152
Oskar Pollak.
lungsreihe, die, von der Spätgotik ausgehend, jene in den zwanziger Jahren durch den Einbruch italieni-
scher Formen hervorgerufene Unsicherheit allmählich überwunden hatte.
Wie ganz nordisch dieses Werk empfunden und durchgeführt ist, wird erst durch den Vergleich mit
dem gleichzeitig entstandenen Portal des «Alten Gerichts» recht augenfällig. Dies ist wieder eines jener
Werke, die fast auf demselben Standpunkte der Entwicklung stehen wie die gleichzeitige Kunst in Italien
Fig. 71. Aus Serlios IV. Libro d'Architettura.
selbst, und die die allgemeine Meinung, die gleichen Stilformen seien stets erst etwa um ein Menschen-
alter später über die Alpen gedrungen, Lügen strafen; wir haben es hier mit einem ausgesprochenen
Werke des italienischen Frühbarocks zu thun. Getragen wird das Gebälk von zwei massigen jonischen
Halbsäulen, die, wie am Portal der Allerheiligenkirche, von ganz schmalen Viertelpilastern mit dazu-
gehörigem Gebälke begleitet sind. Uber den Kapitälen und über dem als Volute behandelten Schluß-
stein des Bogens wachsen schwere, saftig profilierte Volutenkonsolen hervor, über denen sich der Zahn-
schnitt des sonst geraden Schlu(3gesimses verkröpft. Die Türumrahmung selbst schließt sich an einen
früheren Typus an, den das Portal des Palais Salm repräsentiert (vgl. Fig. 47); die Türpfeiler sind an
Oskar Pollak.
lungsreihe, die, von der Spätgotik ausgehend, jene in den zwanziger Jahren durch den Einbruch italieni-
scher Formen hervorgerufene Unsicherheit allmählich überwunden hatte.
Wie ganz nordisch dieses Werk empfunden und durchgeführt ist, wird erst durch den Vergleich mit
dem gleichzeitig entstandenen Portal des «Alten Gerichts» recht augenfällig. Dies ist wieder eines jener
Werke, die fast auf demselben Standpunkte der Entwicklung stehen wie die gleichzeitige Kunst in Italien
Fig. 71. Aus Serlios IV. Libro d'Architettura.
selbst, und die die allgemeine Meinung, die gleichen Stilformen seien stets erst etwa um ein Menschen-
alter später über die Alpen gedrungen, Lügen strafen; wir haben es hier mit einem ausgesprochenen
Werke des italienischen Frühbarocks zu thun. Getragen wird das Gebälk von zwei massigen jonischen
Halbsäulen, die, wie am Portal der Allerheiligenkirche, von ganz schmalen Viertelpilastern mit dazu-
gehörigem Gebälke begleitet sind. Uber den Kapitälen und über dem als Volute behandelten Schluß-
stein des Bogens wachsen schwere, saftig profilierte Volutenkonsolen hervor, über denen sich der Zahn-
schnitt des sonst geraden Schlu(3gesimses verkröpft. Die Türumrahmung selbst schließt sich an einen
früheren Typus an, den das Portal des Palais Salm repräsentiert (vgl. Fig. 47); die Türpfeiler sind an