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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 29.1910-1911

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I. Teil: Abhandlungen
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Giehlow, Karl: Dürers Entwürfe für das Triumphrelief Kaiser Maximilians I. im Louvre: Eine Studie zur Entwicklungsgeschichte des Triumphzuges
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https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0054
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Dürers Entwürfe für das Triumphrelicf Kaiser Maximilians I. im Louvre.

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auch von Stabius gehegt worden sein können. Für ihr Vorhandensein spricht ein näherer Einblick in
die noch recht wenig aufgehellte Entwicklung der Holzschnitte mit den geschichtlichen Ereignissen,
insbesondere mit den «.kriegen und schlachten».

Die Erklärung für die vollkommene Umgestaltung, die dieser Teil des Zuges schließlich erfah-
ren hat, liegt in dem erneuten Studium der antiken Triumphe und dem Wunsche, sie womöglich
noch zu übertreffen. In den Miniaturen leitet die Gruppe ein mit vier Pferden bespannter Wagen ein,
auf dem die «tavel voller stet und
geschlosser» steht; ihm folgen
Landsknechte, die zu viert an
Stangen große, eingerahmte Flä-
chen mit den Bildern der Schlach-
ten und Belagerungen tragen, eine
ebenfalls von Mantegna und Jaco-
bus Argentoratensis befolgte Dar-
stellungsweise. Sie wird später im
Programm ausdrücklich auch an
Stelle des mit der «tavel» versehe-
nen Wagens folgendermaßen vor-
geschrieben: «Item jetzo sollen et-
lich landsknecht auf alt Romisch
etlich schlachten und stet tragen».
Doch kam man in den Holz-
schnitten davon wieder zugunsten
der Wagen ab, die zunächst noch
von Pferden gezogen werden. Das
ist der Fall bei dem mit Mante-
gnas Triumphwagen übereinstim-
menden zweiräderigen Gefährte,
auf dessen Seitenwand eine Szene
aus dem Schweizerkrieg und auf
dessen Verdeck die Huldigung des Bundes vor Maximilian sich befindet,1 Blatt 101 der Schestagschen
Ausgabe, sowie dem Wagen mit den Pulvertransporten auf der Seitenfläche und der Eroberung einer
Stadt auf der Plattform, Blatt 102. Dagegen dienen zur Fortbewegung der anderen Kriegsbilder kunst-
volle Räderwerke, die von Landsknechten durch sinnreiche Übertragungen in Gang gehalten werden.

Der Gedanke, an den Wänden der W'agen Abbildungen zu geben, geht auf den Triumphwagen
des Jacob von Straßburg zurück; auch kehren dessen Stadtmodelle (vgl. Fig. 11) auf dem Holz-
schnitte Blatt g3 der Ausgabe Schestags wieder,2 während die Maschinerien des Zuges eine Frucht der
Lektüre Valturios sind. Es wird darin eine «alia mirifica bellici currus . . . forma flabellis ventoque ...

1 Camphell Dodgson im Catalogue of early German and Flemish Woodcuts ... in the British Museum, London Tgo3,
p. 398ff., hat sich der Mühe unterzogen, die einzelnen Wagen mit ihren Allegorien auf bestimmte Ereignisse zu beziehen.
Daß im vorliegenden Falle der Schvveizerkrieg gemeint ist, ergibt die Landschaft mit dem Hochgebirge, aus dem der Rhein
strömt. Die Erklärung des Holzschnittes, Blatt 99 der Ausgabe Schestags, auf dem Maximilian im Begriff ist, über eine für ihn
hergestellte Brücke durch eine Mauerbresche in eine eroberte Stadt zu reiten, gibt ein Scholion Spiegels zum Triumphe AI-
fonsos a.a.O., S. 240: «Sic Caesar Maximiiiamts Ultrajectinis ad imperata facienda compulsis eorum urbem non nisi muri
disiecta parte ingrcdi voluit.» Darnach ist die Einnahme Utrechts dargestellt.

2 Vgl. Scherer a. a. O., S. 362. Ober die Deutung des Holzschnittes vgl. Campbell Dodgson a. a. O., p. 392 ss. Der Holz-
schnitt stellt entweder die Eroberung des Hennegau und der Picardie oder die von Burgund und Artois durch die Huldigung
zweier weiblicher Personen dar, wahrend die Miniaturen Kriegsszenen enthalten. Die letzte von diesen (vgl. Miniatur 51)
ist auf einer Zeichnung des British Museums (Printroom, Sloane 5218, 119) kopiert (gütige Mitteilung des Herrn Direktors
Dr. Dörnhöff'er). Auf der Zeichnung fehlen wichtige Einzelheiten, die zum Verständnis nötig sind, so die Andeutung des
Wassers im Flusse.
 
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