Uogedruckte Stiche.
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Die kaiserliche kunstindustrielle Sammlung besitzt zwar in ihrem berühmten Kunstbuch Albrecht
Dürers Originalzeichnungen von seiner Hand, aber darunter keine, die als Typus der Stecherzeich-
nung ausgegeben werden könnte. Dafür aber finden sich in einem ihrer Klebebände Federzeichnungen
nach Virgil Solis und vermutlich aus seiner Werkstatt und, auf Holz aufgezogen und eingerahmt,
zwei ebenfalls mit der Feder gezeichnete Tondi des Johann Wierix und diese sowie jene können als
typische Stecherzeichnungen gelten.
Die Zeichnungen der Solis-Werk-
statt sind in einem Klebeband1 unter
Stichen und Radierungen aufbewahrt
und bei flüchtiger Betrachtung können
die mit der Feder ungemein präzis, aber
auch recht trocken gezeichneten Darstel-
lungen ganz leicht als Radierungen an-
gesehen werden; so sehr hat der Strich
der Feder, der doch im Anschwellen und
Ausklingen um so viel mehr Elastizität
besitzen konnte, die Art und Weise der
Radiernadel angenommen. Die Blättchen
seien im folgenden kurz verzeichnet:
1. Herkules und der nemeische Löwe.
Mit dem bekannten Monogramm des Künst-
lers oder besser: seiner Werkstatt, den ver-
schlungenen Buchstaben V und S, links
oben signiert. 124 : 83 mm (S. 113, Nr. 282).
Kopie nach P. 571.
2. Fechtender Mann im Zeitkostüm,
mit Speer, nach rechts; vor ihm auf dem
Boden Dussak und Bidenhänder. Signiert
links oben. i23:8imm. Auf das Blatt
hat sich einst anscheinend eine andere
Federzeichnung abgedruckt. Die Spuren,
die darauf schlie(3en lassen, rühren nicht
von dem gegenüberstehenden Kupferstich
her. (S. 113, Nr. 283.)
Beide Blättchen auf gemeinsamem
Untersatze.
3. König in antik gemeinter Rüstung, stehend, die Rechte auf den Schild gestützt, in der Linken
eine Hellebarde haltend. Signiert links oben. 122 : 79 mm. Auf Untersatz. (S. 123, Nr. 3oi.)
4. Adam, an den Baum gelehnt, der links gedachten, aber nicht gezeichneten oder erhaltenen
Eva den Apfel reichend. Signiert links oben. 124:78 mm. Auf Untersatz. (S. 123, Nr. 3o2.)
Kopie nach B. 5.
5. Leda, stehend, den an sie geschmiegten Schwan liebkosend. Signiert links oben. i23 : 73 mm.
Auf Untersatz. (S. 124, Nr. 3o3.)
Kopie nach P. 565.
6. Stockfechter, wohl Gegenstück zu Nr. 2, nach links; auf dem Boden abermals Dussak und
Bidenhänder. Signiert links oben. 126:84 mm. Auf Untersatz. (S. 124, Nr. 304.)
Kopie nach P. 575.
1 Inv.-Nr. 6639: »Goldtschmiedt Arbet von aller | lay, gaistlichen vnd weltlichen hostorien»(!), schon im Inventar von 1596
nachweisbar.
Fig. 37. Federzeichnung (der Werkstatt des Virgil Solis?).
Kopie der Radierung Fig. 36.
Wien, Hofmuseum.
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Die kaiserliche kunstindustrielle Sammlung besitzt zwar in ihrem berühmten Kunstbuch Albrecht
Dürers Originalzeichnungen von seiner Hand, aber darunter keine, die als Typus der Stecherzeich-
nung ausgegeben werden könnte. Dafür aber finden sich in einem ihrer Klebebände Federzeichnungen
nach Virgil Solis und vermutlich aus seiner Werkstatt und, auf Holz aufgezogen und eingerahmt,
zwei ebenfalls mit der Feder gezeichnete Tondi des Johann Wierix und diese sowie jene können als
typische Stecherzeichnungen gelten.
Die Zeichnungen der Solis-Werk-
statt sind in einem Klebeband1 unter
Stichen und Radierungen aufbewahrt
und bei flüchtiger Betrachtung können
die mit der Feder ungemein präzis, aber
auch recht trocken gezeichneten Darstel-
lungen ganz leicht als Radierungen an-
gesehen werden; so sehr hat der Strich
der Feder, der doch im Anschwellen und
Ausklingen um so viel mehr Elastizität
besitzen konnte, die Art und Weise der
Radiernadel angenommen. Die Blättchen
seien im folgenden kurz verzeichnet:
1. Herkules und der nemeische Löwe.
Mit dem bekannten Monogramm des Künst-
lers oder besser: seiner Werkstatt, den ver-
schlungenen Buchstaben V und S, links
oben signiert. 124 : 83 mm (S. 113, Nr. 282).
Kopie nach P. 571.
2. Fechtender Mann im Zeitkostüm,
mit Speer, nach rechts; vor ihm auf dem
Boden Dussak und Bidenhänder. Signiert
links oben. i23:8imm. Auf das Blatt
hat sich einst anscheinend eine andere
Federzeichnung abgedruckt. Die Spuren,
die darauf schlie(3en lassen, rühren nicht
von dem gegenüberstehenden Kupferstich
her. (S. 113, Nr. 283.)
Beide Blättchen auf gemeinsamem
Untersatze.
3. König in antik gemeinter Rüstung, stehend, die Rechte auf den Schild gestützt, in der Linken
eine Hellebarde haltend. Signiert links oben. 122 : 79 mm. Auf Untersatz. (S. 123, Nr. 3oi.)
4. Adam, an den Baum gelehnt, der links gedachten, aber nicht gezeichneten oder erhaltenen
Eva den Apfel reichend. Signiert links oben. 124:78 mm. Auf Untersatz. (S. 123, Nr. 3o2.)
Kopie nach B. 5.
5. Leda, stehend, den an sie geschmiegten Schwan liebkosend. Signiert links oben. i23 : 73 mm.
Auf Untersatz. (S. 124, Nr. 3o3.)
Kopie nach P. 565.
6. Stockfechter, wohl Gegenstück zu Nr. 2, nach links; auf dem Boden abermals Dussak und
Bidenhänder. Signiert links oben. 126:84 mm. Auf Untersatz. (S. 124, Nr. 304.)
Kopie nach P. 575.
1 Inv.-Nr. 6639: »Goldtschmiedt Arbet von aller | lay, gaistlichen vnd weltlichen hostorien»(!), schon im Inventar von 1596
nachweisbar.
Fig. 37. Federzeichnung (der Werkstatt des Virgil Solis?).
Kopie der Radierung Fig. 36.
Wien, Hofmuseum.