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I. Teil: Abhandlungen
DOI article:Pollak, Oskar: Studien zur Geschichte der Architektur Prags 1520-1600
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0133
I 26
Oskar Pollak.
Nachdem wir mit der Betrachtung der Großarchitektur der fünfziger und sechziger Jahre zu Ende
sind, ist es notwendig, eine Reihe dekorativer Werke, die in dieser Zeit enstanden sind, zu betrachten,
und zwar zunächst den sogenannten «Singenden Brunnen» im Hofgarten vor dem Belvedere (Taf. XIV).1
Auch über die Geschichte dieses Brunnens bringen die Regesten des Jahrbuches ein reiches und ausführ-
liches Material. Um nur die Hauptetappen der Entstehungsgeschichte hervorzuheben, sei bemerkt, daß
Kaiser Ferdinand I. im Jahre 1562 ein «muster oder modelh zu einem Brunnen im Hofgarten vom Hof-
Fig. 43. St. Salvatorkirche, Chor und rechte Seitenapside.
maier Erzherzog Ferdinands, dem Bergamasken Francesco Terzio, anfertigen ließ; die zum Guß not-
wendigen Holzpatronen sollte der deutsche Bildschnitzer Hans Peysser schneiden, den Erzguß der
aus Brünn gebürtige Büchsengießer am Prager Schloß Thomas (oder Thoman) Jarosch ausführen.2
Der Beginn des Gusses zog sich infolge von Uneinigkeit über den Preis einige Zeit hin3 und scheint
erst nach dem Tode Ferdinands I. (1564) in Angriff genommen worden zu sein; denn am 3o. Januar
1565 meldet Jarosch, der Brunnen sei zur Hälfte gefertigt und gegossen.4 Am 5. August 1567 endlich
erfahren wir, der Brunnen sei 1 allbereit gegossen» und müsse nur noch «ausberait» werden.5 Der
1 Aus der neuesten Literatur über dieses Werk ist hauptsächlich Ilgs Aufsatz über Franc. Terzio im Jahrbuch der
Kunsthistorischen Sammlungen des Allerh. Kaiserhauses IX (1889), S. 241 ff., zu erwähnen. Herains Spezialaufsatz im
« Casopis spoleen. pfatel staroS. v Praze» (1905), XII. Jahrg., ist nichts als eine unvollständige und daher in den Resultaten
nicht ganz richtige Verarbeitung der Regesten des Jahrbuches. Dankenswert sind nur die guten photographischen Detailauf-
nahmen, die beigegeben sind.
- Reg. 6192.
3 Reg. 6195, 4338, 7665, 6212.
4 Reg- 7985.
5 Reg. 4411.
Oskar Pollak.
Nachdem wir mit der Betrachtung der Großarchitektur der fünfziger und sechziger Jahre zu Ende
sind, ist es notwendig, eine Reihe dekorativer Werke, die in dieser Zeit enstanden sind, zu betrachten,
und zwar zunächst den sogenannten «Singenden Brunnen» im Hofgarten vor dem Belvedere (Taf. XIV).1
Auch über die Geschichte dieses Brunnens bringen die Regesten des Jahrbuches ein reiches und ausführ-
liches Material. Um nur die Hauptetappen der Entstehungsgeschichte hervorzuheben, sei bemerkt, daß
Kaiser Ferdinand I. im Jahre 1562 ein «muster oder modelh zu einem Brunnen im Hofgarten vom Hof-
Fig. 43. St. Salvatorkirche, Chor und rechte Seitenapside.
maier Erzherzog Ferdinands, dem Bergamasken Francesco Terzio, anfertigen ließ; die zum Guß not-
wendigen Holzpatronen sollte der deutsche Bildschnitzer Hans Peysser schneiden, den Erzguß der
aus Brünn gebürtige Büchsengießer am Prager Schloß Thomas (oder Thoman) Jarosch ausführen.2
Der Beginn des Gusses zog sich infolge von Uneinigkeit über den Preis einige Zeit hin3 und scheint
erst nach dem Tode Ferdinands I. (1564) in Angriff genommen worden zu sein; denn am 3o. Januar
1565 meldet Jarosch, der Brunnen sei zur Hälfte gefertigt und gegossen.4 Am 5. August 1567 endlich
erfahren wir, der Brunnen sei 1 allbereit gegossen» und müsse nur noch «ausberait» werden.5 Der
1 Aus der neuesten Literatur über dieses Werk ist hauptsächlich Ilgs Aufsatz über Franc. Terzio im Jahrbuch der
Kunsthistorischen Sammlungen des Allerh. Kaiserhauses IX (1889), S. 241 ff., zu erwähnen. Herains Spezialaufsatz im
« Casopis spoleen. pfatel staroS. v Praze» (1905), XII. Jahrg., ist nichts als eine unvollständige und daher in den Resultaten
nicht ganz richtige Verarbeitung der Regesten des Jahrbuches. Dankenswert sind nur die guten photographischen Detailauf-
nahmen, die beigegeben sind.
- Reg. 6192.
3 Reg. 6195, 4338, 7665, 6212.
4 Reg- 7985.
5 Reg. 4411.