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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Haberditzl, Franz Martin: Nachtrag zur Abhandlung: "Die Lehrer des Rubens"
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0296
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2go

F. M. Haberdizl. Nachtrag zur Abhandlung: «Die Lehrer des Rubens.»

Rock, ebenfalls die braunen Schatten beibehalten, Leib mit blaugrün zu violett in den Armein, oben
graubraun; Martha weiße Schürze etc.).

Völlig identisch mit der Skizze sowohl in der Farbe als auch in den Figuren (Petrus, Tür etc.)
ist das «Gemälde» in dem von Hans Jordaens gemalten Kunstkabinett im Wiener Hofmuseum wieder-
gegeben.1 Es wurde a. a. O. darauf hingewiesen, daß das in diesem Kunstkabinett vorne rechts auf-
gestellte Bild von Rubens: Die Auferweckung des Lazarus, nicht nach dem jetzt in Berlin befindlichen
großen Gemälde sondern nach der Skizze im Louvre reproduziert wurde. Das gleiche ist auch hier der
Fall. Hans Jordaens hat sich auch da offenbar der kleinen Skizze zur Reproduktion bedient.

Direktor E. W. Moes hatte die Liebenswürdigkeit, mich auf ein Holzschnittporträt in Opmeers
Opus chronographicum mit der Darstellung Balthasar Gerards, des Mörders Wilhelms von Oranien,
aufmerksam zu machen, das identisch ist mit einer Zeichnung im Dresdener kgl. Kupferstichkabinett.
Dieses Blatt liegt dort unter van Veen. Dieser Tradition und einer äußeren Ähnlichkeit folgend, durch
einen undeutlichen alten Rückvermerk «C(?) Veen» bestärkt, habe ich diese Zeichnung in der von mir
aufgestellten Liste beibehalten (a. a. O., S. 232). Moes konnte, auf eine Stelle in Houbrakens Groote
Schouburgh Bezug nehmend, feststellen, daß die Zeichnung von Chr. J. van Bieselingen herrührt.

In der fürstlichen Sammlung zu Wolfegg (Kastl 65) findet sich eine insignifikante Federzeichnung
(112 X 95 mm, blau lav.) mit der Darstellung Mariae mit dem Kinde auf einem Thronstuhl in der Mitte,
links ein heiliger Mönch, rechts eine weibliche Heilige (beide nicht weiter charakterisiert). Ein älterer
Vermerk schreibt das Blatt dem Otto van Veen zu. Die Komposition ist mir im Oeuvre des Künstlers
nicht bekannt, kann aber von ihm herrühren. Der Gelegenheit halber erwähne ich diese traditionelle
Zuweisung.

Fr. Benoit hat in dem groß angelegten Galeriewerk: La peinture au Musee de Lille, Paris 1909,
N° 12, p. 57 und Abb. 9, dem Otto van Veen ein Gemälde «Salomon empfängt die Königin von Saba»
zugewiesen, das früher als ein Werk des Erasmus Quellinus galt. Der stilkritische Vergleich fußt auf
der Anführung von Bildern van Veens aus allen Schaffensperioden, namentlich der Schleißheimer
Gemälde. Aber in keinem Punkte stimmt, der Vergleich wirklich. Die Datierung mit 1585 ist völlig
unmöglich; denn es dürfte niemals gelingen, ein niederländisches Gemälde aus dieser Zeit zu finden,
das in Stil und Komposition diesem zur Seite gestellt werden könnte. Jedenfalls trifft die alte Bezeichnung
«Erasmus Quellinus» Zeit und Stilrichtung weit besser. Van Veen ist ausgeschlossen.

1 Ebenda, S. 187 und Abb. auf Tafel XXXII.
 
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