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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 29.1910-1911

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I. Teil: Abhandlungen
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Giehlow, Karl: Dürers Entwürfe für das Triumphrelief Kaiser Maximilians I. im Louvre: Eine Studie zur Entwicklungsgeschichte des Triumphzuges
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https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0038
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Dürers Entwürfe für das Triumphrelief Kaiser Maximilians I. im Louvre.

Ol

und Harnische auf dem «welschen trafaiwagen» (vgl. Figg. 9 und 10).1 Daneben wirkten die ebenfalls
von Mantegna beeinflußten Triumphholzschnitte des Jakobus Argcntoratensis, Die Kastenform der Tro-
phäenwagen auf den Miniaturen ahmt die der Holzschnitte nach und die Viktorienträ'ger sind zum
Teile ihre freien Kopien (vgl. Figg. 11 und 12). Im Jahre 1503 war dieses Holzschnittwerk entstanden.2

Damals gab Stabius seine Do-
zentenstellung in Wien auf, um in
die Dienste des Kaisers zu treten.
Er war von dem vorerwähnten
Fuchsmag, der als kaiserlicher Rat
und Orator in Wien lebte, empfoh-
len worden,3 offenbar in der Vor-
aussicht, daß Maximilian in diesem
ebenso glänzend als vielseitig veran-
lagten Humanisten die zur Durch-
führung seiner Triumphprojekte
geeignete Persönlichkeit erhalten
würde. Der Gönner hat sich nicht
getäuscht, wie Stabius'Wappen auf
der Ehrenpforte und sein Bild auf
der Triumphzugminiatur beweisen.

Uber die Tätigkeit des sich in
derselben Weise als künstlerischen
Autor kennzeichnenden Kölderer
reichen die Nachrichten ebenfalls
bis in die Zeit des vorgenannten Ge-
denkbuches. Die Notiz: «Maister
Jorg, maller, soll kgl. tnaj. alle Wap-
pen Niederlendisch und Tewtsch noch
ainmal formlich und grecht ab-
malle?!», ist sowohl auf die Wappen
des Mittelturmes der Ehrenpforte4 Fig. 10. Teil aus dem «welschen trafeiwagen» der Miniaturen, Bl. 69.

als auch auf die Standartenreiter Wien, k. k. Hofbibiiothek.

der österreichischen und burgundi-
schen Lande zu beziehen. Dagegen betrifft Vorarbeiten für den Triumphzug allein die Zahlungsanwei-
sung des Kaisers an Kölderer aus Straßburg vom 3o. März 1507 dafür, daß er «sechs visierung zu dem
triumplupagen von Osterreich mit strichen, die fünf falsch», sowie «12 Kalikutcr mendl auf papier» ge-
malt habe.5 Darnach wurden, wie nicht anders möglich, umfangreiche Skizzen wiederholt dem Kaiser

1 Als Vorlage diente der Kupferstich B. Nr. i3. Auch Hans Dürer hat ihn im Gebetbuche kopiert; vgl. Jahr-
buch XX, s. 37.

2 Über diese Holzschnitte handelt Jos. Poppelreuter, Der anonyme Meister des Poliphilo, Straßburg 1904, S. 53 ff. Photo-
graphien werden der liebenswürdigen Vermittlung Herrn Professors von Loga in Berlin verdankt.

3 Vgl. G. Bauch, Die Rezeption des Humanimus in Wien, Breslau 19OJ, S. 129; über Fuchsmagens Bücherbesitz vgl.
Gottlieb a. a. O., S. 46 ff., 1 34 ff. Ein für ihn gewirkter Gobelin befindet sich in der Kirche des Stiftes Heiligenkreuz bei Baden.

4 Vgl. Gottlieb a. a. O., S. 613. — Eine der Ehrenpforte entsprechende Anordnung von Wappen zeigt auch die dem
Schloßhofe zugekehrte Außenwand der St. Georgskapelle in Wiener-Neustadt.

! Vgl. Jahrbuch II, Reg. 831. Darnach beauftragt König Maximilian den Hauskämmerer Martin Aichhorn, mit Jörg
Kölderer laut beigelegter Zettel abzurechnen und den Maler gegen Quittung zu bezahlen. Die beigelegten Zettel enthalten
unter anderem folgendes: «Vermerkt, was ich jetzo kgl. maj. gearbeit hab, das ir kgl. maj. selbst geschafft hat.» Es folgen
dann nach «zwai wappen von Castilien» die obigen Vermerke. Weiter heißt es dann: ^Vermerkt, was ich kgl. maj. ma-
chen sot, das mir ir maj. bevolhen hat . . . Jtem den wagen, genannt den triumphwagen zu Hall am turn.» Letztere Notiz
betrifft offenbar eine Wandmalerei.
 
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