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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 29.1910-1911

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I. Teil: Abhandlungen
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Weixlgärtner, Arpad: Ungedruckte Stiche: Materialien und Anregungen aus Grenzgebieten der Kupferstichkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0286
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Ungedruckte Stiche.

273

oben genannten Libellus Crispin de Passes. Fol. 146 wiederum ist mit einem aufgeklebten und bemalten
Kupferstich geschmückt. Er ist Nr. 14 einer Serie und stellt einen nach links stehenden Soldaten dar,
der mit der Rechten eine Partisane geschultert hat und an dessen linker Seite ein langer Degen hängt.
Unten stehen die Verse: «Dess felscherers ein kriegshaubtman, i Durch auss gar nicht entraten kan.»
Das ausgeschnittene und aufgeklebte Blatt mißt 126 : 90 mm. Fol. 150 endlich besteht aus dem Titel-
kupfer von Crispin de Passes «Collectanea fabularum facetiarumque». Über einer Kartusche mit der
Schrift ein Adler, der eine Schreibfeder im Schnabel hält, links ein Putto mit Caduceus, rechts einer mit
Bandrolle und Schild, unter dem Schriftfeld ein aufgeschlagenes Buch. Die Platte mißt 85 : 127 mm.

Um den Beispielen für
graphische Blätter als Ap-
pliken im Innern eines Bu-
ches auch eines für einen
Holzschnitt, der als Applik
auß en an einem Buche be-
stimmt war, anreihen zu
können, muß statt der
kunstindustriellen eine an-
dere kaiserliche Sammlung
zuhilfe gerufen werden.

In der Hofbibliothek
befindet sich der hier (Fig. 6)
abgebildete italienische
Doppelholzschnitt vom
Ende des XV. Jahrhun-
derts: links das Monogramm
Christi inmitten der Evan-
gelistensymbole, rechts der
Drachenkampf des heil.
Georg, alle sechs Darstel-
lungen in Kreisen und um-
geben von reicher Orna-
mentik. Der ganze Holz-
schnitt mißt 2o3 : 290 mm.
Schon Schreiber hat in sei-
nem Manuel1 die Bestim-
mung des Holzschnittes,
der, auf einen Bucheinband
aufgeklebt, diesen zieren sollte, erkannt, ohne von zwei Exemplaren des mit jenem aufs engste zu-
sammengehenden anderen Holzschnittes zu wissen, den Kristeller publiziert hat.2 Kristeller wieder
kennt das Wiener Exemplar nicht. Das bessere Exemplar des von ihm beschriebenen Holzschnittes hat
sich damals in der Sammlung des Herrn Cernuschi in Paris befunden und schmückt den Einband des
Anteros von Baptista Fulgosius, eines Buches, das 1496 zu Mailand von Leonardus Pachel gedruckt wurde.
Ein arg zerstörter Druck vom selben Holzstock wird im Berliner Kupferstichkabinett aufbewahrt. Kris-
teller macht es wahrscheinlich, daß der Holzschnitt von einem der in den letzten zehn Jahren des
XV. Jahrhunderts für den ferraresischen Drucker und Verleger Lorenzo de' Rossi arbeitenden Künstler
herrührt. Vergleicht man den Wiener Holzschnitt mit dem Cernuschi-Druck, so erweist er sich bis

Fig. 7-

Kolorierter Holzschnitt aus dem letzten Drittel des XVI. Jahrhunderts
auf dem Deckel einer Spielwarenschachtel.

Wien, Hofmnscum.

1 II, 222, Nr. 1815.

2 Woodcuts as Bindings, in Bibliographica, London 1895, Vol. I, 249 fr. und Taf. XIII.
 
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