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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 29.1910-1911

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I. Teil: Abhandlungen
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Weixlgärtner, Arpad: Ungedruckte Stiche: Materialien und Anregungen aus Grenzgebieten der Kupferstichkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0280
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Ungedruckte Stiche.

267

hier Erwähnung. Der Holzschnitt mißt 553 : 3g6 mm und ist von einem nicht ungeschickten Zeit-
genossen des Tobias Stimmer und Jost Amman verfertigt.

Das letzte Kartenspiel (Figg. 4 und 5), das die Sammlung bewahrt, ist im «Vexierbuch»
versteckt, das für sich allein schon hier erwähnt werden muß. Dieses interessante Stück, Inv.-Nr. 5410,
stammt gleichfalls aus altem Ambraser Besitz und ist fol. 401 des Inventars von 1596 folgendermaßen
beschrieben: «Ain buech, in rot leder eingebunden, mit messingen pügglen beschlagen und vier messin-
gen clausurn, mit gülden und silbern zugwerch (d. s. die Ornamente auf dem braunen Ledereinband)
getruckht, so an sechs underschidlichen orten aufzuthuen ist, darinnen 2 kartenspil und etliche Teutsche
lieder druckht sein.»1 Es enthält nicht zwei Kartenspiele sondern bloß eines, aber dieses in zwei Be-
hältnissen. Es sollte aus 52 Blättern bestehen, tatsächlich sind aber nur mehr 37 erhalten. Von den
Figuren sind nur mehr folgende fünf vorhanden: der Treffkönig «hector», der Piquekönig «dauid»

Fig. 5. Herzbub und Treff könig aus dem Kartenspiel (Rouen, letztes Viertel des XVI. Jahrhunderts) im Vexierbuch

des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
Wien, Hofmuseum.

(diese beiden Überreste der neuf preux, der Ahnherren der Kartenkönige), der Herzbub «Siprien
romain», der Carreaubub «Capitaine felyr» und der Piquebub, auf dem eine Bandrolle den Namen des
Erzeugers mitteilt: «00 GABRIEL 00 DVGRIPON.» Die Größe der Karten beträgt ca. 99 : 56 mm.
Jener Spielkartenmeister findet sich tatsächlich bei Rene d'Allemagne 1573 als Maitre Cartier in Rouen
nachgewiesen. Wirklich stimmen auch von allen den bei d'Allemagne publizierten Spielen die «Cartes
au portrait de Rouen» (Charles Dubois, Rouen 1659) mit den Ambraser Karten stilistisch und, was die
Namen der Figuren betrifft, am besten überein. Auch dort kommen unter den Königen «David» und
«Hector», unter den Valets «Siprien Roman» und «CapitaFily» (so auf der anscheinend wenig verläß-
lichen Abbildung) vor; auch dort trägt der Piquebub die Adresse.

1 Jahrbuch, Bd. VII (1888), S. CCXCIII. — Vgl. Julius v. Schlosser, Kunst- und Wunderkammern der Spätrenaissance
(Bd. XI der Monographien des Kunstgewerbes), Leipzig, Klinkhardt & Biermann, S. 58.

xxix. 3s
 
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