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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 29.1910-1911

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I. Teil: Abhandlungen
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Pollak, Oskar: Studien zur Geschichte der Architektur Prags 1520-1600
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https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0164
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Studien zur Geschichte der Architektur Prags 1520—1600.

Hausbau geben. Es wurde 1589 von
Michael Lagrand gekauft und umge-
baut.1 «Italienisch» ist daran nur mehr
die seit langem übliche Fensterform
und das einfache Ädikulaportal. Die
ganze Anlage der Fassade aber bricht
vollständig mit jener, besonders im
Melantrychhause (vgl. Taf. X) deut-
lich ausgesprochenen italienisieren-
den Richtung zugunsten einer echt
nordischen, sich freisymmetrischer
Massenausgleichung bedienenden, in
die Höhe strebenden Bauweise. Diese
malerische Komposition des Aufbaues
mit der niedrigen Mitte, die von zwei
hohen turmähnlichen, von Giebeln
bekrönten Aufbauten hoch überragt
wird, steht im äußersten Gegensatze
zu dem stets nach horizontaler Lage-
rung strebenden italienischen Hause,
dem sich in den fünfziger und sech-
ziger Jahren das Prager Haus anzu-
nähern gesucht hatte.

Das ehemalige Palais Hrzan am
Grandprioratsplatz (Nr. Cons. III/490,
Fig. 68) geht in dieser malerischen
Gruppenkompositionsweise noch wei-
ter: in drei Flügeln umschließt das Ge-
bäude einen Hof, dessen vierte Seite
gegen die Straße zu nur von einer
niedrigen Mauer, in der das Portal
eingesetzt ist, abgeschlossen wird, —
eine Anlage, die von vornherein auf
jede Fassadenwirkung verzichtet und
eher für ein Landschloß als für einen
Stadtpalast geeignet erscheint.

Bevor wir zur Besprechung des
Portales dieses Palastes schreiten, müs-
sen wir zuerst unsere Aufmerksamkeit
dem Marmorportale des ehemaligen
Weinamtes am Kreuzherrenplatz
(Fig. 70) zuwenden; dieses Portal
wurde vor einiger Zeit in das Stiegen-
haus des zweiten Stockwerkes des
Altstädter Rathauses übertragen. Es

wäre hochinteressant, über die Entstehungszeit dieses Denkmals aus Akten eine präzise Angabe zu
halten; denn wenn es ein einheimischer Künstler gemacht hat, so dürfte es seinen Formen nach in

Fig. 76. Prag, städtisches Museum, Reste

:inbrunnens.

1 Herain, 1. c, p. 140.
XXIX.

2 I
 
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