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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 29.1910-1911

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I. Teil: Abhandlungen
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Giehlow, Karl: Dürers Entwürfe für das Triumphrelief Kaiser Maximilians I. im Louvre: Eine Studie zur Entwicklungsgeschichte des Triumphzuges
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https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0036
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Dürers Entwürfe für das Triumphrelief Kaiser Maximilians L im Louvre.

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Dürers gekehrt, oder, daß dieser auf einer neuen Skizze dem Wagen eine mit dem Stile der Miniatur
übereinstimmende Form gegeben habe. Das erste ist bei der zwingenden Gewalt, den das Dürersche
Vorbild auf den Kopisten ausübt, schlechterdings undenkbar; hierfür sind die schon erwähnten Wolfen-
bütteler Miniaturen mit ihren Kopien auf dem Gebetbuche Dürers und dem Triumphrelief ein beson-
ders lehrreiches Beispiel. Der zweite Fall widerspricht aber durchaus dem Entwicklungsgange von
Dürers Stil, der von den Renaissanceformen zu immer mehr barockartig werdenden Bildungen fort-
schreitet. Der Triumphwagen der Miniaturen, zwischen die Albertinaskizze Dürers und seine ebenda
aufbewahrte kolorierte Bisterzeichnung des Triumphwagens vom Jahre 1518 (Fig. 8) gestellt, be-
deutet, als eine nur einigermaßen getreue Kopie eines Dürerschen Vorbildes aufgefaßt, einen voll-
kommenen Bruch mit der in beiden Zeichnungen sich so logisch weiterentwickelnden Formanschauung,

Fig. 8. Dürers in Farben ausgeführte Zeichnung des Triumphwagens Kaiser Maximilians I. vom Jahre 1518.

Wien, Albertina.

die gewissermaßen den späteren Ubergang der Kunst zum Barockstile antizipiert. Eine solche In-
konsequenz lag aber tatsächlich niemals in Dürers Sinne; denn die Miniaturen sind eben vor der Albertina-
skizze gemalt worden, ohne daß irgendein Vorbild Dürers ihnen zugrunde gelegen hätte. Damit stimmen
auch die urkundlichen Uberlieferungen, die das Projekt des Triumphzuges weit zurückverfolgen lassen.

Des Triumphzuges erste Erwähnung findet sich im Gedenkbuche, das der Kaiser in den Jahren
1505 —1508 benützte, mit den Worten: item die Hungerischen kunig, item die Portugalischen kunig,
item die Behemischen kunig: Fuxmag zu Triumphwagen. Bei der schwankenden Bezeichnungsweise
der Ehrenpforte, die gelegentlich in den Quellen auch Triumphwagen genannt wird, kann man zweifel-
haft sein, ob hier nicht die Ehrenpforte gemeint ist, zumal diese und nicht der Triumphzug später Dar-
stellungen der genannten Könige aufweist. Doch enthält das Gedenkbuch noch eine andere, und zwar
eigenhändige Notiz des Kaisers: di XII laures in triumpho regis Arragonum cum curru triumphali de
armis in prineipio coronice Maxi, die sich unzweifelhaft auf die Ausgestaltung der geschichtlichen Sze-
nen des Triumphzuges bezieht, jedoch später nicht zur Ausführung gelangte.1 In der gleichen Weise
können auch die Bilder der «kunig» einmal für den Triumphzug geplant, aber dann wieder fallen ge-

1 Vgl. Jahrbuch Band V, Reg. 4021 (S. XVI—XVIII), und Gottlieb a.a.O., S. 60 ff.
XXIX.

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