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Oskar Pollak.
Ein Musterbeispiel eines solchen Tastens ist das bekannte Portal des Hauses «Zu zwei gol-
denen Bären» im Ledergäßchen (Nr. Cons. I/475, Fig. 65), das in der Form der inneren Türumrah-
mung offenbar auf den Typus des Portals des «Alten Gerichts», in der Einbeziehung des Oberlichtes
auf den der «Alten Schule» zurückgeht und so diese beiden divergenten Typen zu einem Ganzen zu-
sammenzuschweißen versucht. Wir werden nicht fehlgehen, wenn wir, auch mit Rücksicht auf den
später zu besprechenden Hof, seine Entstehungszeit in die neunziger Jahre setzen.1
Fig. 73. Grandprioratsplatz, Portal des Palais Hrzan.
Höchst amüsant sind übrigens die Eckpilaster, die, durch ein Gesimse in der Mitte unterteilt, beim
Aufstoßen auf den Boden sich nach vorne einrollen und die von köstlichen Schneckenkapitälen bekrönt
sind. Und dieses ganze architektonische Gerüst ist geradezu übersponnen mit einer unendlich mannig-
faltigen Fülle von architektonischen und vegetabilischen Ornamenten, die in sehr ausdrucksvollem,
flachem, aber kräftig eingeschnittenem Relief behandelt sind und die, in echt nordischer Formenfreude,
auf den beiden Hälften des Portales ganz verschiedene sind; sogar der durchlaufende Fries unter dem
Schlußgesimse zeigt rechts und links zwei ganz verschiedene Ornamentreihungen. Man beachte übrigens
die naive Art, wie der Eierstab auch senkrecht längs der Eckpilaster herabgeführt ist! Es ist das einzige
1 Mit Herain, 1. c, p. lo3, die Zeit zwischen 1570 und 1580 als Entstehungszeit anzunehmen, ist unmöglich.
Oskar Pollak.
Ein Musterbeispiel eines solchen Tastens ist das bekannte Portal des Hauses «Zu zwei gol-
denen Bären» im Ledergäßchen (Nr. Cons. I/475, Fig. 65), das in der Form der inneren Türumrah-
mung offenbar auf den Typus des Portals des «Alten Gerichts», in der Einbeziehung des Oberlichtes
auf den der «Alten Schule» zurückgeht und so diese beiden divergenten Typen zu einem Ganzen zu-
sammenzuschweißen versucht. Wir werden nicht fehlgehen, wenn wir, auch mit Rücksicht auf den
später zu besprechenden Hof, seine Entstehungszeit in die neunziger Jahre setzen.1
Fig. 73. Grandprioratsplatz, Portal des Palais Hrzan.
Höchst amüsant sind übrigens die Eckpilaster, die, durch ein Gesimse in der Mitte unterteilt, beim
Aufstoßen auf den Boden sich nach vorne einrollen und die von köstlichen Schneckenkapitälen bekrönt
sind. Und dieses ganze architektonische Gerüst ist geradezu übersponnen mit einer unendlich mannig-
faltigen Fülle von architektonischen und vegetabilischen Ornamenten, die in sehr ausdrucksvollem,
flachem, aber kräftig eingeschnittenem Relief behandelt sind und die, in echt nordischer Formenfreude,
auf den beiden Hälften des Portales ganz verschiedene sind; sogar der durchlaufende Fries unter dem
Schlußgesimse zeigt rechts und links zwei ganz verschiedene Ornamentreihungen. Man beachte übrigens
die naive Art, wie der Eierstab auch senkrecht längs der Eckpilaster herabgeführt ist! Es ist das einzige
1 Mit Herain, 1. c, p. lo3, die Zeit zwischen 1570 und 1580 als Entstehungszeit anzunehmen, ist unmöglich.