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I. Teil: Abhandlungen
DOI article:Pollak, Oskar: Studien zur Geschichte der Architektur Prags 1520-1600
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0123
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Oskar Pollak.
Stabe wiederholte Laterne mit eingezogenem Zwiebeldach; der sechsmal ein- und ausgeschwungene
Umriß gibt dem Turme etwas ungemein Charakteristisches und im Kontraste zu dem in strenger Ver-
tikale aufschießenden gotischen Unterbau etwas überaus Reizvolles. Allerdings ist die heutige Form
nicht mehr ganz die ursprüngliche, denn nach der preußischen Kanonade im Jahre 1770 mußte der arg
beschädigte Helm stark restauriert werden; dabei wurde sowohl die Form der Arkaden als auch die der
Helme verändert. Ein gutes Bild von dem Zustande vor dieser Restauration gibt die bereits erwähnte
Hradschinansicht auf dem Stiche von 1743.1 Daß aber diese auffallend barocke Haube nicht etwa einer
Fig. 33. Ballhaus im k. k. Hofgarten, Detail.
Restauration des XVIII. oder XVII. Jahrhunderts ihre reichbewegte Form verdankt sondern im Haupt-
umriß der originalen sehr ähnlich ist, beweist neben Stichen aus den ersten Jahren des XVII. Jahr-
hunderts vor allem das große Holzrelief von Georg Bendel im Prager Dom, das die Flucht des Winter-
königs im Jahre 1620 darstellt und in den dreißiger Jahren des XVII. Jahrhunderts entstanden ist.2 Auf
all diesen Abbildungen hat der Turm bereits seine charakteristische Form. Es wäre interessant, aus-
findig zu machen, wo und wann diese im Norden so beliebte Turmhaubenform entstanden ist. Die An-
sicht, die Dammann jüngst in einer Studie über «Den Ursprung des Haubenturmes» veröffentlicht hat,3
wonach venezianische und oberitalienische Kuppellaternen den Anstoß zur Ausbildung dieser Turm-
1 Vgl. Podlaha-Hilbert, Fig. 8.
2 Abbildung bei Podlaha-Hilbert, Fig. 275.
' In der Zeitschrift für Gesch. der Architektur II, S. 179 ff.
Oskar Pollak.
Stabe wiederholte Laterne mit eingezogenem Zwiebeldach; der sechsmal ein- und ausgeschwungene
Umriß gibt dem Turme etwas ungemein Charakteristisches und im Kontraste zu dem in strenger Ver-
tikale aufschießenden gotischen Unterbau etwas überaus Reizvolles. Allerdings ist die heutige Form
nicht mehr ganz die ursprüngliche, denn nach der preußischen Kanonade im Jahre 1770 mußte der arg
beschädigte Helm stark restauriert werden; dabei wurde sowohl die Form der Arkaden als auch die der
Helme verändert. Ein gutes Bild von dem Zustande vor dieser Restauration gibt die bereits erwähnte
Hradschinansicht auf dem Stiche von 1743.1 Daß aber diese auffallend barocke Haube nicht etwa einer
Fig. 33. Ballhaus im k. k. Hofgarten, Detail.
Restauration des XVIII. oder XVII. Jahrhunderts ihre reichbewegte Form verdankt sondern im Haupt-
umriß der originalen sehr ähnlich ist, beweist neben Stichen aus den ersten Jahren des XVII. Jahr-
hunderts vor allem das große Holzrelief von Georg Bendel im Prager Dom, das die Flucht des Winter-
königs im Jahre 1620 darstellt und in den dreißiger Jahren des XVII. Jahrhunderts entstanden ist.2 Auf
all diesen Abbildungen hat der Turm bereits seine charakteristische Form. Es wäre interessant, aus-
findig zu machen, wo und wann diese im Norden so beliebte Turmhaubenform entstanden ist. Die An-
sicht, die Dammann jüngst in einer Studie über «Den Ursprung des Haubenturmes» veröffentlicht hat,3
wonach venezianische und oberitalienische Kuppellaternen den Anstoß zur Ausbildung dieser Turm-
1 Vgl. Podlaha-Hilbert, Fig. 8.
2 Abbildung bei Podlaha-Hilbert, Fig. 275.
' In der Zeitschrift für Gesch. der Architektur II, S. 179 ff.