Studien zur Geschichte der Architektur Prags 1520—1600. l3()
Daß freilich die italienisierende Richtung nicht plötzlich aufhörte sondern sich bis ins XVII. Jahr-
hundert wacker ihrer Haut wehrte, ist mehr als begreiflich. Glücklicherweise sind wir in der Lage, gerade
für diese interessante Kampfzeit zweier Richtungen in Prag fast jedesmal genau gleichzeitig entstandene
Exemplare der beiden verschiedenen Strömungen, vorzüglich Portale, einander gegenüberstellen zu können.
Fig. 58. St. Veitsdom, Epitaph des Johann von Lobkowitz.
So gleich in diesem Falle des Seitenportals der Salvatorkirche, dessen so wenig italienische
Haltung man erst recht bemerken wird, wenn man ihm das Portal der Allerheiligenkirche
am Hradschin (Fig. 45), das kurz vor 1580 entstanden ist, entgegenhält. Die Kirche, die 1541 aus-
gebrannt war, wurde auf Veranlassung der Tochter Maximilians II. und Gemahlin Ludwigs IX., Elisa-
beth, wieder hergestellt und 1580 vom Prager Erzbischof eingeweiht.1 Leider besteht dieses Portal
1 Hammerschmid, Prodromus, p. 390.
Daß freilich die italienisierende Richtung nicht plötzlich aufhörte sondern sich bis ins XVII. Jahr-
hundert wacker ihrer Haut wehrte, ist mehr als begreiflich. Glücklicherweise sind wir in der Lage, gerade
für diese interessante Kampfzeit zweier Richtungen in Prag fast jedesmal genau gleichzeitig entstandene
Exemplare der beiden verschiedenen Strömungen, vorzüglich Portale, einander gegenüberstellen zu können.
Fig. 58. St. Veitsdom, Epitaph des Johann von Lobkowitz.
So gleich in diesem Falle des Seitenportals der Salvatorkirche, dessen so wenig italienische
Haltung man erst recht bemerken wird, wenn man ihm das Portal der Allerheiligenkirche
am Hradschin (Fig. 45), das kurz vor 1580 entstanden ist, entgegenhält. Die Kirche, die 1541 aus-
gebrannt war, wurde auf Veranlassung der Tochter Maximilians II. und Gemahlin Ludwigs IX., Elisa-
beth, wieder hergestellt und 1580 vom Prager Erzbischof eingeweiht.1 Leider besteht dieses Portal
1 Hammerschmid, Prodromus, p. 390.