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Oskar Pollak.
bis zu dem Beginne des zweiten Viertels des XVII. Jahrhunderts kein einziger Altar erhalten. Die Ursache
dieses absoluten Fehlens dürfte in dem furchtbaren Bildersturm zu suchen sein, der unter der Regierung
des kalvinischen «Winterkönigs» von der Pfalz (1620) über die Prager Kirchen hereinbrach und der, wie
uns Zeitgenossen berichten, schonungslos alle Altäre, Statuen und Bilder zertrümmerte und verbrannte.
Fig. 45. Allcrheiligenkirche neben der k. k. Hofburg, Portal.
Und da wir entsprechend dem engen Rahmen dieser Arbeit auf die Besprechung rein kunstgewerblicher
Gegenstände, als Kirchenbänke, Gitter, Leuchter etc., verzichten müssen, so erübrigt nur die Betrachtung
der Entwicklung des Grabmals, von dem freilich hervorragende und auch für die übrige Architektur
aufschlußreiche Exemplare sich erhalten haben. Bevor wir uns zu der meist üblichen Form, zu den
Epitaphien, wenden, wollen wir eine Grabplatte nicht unberücksichtigt lassen, die durch ihre künst-
lerischen Qualitäten alle anderen Gedenksteine Prags aus dieser Zeit weit überragt: es ist die Bronze-
platte, die der Ludmilla Berka von Dauba und ihren beiden Söhnchen im Jahre 1558 im Prager
Oskar Pollak.
bis zu dem Beginne des zweiten Viertels des XVII. Jahrhunderts kein einziger Altar erhalten. Die Ursache
dieses absoluten Fehlens dürfte in dem furchtbaren Bildersturm zu suchen sein, der unter der Regierung
des kalvinischen «Winterkönigs» von der Pfalz (1620) über die Prager Kirchen hereinbrach und der, wie
uns Zeitgenossen berichten, schonungslos alle Altäre, Statuen und Bilder zertrümmerte und verbrannte.
Fig. 45. Allcrheiligenkirche neben der k. k. Hofburg, Portal.
Und da wir entsprechend dem engen Rahmen dieser Arbeit auf die Besprechung rein kunstgewerblicher
Gegenstände, als Kirchenbänke, Gitter, Leuchter etc., verzichten müssen, so erübrigt nur die Betrachtung
der Entwicklung des Grabmals, von dem freilich hervorragende und auch für die übrige Architektur
aufschlußreiche Exemplare sich erhalten haben. Bevor wir uns zu der meist üblichen Form, zu den
Epitaphien, wenden, wollen wir eine Grabplatte nicht unberücksichtigt lassen, die durch ihre künst-
lerischen Qualitäten alle anderen Gedenksteine Prags aus dieser Zeit weit überragt: es ist die Bronze-
platte, die der Ludmilla Berka von Dauba und ihren beiden Söhnchen im Jahre 1558 im Prager