-
tale Auffassung der Figuren, seine
Vorliebe für lineare Einzelwirkun-
gen und der daraus resultierende
Mangel an einem affektiven und
kompositionellen Mittelpunkte, die
scheinbare Zerfahrenheit sprechen
dafür. Darin zeigt sich auch
Spranger trotz seiner durchaus ita-
lienischen Schulung als echter
Epigone nordisch-spätgotischen
Gefühlslebens. Erst Rubens ge-
lingt es, in seinen großen Kom-
positionen den Aufmerksamkeits-
punkt zu fixieren und alles übrige
diesem unterzuordnen.

Auch die zwei folgenden Bilder sind der übereinstimmenden Maße halber als Gegenstücke anzu-
sehen.2 Beiden liegen Stoffe aus den Metamorphosen Ovids zugrunde. Die Liebeserklärung des Meer-
gottes Glaukos an Skylla (Fig. 19) war ein beliebtes Sujet der antiken Malerei.3 Es ist sogar wahr-
scheinlich, daß Spranger eine antike Vasenmalerei als Vorbild benützt hat, da die Gebärden des Glau-

Fig. 17. Venus und Merkur.
Wien, kaiserliche Gemäldegalerie.

1 Vgl. M. Deri, Das Rollwerk in der deutschen Ornamentik des XVI. und XVII. Jahrhunderts, Berlin (Schuster und
Buffieb) 1906, S. 55fr. und 96f., und Lichtwark, Der Ornamentstich, passim.

2 Die Bildgrößen verzeichnet die später hier folgende Tabelle der Werke.

3 Ovid, Metamorph. i3, 900—914, 75.
 
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