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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 29.1910-1911

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I. Teil: Abhandlungen
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Giehlow, Karl: Dürers Entwürfe für das Triumphrelief Kaiser Maximilians I. im Louvre: Eine Studie zur Entwicklungsgeschichte des Triumphzuges
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https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0039
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32

Karl Giehlow.

zur Prüfung unterbreitet, bevor die Malerei auf Pergament in Angriff genommen wurde. Kölderer
errang sich dabei schließlich die Zufriedenheit Maximilians derart, daß er am 3i. Mai 1507 zum Hof-
maler ernannt wurde.1 In der Bestallung wird ihm die Verpflichtung auferlegt, allein dem Kaiser und
sonst niemandem mit seiner Kunst zu dienen, die kostenlose Lieferung von Gold, Silber, Farben und
sonstigem Werkzeuge zugesichert und besonders vorgeschrieben, «allzeit gute, verständige, fleißige
Knechte und dazu zwei Jünger zu halten; dafür er wöchentlich drei Gulden, auf jeden Knecht einen
Gulden samt dem Lohn, der jedem Knecht nach Gestalt seiner Kunst und Arbeit durch ihn bestimmt wird,
empfängt». Damit war für Kölderers Werkstatt alles Nötige vorgesehen, um sie selbst den größten
Anforderungen Maximilians auf dem Gebiete der Miniaturmalerei gerecht werden zu lassen. In der Tat

sind diese viel umfangreicher gewesen, als vor kurzer Zeit noch
angenommen werden konnte. Denn es wurden von Kölderer
und seinen Gesellen nicht nur die Miniaturen für den Triumph-
zug sondern auch die für die Ehrenpforte angefertigt, und zwar
sehr wahrscheinlich in zwei Exemplaren.

Es ergibt sich diese von der Kunstforschung bisher noch
nicht in ihrer ganzen Tragweite gewürdigte Tatsache aus einer
weiteren Zahlung an Kölderer in Verbindung mit Briefen Maxi-
milians an seine Tochter Margarete und Stabius. Die Auszah-
lung an den Maler bildet einen Rechnungsposten der Inns-
brucker Raitkammer, wonach er am 10. Januar 1512 1 Gulden
2 Pfund erhalten hat «für ainen rohr, leder und gewichst tuech,
darein er die zween triumphwägen gemacht».2 Man hat darunter
zwei Exemplare der Ehrenpforte verstehen wollen; doch liegt
kein Grund vor, hier eine der erwähnten Verwechslungen des
Wortes Ehrenpforte mit Triumphwagen anzunehmen, da Köl-
derer, wie soeben ausgeführt wurde, tatsächlich vorher für den
Triumphzug gearbeitet hat, der ja in der Regel Triumphwagen
genannt wird. Der Zahlungsvermerk betrifft eben die Sendung
der inzwischen fertiggestellten Triumphzugsarbeiten. Bei den
gewaltigen Dimensionen des Zuges kann es jedoch fraglich wer-
Fig. 11. den, ob die ganze Folge oder nur ihr Hauptbestandteil, der

Teil aus der Holzschnittfolge des Triumphes Triumphwagen, doppelt hergestellt wurde. Indes wird die Frage
Caesars von Jacobus Argentoratensis. , , . , , c ,

durch die Analogie der Ehrenpforte zugunsten der ersten Alter-

Berlin, kgl. Kupferstichkabinett.

native entschieden.

In dem Briefe vom 5. Juni 15 17 aus Köln an Stabius begründet der Kaiser sein Mißfallen über die
erhaltene Ehrenpforte, welche ihm damals zuerst in einer aus allen Abdrücken zusammengesetzten
Gestalt unterbreitet werden konnte, damit, «daz solche Eernporten Inhalt unsers befelhs und nach dem
exemplar, das du bei deinen handen hast und darnach du dich richten sollest, nit gestellt ist.» Zugleich
befiehlt er ihm, sofort an das Hoflager zu kommen und die «alt Eernporten, die wir dir zu ainem exem-
plar, die neu darnach aufzurichten lassen, (gegeben) haben, mitzubringen».3 Maximilian sah sich ge-
zwungen, dieses Exemplar wieder einzufordern, weil die für ihn hergestellte «porte d'honneur en pain-
ture» an seine Tochter geschickt worden war, um sie nach ihrem Urteile eventuell zu verbessern. Das
war nach dem Wortlaute des Mahnbriefes vom 18. Jänner 1516 «puis aueun temps» geschehen, ohne
daß seitdem Maximilians Wunsche entsprochen worden war. Auch am 17. Februar 15 18 befand sich das
Exemplar noch nicht in seinem Besitze; denn er verlangt damals dessen Rücksendung in demselben

S. 94 ff.

1 Vgl. Jahrbuch II, Reg. 845; ferner Fischnaler a. a. O., S. 314 ff. und die Beiträge a. a. O., S. 99.

2 Vgl. Jahrbuch II, Reg. 1057 und Fischnaler a. a. O., S. 312. Darüber handeln ausführlichst die Beiträge a. a. 0.,
Vgl. den Abdruck des Briefes hier im Anhang, Nr. 4; Fischnaler a. a. O., S. 310, und die Beiträge a. a. O., S. 91 ff.
 
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