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Oskar Pollak.
nicht bekannt. Man weiß nur, daß Rudolf II. die Ruinen, die an dieser Stelle standen, im Jahre 1580
seinem Unterkämmerer Burian Terzka von Leipa schenkte, von dem sie im Jahre 1588 der Kleinseitner
Magistrat kaufte und an Kaufleute und Gastwirte vermietete. Vor dem Jahre i6o3 muß es umgebaut
worden sein, da man in diesem Jahre davon als von einem neuen spricht.1 Das Portal ist eines jener
Rustikaportale mit gefesselten Stützen, von denen wir früher zu sprechen Gelegenheit hatten. Es hält
sich aber im allgemeinen genauer an das Vorbild bei Serlio (vgl. Fig. 69), als dies z. B. der Erbauer des
Fig. 87. Kleinseitner Brückentürme und Mauthaus.
Weinamts oder des Palais Hrzan getan hatte. In vielem ist dagegen eine gewisse Veränderung zu be-
merken: der Prager Meister hat zunächst statt der Halbsäulen Pilaster verwendet und er hat diesen
Pilastern Sockel gegeben, die er mit einer ähnlichen, von einer Rinne umrahmten Diamantquader ge-
schmückt hat wie der Meister des Salvatorportals (vgl. Fig. 85). Eine weitere Konzession an die Zeit
ist endlich der schmale Viertelpilaster mit Gebälk, der die Flanken des Portals begleitet. Statt des Gie-
bels ist schließlich ein einfaches schmales Gesims gegeben; man wird schon früher bemerkt haben, daß
fast überall dort, wo in italienischen Vorbildern ein Giebel erschien, in Prag ein einfaches gerades Sturz -
1 Ruth, 1. c. III, 1076.
Oskar Pollak.
nicht bekannt. Man weiß nur, daß Rudolf II. die Ruinen, die an dieser Stelle standen, im Jahre 1580
seinem Unterkämmerer Burian Terzka von Leipa schenkte, von dem sie im Jahre 1588 der Kleinseitner
Magistrat kaufte und an Kaufleute und Gastwirte vermietete. Vor dem Jahre i6o3 muß es umgebaut
worden sein, da man in diesem Jahre davon als von einem neuen spricht.1 Das Portal ist eines jener
Rustikaportale mit gefesselten Stützen, von denen wir früher zu sprechen Gelegenheit hatten. Es hält
sich aber im allgemeinen genauer an das Vorbild bei Serlio (vgl. Fig. 69), als dies z. B. der Erbauer des
Fig. 87. Kleinseitner Brückentürme und Mauthaus.
Weinamts oder des Palais Hrzan getan hatte. In vielem ist dagegen eine gewisse Veränderung zu be-
merken: der Prager Meister hat zunächst statt der Halbsäulen Pilaster verwendet und er hat diesen
Pilastern Sockel gegeben, die er mit einer ähnlichen, von einer Rinne umrahmten Diamantquader ge-
schmückt hat wie der Meister des Salvatorportals (vgl. Fig. 85). Eine weitere Konzession an die Zeit
ist endlich der schmale Viertelpilaster mit Gebälk, der die Flanken des Portals begleitet. Statt des Gie-
bels ist schließlich ein einfaches schmales Gesims gegeben; man wird schon früher bemerkt haben, daß
fast überall dort, wo in italienischen Vorbildern ein Giebel erschien, in Prag ein einfaches gerades Sturz -
1 Ruth, 1. c. III, 1076.