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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 29.1910-1911

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I. Teil: Abhandlungen
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Giehlow, Karl: Dürers Entwürfe für das Triumphrelief Kaiser Maximilians I. im Louvre: Eine Studie zur Entwicklungsgeschichte des Triumphzuges
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https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0037
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3o

Karl Giehlow.

lassen worden sein. Das ganze Triumphprojekt mit seinen beiden Teilen, der Pforte und dem Zuge, be-
fand sich damals noch im Werden.

Überhaupt ist der erste Gedanke zu dem großartigen Unternehmen in eine viel frühere Zeit zu
verlegen. Die Triumphidee stak jedem Renaissancefürsten sozusagen im Blute; sie wurde von den Hof-
humanisten eifrigst genährt. Ein solcher war es auch, der das erste Kompendium der römischen
Triumphe zusammenstellte, Roberto Valturio, der Gelehrte am Hofe des Pandulfo Malatesta von Rimini.1
Er schließt damit die Schilderung des römischen Kriegswesens in seinem berühmten Buche De re militari.

Wie es Francesco Gonzaga in Man-
tua den Anstoß gab, Mantegna mit
der Herstellung des Triumphes
Caesars zu beauftragen, so wurde
dasselbe Werk, das im XV. Jahr-
hundert bereits mehrere Auflagen,
darunter eine italienische, erlebte,2
sicher für Maximilian der Anlaß,
auch seine Person durch einen
Triumph zu verherrlichen. Neben
dem römischen Triumphzuge be-
schreibt Valturio die zahlreichen
den römischen Imperatoren errich-
teten Triumphbogen; so erklärt es
sich, daß dem Geiste Maximilians
die Ehrenpforte und derZug gleich-
zeitig als Zwillingsgeschwister ent-
sprangen.

In diesem Plane wurde Ma-
ximilian durch Nachrichten, wenn
nicht gar Abbildungen, von dem
Wunderwerke Mantegnas in Man-
tua bestärkt. Mit dem dortigen
Fürstenhause stand er, wie seine
an Isabella von Este gerichtete Für-
sprache für den Buchdrucker und
Humanisten Aldus Manutius beweist, auf bestem Fuße.3 Auch lassen sich manche Einzelheiten der
Ehrenpforte kaum anders als durch eine Kenntnis dieses Bilderzyklus erklären, so das Vorkommen der
«indischen Ziegen», die bellenden Hunde.4 Ein nach Mantegnas Malereien gefertigter Kupferstich lag
nachweisbar dem vom Kaiser bestimmten Maler der Miniaturen vor; das ergeben die Kopien der Helme

1 Vgl. das Kapitel VIII: Pirckheimers Tätigkeit an der hieroglyphischen Ausschmückung des kaiserlichen «Triumphes»,
welches in einem demnächst erscheinenden Sonderahdruck die in den Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende
Kunst, Jahrgang XXVI (Wien 1903), Nr. 2, Jahrgang XXVII (Wien 1904), Nr. 1/2 und 4, erschienenen Aufsätze über «Dürers
jMelencolia I' und der maximilianische Humanistenkreis» fortsetzt.

2 Hain, Repertorium bibliographicum, verzeichnet zwei lateinische Ausgaben von 1472 und 1483 sowie eine italie-
nische vom letzten Jahre.

3 Vgl. das Schreiben Maximilians vom Jahre 1510, abgedruckt von Firmin Didot, Allde Manuce, Paris 1875, p. 32$:
Te havemo scripta altre volte in recommandatione dcl fidek dilecto Aldo Romano familiäre nostro e anchora te nc debe essere
parlato da Nicola Phrysio secundo la cammissione allora da noi data . . . . c ptrehe Aldo per la doctrina, bontä sua t
grandi commodi facti e va facendo generalmente a tutti Ii littcrati noi grandemente amiamo. Der Brief ist jedoch
nicht in Wien, sondern in Augsburg geschrieben, und zwar «ad mandatum cacsarcac maiestatis proprium», nicht von sei-
ner Hand.

4 Vgl. Darstellungen von «capre de India» mit Hängeohren in Breidenbachs «Reysen gein Jherusalem», Mainz ca. i486,
abgebildet in den Incunabula xylographica, Katalog 585 von J. Baer & Gie., Frankfurt a. M., S. 27.

Fig. 9. Teil aus Mantegnas Kupferstich B. l3.
W ien, It. k. Hofbibliothek.
 
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