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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 29.1910-1911

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I. Teil: Abhandlungen
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Weixlgärtner, Arpad: Ungedruckte Stiche: Materialien und Anregungen aus Grenzgebieten der Kupferstichkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0323
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Ungedruckte Stiche.

3n

Trecento zu den Niellen und Kupferstichen der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts angelegt denken,
diese wie jene gleichsam die Arme eines und desselben Stromes, von denen freilich der eine bald ver-
sanden sollte, während dem andern schier ins Unabsehbare anzuwachsen bestimmt war. Wichtig ist,
daß in der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts nicht nur in Italien, nicht nur in Florenz und Bologna
kupferstichähnliche niellierte Gravierungen vorkommen sondern auch in Deutschland. Ich verweise
diesbezüglich einerseits auf die Rückseite des 1494 von Nikolaus Seid in Augsburg geschaffenen Ulrichs-
kreuzes im Kirchenschatz von St. Ulrich in Augsburg,1 andererseits auf die, wie Max Geisberg bereits igo3
erkannt hat, von Israhel von Meckenem gravierte Agnus-Dei-Kapsel vom Jahre 1470 im Bayerischen
Nationalmuseum zu München.2

Von italienischen Niellen der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts besitzt das kunst-
historische Hofmuseum zwei, beziehungsweise drei charakteristische Stücke.

b c

Fig. 23. a. Niello auf einem Ringe in der Antiken-Sammlung des Wiener Hofmuseums. —
b. und c. Vorderseite und Rückseite eines nieliierten Anhenkers im Besitze des Herrn Dr. Alhert Figdor in Wien.

In der der Antiken-Sammlung angegliederten Kollektion geschnittener Steine des Altertums sowohl
als auch der Renaissance findet sich auch ein Ring aus vergoldetem Silber, der mit einem gravierten
und niellierten Silberplättchen geschmückt ist (Inv.-Nr. 341 der Antiken-Sammlung; Fig. 23 a). Es mißt
25 : 20 mm und stellt Vulkan dar, sitzend und auf dem Amboß an einem kleinen Flügel hämmernd.
Bei Dutuit3 ist diese Darstellung sowohl unter den Platten als auch unter den Abdrucken nicht verzeichnet.
Passavant4 beschreibt nach Duchesne eine ganz ähnliche folgendermaßen: «Vulcain. II est assis et bat
sur l'enclume qu'il tient entre les genoux une des ailes du Cupidon. Sur le terrain ä gauche on voit
une armure, et un bouclier avec un brassard pendent ä un arbre. En haut, au milieu des branches de
l'arbre, on apereoit deux petits ronds dont Tun est entierement blanc. Duchesne. II a oublie d'en donner
la mesure ainsi que le nom de possesseur.» Daraus, daß er den Panzer links auf der Erde angibt, müßte
man, handelte es sich um dasselbe Niello, den Schluß ziehen, daß Duchesne einen Abdruck vor sich
hatte. Als Ungenauigkeit oder Irrtum in der Beschreibung könnte noch die Beinschiene hingehen, die
neben dem Schilde am Baume hängt (auf unserem Niello hängen nämlich deutlich zwei Schilde am
Baume); die beiden kleinen Runde aber inmitten der Äste des Baumes, von denen das eine ganz weiß
ist, zeigen deutlich, daß Duchesne ein anderes Niello, sei es nun im Original oder als Abdruck, vor

1 Ernst Bassermann-Jordan, Renaissance-Ausstellung des bayerischen Museumsvereins, II. Kunstgewerbe, im Münchner
Jahrbuch der bildenden Kunst 1907, 1. Halbband, S. 96 ff.; Abb. 4.

2 Geisberg, Die Anfänge des deutschen Kupferstiches, S. 124 und 125, abgebildet auf Tafel 70 unten.

3 Dutuit, Manuel I, 2 (Paris 1888).

4 1, p. 3i6, Nr. 618.
 
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