Ungedruckte Stiche.
eines Papierdruckes, wie bei der Contreepreuve. Dieses Verfahren, von dem ein Autor sagt, daß es für
die britische Keramik so viel bedeutet wie der Buchdruck für die Literatur, ward um die Mitte des
XVIII. Jahrhunderts in England erfunden. Allem Anscheine nach kamen so ziemlich zur gleichen Zeit
mehrere Leute (John Sadler, Stephen Theodore Janssen, Simon Francois Ravenet, Robert Hancock) auf
die gleichsam in der Luft hängende Idee und ward diese auch ungefähr gleichzeitig von verschiedenen
englischen Fabriken (Battersea, Bow, Liverpool, Worcester) in die Tat umgesetzt. Den Anlaß dazu gab
das sogenannte «Jesuit china», d. i. chinesisches Porzellan, das in China nach dem Muster europäischer
Fig. 14. Schüssel aus Holitscher Porzellan mit abgezogenem Stiche von Leopold Schmalhofer.
Wien, Hofmuseun).
Kupferstiche, die die Jesuitenmissionäre zur Verfügung stellten, bemalt worden war. Das Verfahren
besteht im wesentlichen darin, daß die Zeichnung hinreichend tief in die Kupferplatte eingestochen
wird, damit diese eine genügende Menge der eigens bereiteten Farbsubstanz aufnehmen kann. Von der
Platte wird dann auf die gewöhnliche Weise ein Abzug auf Papier genommen. Dieser wird auf die mit
dem Kupferstich zu schmückende Email- oder Porzellanfläche gepreßt. Das Geschirr wird schließlich
nochmals gebrannt.1
Nach englischem Muster wurde auch in der 1746 —1827 bestehenden k. k. Majolika-Geschirrfabrik
zu Holitsch in Ungarn (dicht an der mährischen Grenze, bei Göding) mit Kupferstichen bedrucktes
Porzellan (richtiger Steingut) hergestellt. 1788 sind die einschlägigen Versuche abgeschlossen, 178g
kommt zum erstenmal Geschirr, auf das Kupferstiche abgezogen sind, in den Handel. Bis zum r. Ok-
1 William Turner, Transfer Printing on Enamels, Porcelain and Pottery, London 1907.
37*
eines Papierdruckes, wie bei der Contreepreuve. Dieses Verfahren, von dem ein Autor sagt, daß es für
die britische Keramik so viel bedeutet wie der Buchdruck für die Literatur, ward um die Mitte des
XVIII. Jahrhunderts in England erfunden. Allem Anscheine nach kamen so ziemlich zur gleichen Zeit
mehrere Leute (John Sadler, Stephen Theodore Janssen, Simon Francois Ravenet, Robert Hancock) auf
die gleichsam in der Luft hängende Idee und ward diese auch ungefähr gleichzeitig von verschiedenen
englischen Fabriken (Battersea, Bow, Liverpool, Worcester) in die Tat umgesetzt. Den Anlaß dazu gab
das sogenannte «Jesuit china», d. i. chinesisches Porzellan, das in China nach dem Muster europäischer
Fig. 14. Schüssel aus Holitscher Porzellan mit abgezogenem Stiche von Leopold Schmalhofer.
Wien, Hofmuseun).
Kupferstiche, die die Jesuitenmissionäre zur Verfügung stellten, bemalt worden war. Das Verfahren
besteht im wesentlichen darin, daß die Zeichnung hinreichend tief in die Kupferplatte eingestochen
wird, damit diese eine genügende Menge der eigens bereiteten Farbsubstanz aufnehmen kann. Von der
Platte wird dann auf die gewöhnliche Weise ein Abzug auf Papier genommen. Dieser wird auf die mit
dem Kupferstich zu schmückende Email- oder Porzellanfläche gepreßt. Das Geschirr wird schließlich
nochmals gebrannt.1
Nach englischem Muster wurde auch in der 1746 —1827 bestehenden k. k. Majolika-Geschirrfabrik
zu Holitsch in Ungarn (dicht an der mährischen Grenze, bei Göding) mit Kupferstichen bedrucktes
Porzellan (richtiger Steingut) hergestellt. 1788 sind die einschlägigen Versuche abgeschlossen, 178g
kommt zum erstenmal Geschirr, auf das Kupferstiche abgezogen sind, in den Handel. Bis zum r. Ok-
1 William Turner, Transfer Printing on Enamels, Porcelain and Pottery, London 1907.
37*