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Arpad Weixlgärtner.
wappen. In der linken Hand hält er ein Spruchband und dieses zeigt in der ersten Zeile gleichsam als
Uberschrift das Wort «Mul Hannss», dessen Deutung mir bis jetzt noch nicht hat gelingen wollen.
Dann folgen in Zeile 2 und 3 die sechs überschüssigen Stichwörter, welche sich auf die letzten Paragra-
phen der Institutionen beziehen, wo von den verschiedenen Strafen die Rede ist. Darunter stehen dann
noch drei Verse, zwei Hexameter und ein Pentameter, welche die Bestimmung des Kartenspieles an-
deuten und also lauten:
«Res est plena joci, res est miranda profecto,
Ordine si cunctas picto pictasmate leges
Et decreta patrum commemorare potes.»
Oder auf deutsch:
«Traun, ein lustiger Spaß, eine Sache fürwahr zum Verwundern,
Wenn Du in zierlichem Bild und geordnet alle Gesetze
Und der Väter Dekret' einzupauken verstehst!»
Fig. 4. Piquebub und Carreaubub aus dem Kartenspiel (Rouen, letztes Viertel des XVI. Jahrhunderts)
im Vexierbuch des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
Wien, Hofmuscum.
Wendet man die letzte Karte des Spieles um, so gewahrt man nicht ohne Erstaunen eine Sau, welche
sich anschickt, einen auf dem Boden liegenden Apfel zu verzehren. An ihrem Halse bangt eine Glocke und
neben ihr erhebt sich ein junges Ferkel auf die Hinterfüße, um an ihren Zitzen zu saugen. Uber diesem
idyllischen und doch rätselhaften Bilde schwebt ein Spruchband mit der ziemlich überflüssigen Inschrift:
«Du wieste Saw».
Das vierte Kartenspiel (Inv.-Nr. 6565) findet sich bereits im Ambraser Inventar von 1596 er-
wähnt. Auf fol. 3g 1 heißt es dort: «Ain grosz kartenspil, so von pluemen, obs und tier gemäht, auf der
ainen Seiten irer durchlaucht wappen gerissen.»1 Die 48 ca. 56-5 : 40-5 cm großen Karten sind vorne
ziemlich derb bemalt, auf der Rückseite findet sich auf jedem Blatte das hier (Fig. 3) reproducierte Holz-
schnittwappen des Erzherzogs Ferdinand, dem Umriß nach ausgeschnitten, aufgeklebt. Seinetwegen
verdient das Spiel, von dem Franzenshuld 2 meint, daß es für Mummenschanz bestimmt gewesen wäre,
1 In diesem Jahrbuch, Bd. VII (1888), S. CCXC.
2 L. c, lo3. — Bei Rene d'AUcmagne rindet es sich 1. c. I, 60, erwähnt.
Arpad Weixlgärtner.
wappen. In der linken Hand hält er ein Spruchband und dieses zeigt in der ersten Zeile gleichsam als
Uberschrift das Wort «Mul Hannss», dessen Deutung mir bis jetzt noch nicht hat gelingen wollen.
Dann folgen in Zeile 2 und 3 die sechs überschüssigen Stichwörter, welche sich auf die letzten Paragra-
phen der Institutionen beziehen, wo von den verschiedenen Strafen die Rede ist. Darunter stehen dann
noch drei Verse, zwei Hexameter und ein Pentameter, welche die Bestimmung des Kartenspieles an-
deuten und also lauten:
«Res est plena joci, res est miranda profecto,
Ordine si cunctas picto pictasmate leges
Et decreta patrum commemorare potes.»
Oder auf deutsch:
«Traun, ein lustiger Spaß, eine Sache fürwahr zum Verwundern,
Wenn Du in zierlichem Bild und geordnet alle Gesetze
Und der Väter Dekret' einzupauken verstehst!»
Fig. 4. Piquebub und Carreaubub aus dem Kartenspiel (Rouen, letztes Viertel des XVI. Jahrhunderts)
im Vexierbuch des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
Wien, Hofmuscum.
Wendet man die letzte Karte des Spieles um, so gewahrt man nicht ohne Erstaunen eine Sau, welche
sich anschickt, einen auf dem Boden liegenden Apfel zu verzehren. An ihrem Halse bangt eine Glocke und
neben ihr erhebt sich ein junges Ferkel auf die Hinterfüße, um an ihren Zitzen zu saugen. Uber diesem
idyllischen und doch rätselhaften Bilde schwebt ein Spruchband mit der ziemlich überflüssigen Inschrift:
«Du wieste Saw».
Das vierte Kartenspiel (Inv.-Nr. 6565) findet sich bereits im Ambraser Inventar von 1596 er-
wähnt. Auf fol. 3g 1 heißt es dort: «Ain grosz kartenspil, so von pluemen, obs und tier gemäht, auf der
ainen Seiten irer durchlaucht wappen gerissen.»1 Die 48 ca. 56-5 : 40-5 cm großen Karten sind vorne
ziemlich derb bemalt, auf der Rückseite findet sich auf jedem Blatte das hier (Fig. 3) reproducierte Holz-
schnittwappen des Erzherzogs Ferdinand, dem Umriß nach ausgeschnitten, aufgeklebt. Seinetwegen
verdient das Spiel, von dem Franzenshuld 2 meint, daß es für Mummenschanz bestimmt gewesen wäre,
1 In diesem Jahrbuch, Bd. VII (1888), S. CCXC.
2 L. c, lo3. — Bei Rene d'AUcmagne rindet es sich 1. c. I, 60, erwähnt.